Gibt es genug Platz für Flüchtlinge?
Die neuen Mindeststandards für Asylquartiere könnten die Situation verschärfen. - Plattform Bleiberecht: Es gibt vorbildliche Unterkünfte und solche, die gesperrt werden müssten.
Ajeed Singh und Harbagwan Chawla haben einiges hinter sich. Die beiden Afghanen zählten als Sikh bzw. Hindu zu religiösen Minderheiten in ihrem Heimatland. Morddrohungen gegen sie und ihre Familien gehörten zum Alltag.
Nun sind sie in Strem gelandet. Die beiden Familien Singh und Chawla sind aus Afghanistan geflüchtet und haben in Österreich Asyl beantragt. In Strem leben sie seit einigen Wochen in der neuen Flüchtlingsunterkunft von Familie Mondschein und warten auf den Ausgang ihres Asylverfahrens.
"In Strem sind wir sicher"
"Wir sind sicher hier. Keiner kann uns mehr etwas anhaben", ist Singh erleichtert. Die elf Personen erhalten Grundversorgung und leben als Selbstversorger, die Kinder besuchen Schule oder Kindergarten.
Positives Beispiel
"Strem ist ein Paradebeispiel für eine gute Flüchtlingsunterkunft", lobt die Güssingerin Gerlinde Grohotolsky, Obfrau der "Plattform Bleiberecht". Sie kennt so ziemlich alle Quartiere im Burgenland und weiß auch Gegenteiliges zu erzählen. "Es gibt Gasthöfe, wo vier bis fünf Asylwerber auf zehn Quadratmetern Fläche wohnen müssen und Spaghetti mit Marmelade als Mahlzeit bekommen."
Hassan Rastami, dessen Asylantrag vor wenigen Wochen anerkannt wurde, hat die letzten drei Jahre in mehreren Asylwerberquartieren verbracht. "Im Mittelburgenland waren wir zu fünft auf 12 Quadratmetern. Im Zimmer ist das Wasser gestanden, es hat gerochen wie in einem Stall", erzählt der aus politischen Gründen geflohene Iraner.
Neue Mindeststandards
Ihre Hoffnung auf Besserung setzt Gerlinde Grohotolsky auf die verpflichtenden Mindeststandards zur Unterbringung von Asylwerbern, die das Burgenland und die anderen Bundesländer vor zwei Wochen unterzeichnet haben.
Standards erfüllen oder schließen
"Nun sollten alle bestehenden Quartiere im Burgenland überprüft werden, ob sie diese Standards erfüllen", fordert Grohotolsky. Sie schätzt, dass das bei "mindestens einem Drittel" der Unterkünfte nicht der Fall ist. "Erfüllen diese Betriebe nach einer gewissen Frist ihre behördlichen Auflagen nicht, müssen sie geschlossen werden."
Ungerechte Aufteilung
Auch die ungerechte Aufteilung innerhalb des Burgenlandes missfällt Grohotolsky. "In den Bezirken Oberwart und Güssing gibt es überdurchschnittlich viele Asylwerberplätze, im Bezirk Eisenstadt kaum welche, im Bezirk Jennersdorf überhaupt keine."
Ein Quartier für jeden Bezirksvorort
Eine ihrer Forderungen: In jedem Bezirksvorort sollte ein Quartier bereitstehen. "Hier ist, anders als in kleinen Dörfern, die notwendige Infrastruktur vorhanden: Einkaufsmöglichkeiten für Selbstversorger, Ärzte, öffentlicher Verkehr", zählt Grohotolsky auf. Derzeit gibt es nur 18 Plätze in Güssing und vier in Oberpullendorf.
Ein Sprecher des zuständigen Landesrates Peter Rezar sagte gegenüber dem Bezirksblatt, dass alle bestehenden Flüchtlingsquartiere die neuen Mindeststandards erfüllen.
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