Bataillonskommandant im Interview
Güssinger Kaserne bekommt 90 neue Panzer
Christian Luipersbeck, Kommandant des Jägerbataillons 19, skizziert, welche Investitionen in der Montecuccoli-Kaserne in Güssing geplant sind.
MEINBEZIRK.AT: Die Bundesregierung hat für das Bundesheer ein großes Beschaffungspaket beschlossen. Was kann man sich darunter vorstellen?
LUIPERSBECK: Das Nachrüstungsprogramm umfasst drei Teile. Erster ist die Mobilität der Einsatzkräfte zu Land und in der Luft, dazu zählen Flugzeuge und Panzer. Der zweite ist die Ausrüstung und Bewaffnung der Soldaten, der dritte betrifft die Autarkie und Nachhaltigkeit der Kasernen.
Was bedeutet das für die Montecuccoli-Kaserne Güssing?
Die wichtigsten Anschaffungen sind die neuen Radpanzer "Pandur Evolution". Für unser Jägerbataillon 19 werden 60 Stück bei uns stationiert, dazu 30 weitere, die dem Jagdbataillon Burgenland zugeordnet sind. Das wird wahrscheinlich im Jahr 2025 der Fall sein. Insgesamt werden für Österreich 225 neue Pandur-Radpanzer um rund 1,8 Millionen Euro angeschafft.
SInd in Güssing nicht schon jetzt Pandur stationiert?
Das ist richtig. Wir haben derzeit rund 40 Stück des Pandur A2. Er ist verlässlich und einsatzfähig, aber schon etwas in die Jahre gekommen. Er wird daher ersetzt.
Was können die neuen Panzerfahrzeuge?
Die jetzigen Pandur sind im wesentlichen Mannschaftstransportfahrzeuge. Die neuen hingegen werden in insgesamt zwölf Varianten produziert und ausgeliefert. Sie werden beispielsweise um die Elemente Mörserkampfsystem, mobile Flugabwehr, Drohnenabwehr und elektronische Kampfführung ergänzt.
Wie bereitet sich die Kaserne auf diese Neuanschaffung vor?
Wir werden weitere Garagen und Lagerhallen sowie zusätzliches Werkstättenpersonal benötigen.
Wie wird die Mannesausrüstung erneuert?
Das altbewährte Sturmgewehr 77 ist modifiziert worden. Wir haben in Güssing schon 300 Stück dieser neuen Variante, 300 weitere werden folgen. Das neue StG 77 hat eine bessere Zieloptik, eine etwas veränderte Mechanik, einen verstellbaren Laufgriff und kann individuell an den Schützen angepasst werden. Wir bekommen außerdem - als eine der Konsequenzen aus dem Ukraine-Krieg - moderne Panzerabwehrwaffen sowie verbesserte Nachtsichtausrüstung.
Welche Rolle spielt die Drohnen-Technologie?
Eine immer größere. Auch das zeigt der Ukraine-Krieg. Unser Jägerbataillon 19 bekommt im ersten Halbjahr 2024 eine erhebliche Anzahl, vor allem werden das Aufklärungsdrohnen sein.
Welche Investitionen sind auf dem Sektor der Kasernen-Autarkie vorgesehen?
Im Mai wird in Güssing ein großes Dieselaggregat installiert, damit wir auch im Fall eines Blackout handlungsfähig sind. Außerdem werden künftig größere Mengen Lebensmittel, Sanitätsmaterial und Munition bevorratet.
Haben Sie für das alles genügend Personal?
Das ist in der Tat eine große Herausforderung. Die Kaderpräsenzeinheiten für Auslandseinsätze können wir gerade noch ordnungsgemöß auffüllen. Aber bei den Grundwehrdienern machen sich die sinkenden Geburtenzahlen, die hohe Zahl der Untauglichen und die Alternative des Zivildienstes bemerkbar.
Bereiten Sie in Güssing auch wieder Auslandseinsätze vor?
Wir planen die Aufstellung einer 130 Mann starken, rasch verfügbaren Reservekompanie für Bosnien. Die wird von hier aus binnen drei Tagen einsatzbereit sein.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.