Ärztemangel am Land: Eine Änderung im Bundesgesetz zu erwirken, gleicht einem "Bohren an harten Brettern"
"Die Situation ist ernst", begann Artur Wechselberger, Präsident der Österreichischen und Tiroler Ärztekammer, sein Statement in einer Pressekonferenz zur Situation der ärztlichen Versorgung am Land. Die Nachbesetzung der Landarzt-Stellen würde immer schwieriger, in zehn Jahren werden rund 60 Prozent der derzeitigen Landärzte in Pension gehen. Eine Änderung im Bundesgesetz zu erwirken sei ein "Bohren an harten Brettern"
"Wo früher fünf bis zehn Bewerber waren, sind wir heute schon um einen froh", sagte Wechselberger. Aktuell habe man zum Beispiel in Kirchbichl und in Nussdorf-Debant zwei Kassenstellen erneut ausschreiben müssen, weil sich gar keine Bewerber fanden. "Es ist nicht so, dass die Ärzte nicht auf's Land wollen. Aber es braucht endlich geänderte Rahmenbedingungen und Lehrpraxis", so Wechsleberger. EIne einjährige Lehrpraxis sei unerlässlich um angehende Allgemeinmediziner auf die bevorstehenden Aufgaben richtig vorzubereiten
Schon lang warnt nicht nur die Ärztekammer vor einem Mangel an Allgemeinmedizinern am Land. Wechselberger spricht von "Steinzeit-Denken" und "weltfremden" Kilometerregelungen bei Hausapotheken.
Schulterschluss und Landtagsantrag
Landtagsabgeordneter Hermann Kuenz (ÖVP) brachte einen Antrag im Tiroler Landtag ein, in dem er die Tiroler Landesregierung auffordert, Druck bei Bundesminister Alois Stöger zu machen. Auch fordert er ein Maßnahmenpaket zur Sicherstellung der landärztlichen Versorgung. Es geht unter anderem um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Änderung des Ärztegesetzes in Bezug auf Gruppenpraxen, die momentan so gut wie unmöglich sind. Ebenso wird eine Ausbildungsreform mit einjähriger Lehrpraxis und eine Novelle das Apothekengesetzes gefordert, damit die bestehenden Hausapotheken bei Ärzten geschützt werden und neue wieder leichter gegründet werden können.
"Im Regierungsübereinkommen auf Bundesebene ist sowohl die Novellierung des Apothekengesetzes sowie die Sicherstellung der landärztlichen Versorgung festgehalten. Noch schiebt Bundesminister Stöger das Problem vor sich her", sagte VP-Nationalratsabgeordneter Hermann Gahr. Am 11.06. finde in Wien ein Gipfel zur Thematik statt. Weiters will die ÖVP die Kräfte der Länder nun bündeln. Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und die Steiermark haben bereits Unterstützung zugesagt.
Kein genereller Ärztemangel
"In den Spitälern sind wir gut aufgestellt. Aber im niedergelassenen Bereich ist die Bewerbungslage wirklich schlimm. Wir erwarten uns, dass der Gesundheitsminister endlich reagiert und eine Gesetzesnovelle kommt!", sagte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP)
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