Zahl der Sparvereine im Südburgenland schwindet
Was Renate Ehrenhöfler und Helene Jautz tun, hat lange Tradition. Seit fast 40 Jahren betreuen sie als Kassierin und Obfrau die rund 100 Mitglieder des Rauchwarter Sparvereins "Biene Sumsi". Sie sind für die Führung des Sparkontos bei der betreuenden Bank zuständig und sind bei jeder Auszahlung im Gasthaus Lang mit dabei.
Diese Tradition wird nicht mehr überall gepflegt. Viele Bankinstitute haben die Zahl der von ihnen betreuten Sparvereine reduziert oder sie komplett aufgegeben. Die BAWAG-PSK etwa hat im September 2016 die Konten aller ihrer 1.300 österreichischen Sparvereine gekündigt.
Volksbank-Vereine halbiert
Bei der Volksbank hat sich die Zahl der von ihr betreuten Vereine zumindest deutlich verringert. "Im Jahr 2010 hatten wir in den drei südburgenländischen Bezirken 36 Vereine. Aktuell sind es 17, davon 15 im Bezirk Oberwart und zwei im Bezirk Güssing", sagt Harald Berger, Regionaldirektor der Volksbank für das Südburgenland.
Die Zinsentwicklung, das sinkende Interesse von Sparern und Wirten sowie einen kontinuierlichen Rückgang der Einlagen nennt Berger als Gründe für den Vereinsschwund.
Verwaltungsaufwand steigt
Nicht zu verachten ist auch der gestiegene Verwaltungsaufwand für Bank und Vereinsobleute. Mitglieder müssen mittlerweile ihre Identität mittels Ausweis dokumentieren, der Vorstand hat das in jedem Fall zu bestätigen. Sonst käme ja jemand auf die Idee, hier würde Schwarzgeld "gewaschen".
Raiffeisen bleibt beharrlich
Bei Raiffeisen hingegen ist die Sparvereinspflege ungebrochen. "Wir betreuen in unserem Tätigkeitsgebiet derzeit 67 Sparvereine, deren Mitglieder insgesamt rund 2,1 Millionen Euro einzahlen", erklärt Helmut Dragosits, zuständiger Betreuer der Raiffeisen-Bezirksbank Güssing.
Pro Verein kommt damit eine Einlage von durchschnittlich 31.00 Euro zusammen. "Das ist Geld, das direkt in die Wirtschaft unserer Region fließt", betont Dragosits.
Im Bezirk Jennersdorf betreut Raiffeisen laut Bezirksbank-Direktor Günther Hadl "knapp unter 50 Vereine".
Die Zinsen sind's nicht
Die zu erwartenden Beträge spielen in den Vereinen angesichts der gesunkenen Zinsen keine Rolle. "Den meisten Sparern geht es darum, das ganze Jahr über kleine Beträge auf die Seite zu legen, die man dann als Gesamtes für Weihnachtseinkäufe zur Verfügung hat", erläutert Dragosits. Höhepunkt des Vereinsjahres ist in den meisten Fällen die gemeinsame Auszahlung vor Weihnachten.
Sparvereine haben wirtschaftlich eine durchaus ernstzunehmende Dimension. Laut einer Schätzung der Wirtschaftskammer aus dem Jahr 2016 bringt ein Sparverein mit 150 Mitgliedern einem Wirtshaus einen Zusatzumsatz von 35.000 bis 50.000 Euro.
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