Sprachkurs und mehr
Aus dem Alltag ukrainischer Flüchtlinge in Wörterberg
"Wie geht es Ihnen?" - "Sehr gut." - "Und wie geht es Ihnen?" - "Ebenfalls gut, danke." Begrüßungsformeln wie diese stehen heute auf dem Programm. Kursleiterin Natalja Manojlina, die seit sechs Jahren in Österreich lebt, hat im Mehrzweckraum der Gemeinde Wörterberg zwölf ukrainische Flüchtlinge vor sich, die von ihr und mit ihr Deutsch lernen.
Männer mussten bleiben
42 Personen, je zur Hälfte Frauen und Kinder, sind im Ort in einem großen Quartier untergebracht. Der Krieg in ihrer Heimat hat sie hierher verschlagen, ihre Männer mussten daheim bleiben. In Wörterberg sind sie in Sicherheit, die drei Deutschkurse pro Woche bilden einen ihrer wichtigsten Anknüpfungspunkte.
"Hilfsbereit und freundlich"
"Die Menschen hier sind sehr hilfsbereit und freundlich zu uns. Niemand ist aggressiv", erzählt Swetlana Petroschenko. Daheim arbeitete sie als Fabriksarbeiterin, bis der Krieg auch in ihre Heimatstadt Schitomir kam.
Kein Kontakt
"Bis zu sechsmal am Tag gab es Bombenalarm", schildert Aljona Umanska. Die Sozialarbeiterin kam mit Tochter und Enkel nach Österreich, die beiden sind aber mittlerweile wieder zurück zu deren Familie in die Ukraine gefahren. Zu ihrem Mann hat Aljona keinen Kontakt. "Er ist im Krieg. Ich kann ihn weder am Telefon noch über Internet erreichen", erzählt sie traurig.
Alltag in Wörterberg
Auch der Mann von Natalja Wosnjuk musste in der Ukraine bleiben. Zumindest über WhatsApp ist die Lehrerin aber in Kontakt mit ihm. Und so kann sie ihm erzählen, wie das Leben in Wörterberg für sie und die anderen Flüchtlinge verläuft. "Es ist sehr ruhig. Wir bringen die Kinder in die Schule, kochen, gehen spazieren, lernen Deutsch", erzählt sie.
Langeweile soll möglichst nicht aufkommen. "Viele schauen sich auf YouTube Videos über Österreich und das Leben hier an. Und viele machen selbstständig auch Deutsch-Lerneinheiten via Internet", ist Sprachlehrerin Natalja auf ihre Schützlinge stolz.
Hilfsbereitschaft
Über ihren Quartiergeber Hans Jürgen Grandits und die anderen Österreicher sind alle voll des Lobes. "Sie kommen zu uns ins Quartier und bringen uns Dinge, die wir brauchen. Auch in der Kirche wurde für uns gesammelt", zeigt sich Aljona gerührt. "Die Kinder haben Schulsachen, Essen und Bekleidung geschenkt bekommen. Sie werden sogar von anderen Familien nach Hause eingeladen, um gemeinsam zu spielen", schildert Swetlana.
Wie lange die Situation noch so ist, wie sie ist, kann niemand abschätzen. Aber sobald es möglich ist, möchte Natalja Wosnjuk wieder nach Hause. Aljona und Swetlana können es sich hingegen durchaus vorstellen, auch auf Dauer in Österreich zu bleiben.
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