Meister der Opernmusik ab 1. August in Neuhaus am Klausenbach
Internationale Klasse am Dirigentenpult, auf der Bühne und im Regiesessel
Wenn sich ab 1. August im Hof von Schloss Tabor Hänsel und Gretel musikalisch verirren, sind absolute Meister des Opernfachs am Werk.
Als Dirigenten für "Hänsel und Gretel" hat Intendant Dietmar Kerschbaum den bayreuth-erprobten Generalmusikdirektor der Frankfurter Oper, Sebastian Waigle, gewonnen. Regie führt Joseph Köpplinger, Intendant des Münchner Gärtnerplatz-Theaters.
Die Titelrollen in Engelbert Humperdincks Märchenoper singen Adrineh Simonian (Hänsel) und Renate Pitscheider (Gretel) von der Wiener Volksoper. Intendant Kerschbaum selbst schlüpft in die Rolle der bösen, kannibalischen Hexe.
Premiere ist am 1. August. Bis zum 11. August stehen sechs weitere Aufführungen auf dem Spielplan. Probenfotos sind auf jdf-events-at zu sehen.
Sebastian Weigle: bayreuth-erprobter Dirigent
Zum dritten Mal nach 2007 und 2012 dirigiert Sebastian Weigle das Jopera-Orchester. In erster Linie ist er zwar Generalmusikdirektor der Frankfurter Oper, aber nach Neuhaus kommt er immer wieder gern.
"Ich liebe Open-Air-Opern", schwärmt er vom Innenhof des Schlosses Tabor. Hier kommen die Stimmen unverfälscht zur Geltung, Mikrofone sind tabu. "Wo sonst zirpen die Grillen zur Opernmusik, geht die Sonne hinter den Kulissen unter und fliegen Schwalben über den Orchestergraben?"
Für den musikalischen Leiter birgt die mikrofonfreie Naturkulisse aber auch Herausforderungen. "Es gibt keinen Nachhall wie in einem geschlossenen Raum. Auch der Wind ist immer wieder zu hören. Die Sänger müssen sehr gut artikulieren", weiß Waigle.
Der Deutsche, der regelmäßig bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth dirigiert, mag die Beschaulichkeit, die er während der mehrwöchigen Proben- und Aufführungszeit im Bezirk Jennersdorf genießen kann. "Die Atmosphäre im Ensemble ist ausgesprochen familiär. Wir haben lang andauernde Freundschaften aufgebaut."
Damit er sich auch daheim noch ans Neuhauser Hügelland erinnern kann, wird Waigle vor der Heimreise zum Großeinkäufer. "Ich nehme immer massenweise Kernöl, Schnäpse oder Marmeladen von den Obsthöfen mit. Das sind tolle Geschenke in Deutschland."
Joseph Köpplinger: Regisseur auf Gastierurlaub
Zum ersten Mal arbeitet Joseph Köpplinger in Neuhaus. Die über 20 Jahre währende Freundschaft mit Hausherr Dietmar Kerschbaum hat den Intendanten des Münchner Gärtnerplatz-Theaters auf Schloss Tabor gebracht.
"Es ist eine Art Gastierurlaub", freut sich der gebürtige Niederösterreicher. "Das Team und die Sänger arbeiten sehr präzise, und wir haben Spaß an unserer Arbeit."
Humperdincks "Hänsel und Gretel" sieht Köpplinger als "Einstiegsdroge" für Opern-Neulinge, "noch geeigneter als die Zauberflöte".
Trotzdem streift er in seiner Inszenierung das Märchenhafte zu einem guten Teil ab. "Ich will in Erinnerung rufen, dass die Hexe ein grausamer Kannibale ist. Bei uns agiert sie obendrein als Transvestit", so Köpplinger.
Märchen gehen für ihn in ihrer Aufgabe weit über Unterhaltung hinaus. "Sie sind sozialkritisch und politisch, aber stets auch Balsam für die Sinne."
Das schlägt sich auch in der Ästhetik des Bühnenbilds nieder. Sie ist reduziert, aber nicht karg. Sie lässt dem Publikum Raum für die eigene Vorstellungskraft, und sie formt traditionell Gedachtes neu. Das Lebkuchenhaus der Hexe wird zum fahrbaren Süßwarenkiosk, die Hütte des armen Holzhackers zum schrottreifen Oldtimer-Bus.
An Schloss Tabor schätzt Köpplinger den Charme und die - durchaus positiv gemeinte - "Einöde" des Ortes. "Das beruhigt ungemein beim Arbeiten."
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