Als "Papst" und "Kaiser" im Burgenland arbeiten mussten ...
Der scheidende Papst Benedikt XVI. hat eine biographische Verbindung zum Burgenland. Dass diese auch eine schier unglaublich historische Fußnote zum Haus Habsburg hat, weiß der Stegersbacher Historiker Walter Dujmovits zu berichten.
Im Kriegsjahr 1944 war der 17-jährige Joseph Ratzinger zum Reichsarbeitsdienst abkommandiert. Im Nordburgenland musste er beim Stellungsbau am Südostwall mitarbeiten. In seiner Biographie schreibt er von seinem Einsatz "im Dreiländereck Österreich-Tschechoslowakei-Ungarn".
Als Ratzinger in den 90er Jahren Kurienkardinal in Rom war, lernte er den damaligen österreichischen Vatikan-Botschafter Georg Hohenberg kennen. Hohenberg ist der Enkel des 1914 in Sarejewo erschossenen Kaiser-Thronfolgers Franz Ferdinand.
"Im Gespräch sind die beiden zufällig draufgekommen, dass sie zur selben Zeit in der selben Gegend zum Stellungsbau eingesetzt waren. Hohenberg hat mir selbst erzählt, es sei zwischen Winden und Parndorf gewesen", berichtet Dujmovits.
Historisches Gedankenspiel
"Natürlich konnten die beiden nicht mehr feststellen, ob sie einander 50 Jahre zuvor tatsächlich persönlich begegnet waren. Aber allein der Gedanke ist reizvoll: Wäre Sarajewo nicht passiert und wäre Österreich eine Monarchie geblieben, dann wäre Georg Hohenberg laut Thronfolge irgendwann Kaiser geworden. Dann wären also der spätere Papst und der spätere Kaiser im Jahr 1944 zur selben Zeit im Burgenland gewesen. Der eine 17 Jahre alt, der andere 14 Jahre. Beide in Uniform und beide mit der Schaufel in der Hand."
Aus der Autobiografie des Papstes
"Am 10. September 1944 wurden wir, inzwischen ins militärische Alter gekommen, aus der Flak entlassen, in der wir als Schüler gedient hatten. Als ich heimkam, lag schon die Einberufung zum Reichsarbeiterdienst auf dem Tisch. Am 20. September führte eine endlose Fahrt ins Burgenland, wo wir im Dreiländereck Österreich-Tschechoslowakei-Ungarn unser Lager zugewiesen erhielten."
Joseph Ratzinger, Aus meinem Leben, 1998
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.