Gastronomie
Was Gemeinden im Bezirk Güssing gegen das Gasthaussterben tun

- Das Gemeindegasthaus in Bildein wird übergangsweise von Mitgliedern des Kulturvereins "Grenzgänger" geführt und betreut. Von links: Adella Glocknitzer, Sabrina Loferer, Vizebürgermeister Hansjörg Schrammel und Bürgermeister Emmerich Zax.
- Foto: KVGG
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Um das gastronomische und damit das gesellschaftliche Leben im Dorf aufrechtzuerhalten, ist mitunter Kreativität erforderlich.
GÜTTENBACH/BILDEIN/NEUSTIFT/INZENHOF. Selten hat das Wirtshaussterben eine Gemeinde in derart kurzer Zeit so getroffen wie Güttenbach. Binnen drei Jahren schlossen das Gasthaus Sztubics, das Gasthaus Kappel, das auf Güttenbacher Hotter gelegene Restaurant beim Flugplatz Punitz und der Pizza-Treff ihre Pforten.
Halle umgebaut
Um das gesellschaftliche Leben zumindest einigermaßen aufrechtzuerhalten, hat die Gemeinde reagiert. In den letzten Monaten wurde die Mehrzweckhalle so umgebaut, dass auch Private sie nutzen können. Eine Küche und ein erweiterter Ausschank ermöglichen Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und andere Zusammenkünfte. "Termine müssen über die Gemeinde angefragt werden. Die Nutzerinnen und Nutzer können entweder selber kochen oder ein Catering organisieren", erklärt Peter Radakovits vom Gemeindeamt. Von Ostern bis Oktober sind private Feiern möglich.

- Die Güttenbacher Mehrzweckhalle wurde zuletzt so umgebaut, dass Teile auch von Privatpersonen für Veranstaltungen und Feiern genutzt werden können.
- Foto: Sonja Radakovits-Gruber
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Gemeinde verpachtet
Einen anderen Weg hat Bildein eingeschlagen, nachdem 1997 das Gasthaus Marosits und damit das letzte Dorfgasthaus schloss. 2004 wurde das neue Weinkulturhaus eröffnet, in dem auch ein Gastbetrieb integriert ist. Der von der Gemeinde gegründete Verein "Grenzgänger" verpachtet dieses Gasthaus.
"Das funktioniert gut, wenn der Pächter das, was er tut, gerne tut", so die Erfahrung von Bürgermeister Emmerich Zax (ÖVP). In den ersten Jahren lief das Modell vorbildlich, mehrere Pächterwechsel brachten allerdings nicht den gewünschten Erfolg.
Verein betreibt
Nachdem sich 2022 kein Pächter mehr fand, entschlossen sich die "Grenzgänger", den Betrieb interimistisch selbst zu führen. "Wir haben mithilfe des AMS eine Köchin angestellt, die restlichen Arbeiten übernehmen Vereinsmitglieder", erklärt Zax. Ein Dauerbetrieb ist so zwar nicht möglich, aber die gastronomische Versorgung bei Kulturveranstaltungen, für Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern gewährleistet. Unabhängig davon ist die Gemeinde weiterhin auf Pächtersuche. "Wir führen immer wieder Gespräche", so Zax.
Gastro im Dorfzentrum
Ein ähnliches Modell hat die Gemeinde Neustift bei Güssing gewählt. Sie hat 2013
das ehemalige Gasthaus Wechsler gekauft und zu einem Dorfzentrum umgebaut. Während das Kellergeschoß für Fitness-, Gesundheits- und Vereinsaktivitäten zur Verfügung steht, werden die gastronomischen Räumlichkeiten verpachtet. "Wir haben beste Erfahrungen damit. Hätten wir das Dorfzentrum nicht, würde der wichtigste Treffpunkt im Ort fehlen", bilanziert Bürgermeister Franz Kazinota (SPÖ).

- Renata Denke hat das Gasthaus im Neustifter Gemeindezentrum gepachtet.
- Foto: Elisabeth Kloiber
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Mit Renate Denke ist die mittlerweile vierte Pächterin am Werk. Sechs Tage pro Woche hält sie das Gasthaus offen, gekocht wird jeden Tag.
Ein neuer "Ersatz-Treffpunkt"
Die Schließung des Gasthauses Kurta im Jahr 2021 veranlasste die Gemeinde Inzenhof, über eine Ersatzlösung nachzudenken. 2024 wurde sie in Form eines Kommunikationszentrums gefunden, das gemeinsam mit der Nachbargemeinde Tschanigraben errichtet wurde.

- Das gemeindeübergreifende Kommunikationszentrum ist für die Bürger der gasthauslosen Nachbargemeinden Inzenhof und Tschanigraben gebaut worden.
- Foto: Gemeinde Inzenhof
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Herzstück des Gebäudes in Container-Bauweise ist ein Gemeinschaftsraum mit 20 Sitzgelegenheiten, einem Fernsehgerät, einem Kaffeeautomaten sowie einem Snack- und Getränkeautomaten.
"Es ist kein Wirtshaus, aber ein Ersatz-Treffpunkt", erklärt Bürgermeister Jürgen Schabhüttl (SPÖ). "Es haben sich bereits Runden gebildet, die sich zu bestimmten Zeiten treffen und zusammensitzen. Die meisten, die hierherkommen, sind eher im gesetzteren Alter. Zumeist sind es solche, die auch schon ins frühere Gasthaus gegangen sind." Das Kommunikationszentrum ist grundsätzlich durchgängig zugänglich.
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