Theaterkritik
Gründmandls Schmäh auf "Feministisch"

Stromboli Hochkultur: Die Szene, bei der Juliana Haider als Reporterin essend ein Interview führt, war einer der Höhepunkte der Vorführung. Rechts Michaela Posch als empörte Interviewpartnerin. | Foto: Daniel Jarosch/Stromboli
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  • Stromboli Hochkultur: Die Szene, bei der Juliana Haider als Reporterin essend ein Interview führt, war einer der Höhepunkte der Vorführung. Rechts Michaela Posch als empörte Interviewpartnerin.
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Die Nachwirkung von Otto Grünmandls Werken: Mit dem feministischen Zimmertheater "Gut gemeint" ist der nächste Streich des Kulturlabors Stromboli aufgegangen.

Wer sich an Otto Grünmandls Texte heranwagt, muss in Tirol mit besonders strengen und prüfenden Blicken rechnen. Der im Jahr 2000 verstorbene Haller war einer der bekanntesten Kabarettisten Österreichs. Gemeinsam mit Theo Peer erfand er in den 80er-Jahren die "Alpenländischen Interviews", die im Radio und Fernsehen liefen. Die Interviews mit trockenem Humor machten beide überregional berühmt. Auf eben diesen kabarettistischen und das alpenländische Wesen persiflierenden Texten baut das Stück „Gut gemeint“auf. Es wurde als feministisches Zimmertheater konzipiert und vergangene Woche im Kulturlabor Stromboli aufgeführt.

Großer Erfolg für "Gut gemeint"

Michaela Senn (Regie) konnte sich während der Erarbeitung des Stückes – es handelt sich um ein Auftragswerk des Strombolis – nicht gänzlich von jenem Druck lösen, die die grünmandlschen Fußstapfen bedeuteten:

„Grünmandl hat einen intelligenten, scharfen Schmäh. Er begnügt sich nicht damit, die Leute als Deppen abzutun, sondern hält uns selbst den Spiegel vor. Den Texten Grünmandls gerecht zu werden war sehr schwierig“.

Sorgen braucht sich Senn allerdings nicht machen, denn die zwei geplanten Vorführungen waren ein voller Erfolg. Die Darstellerinnen Juliana Haider und Michaela Posch wickelten Szene für Szene das Publikum um ihre Finger. Dabei mussten Politik, Kultur, Medien und Gesellschaft auf Diäten verzichten: Sie alle bekamen ihr Fett ab.

Im Würgegriff des Kipferls

Haider und Posch ernteten frenetischen Applaus für ihre Situationskomik, die sie in einer Szene mit einem trockenen Kipferl, einer Reporterin (Haider) und einer Interviewpartnerin (Posch) auf die Spitze trieben. Je mehr Brösel aus Haiders Mund flogen, umso mehr gerieten die Zuschauer außer Rand und Band. (Das Original – mit Theo Peer und Otto Grünmandl – finden Sie übrigens hier). Das trockene Kipferl dann endgültig zu schlucken und gleich weiterzumachen fiel Haider gar nicht so leicht. Die Frauen verstanden sich allerdings drauf jegliche Situation, die den geplanten Ablauf durcheinander brachte, mit Talent und Schmäh wegzuimprovisieren. Geworden ist daraus ein Abend, den man gerne weiterempfehlen würde. Wäre da nicht diese Kleinigkeit mit den Vorführungsterminen: Es gibt keine. Bleibt zu hoffen, dass sich das – bei gegebener Nachfrage – doch noch ändert. Die BEZIRKSBLÄTTER halten Sie auf dem Laufenden.

Grünmandl wie Blauweibl

Eigentlich hätte das Werk "Gut gemeint" im Dezember 2021 aufgeführt werden sollen. Aufgrund der bekannten Umständen konnte die Premiere nicht stattfinden. Das Werk fügt sich in einen Kleinkunst- und Literaturschwerpunkt des Strombolis ein, der sich 2021 mit dem Weiterwirken von Otto Grünmandls Arbeit beschäftigt hat: "Blauweibl: Otto Grünmandl und andere Farben". Im Zuge des Schwerpunktes traten vor allem Frauen auf – u. a. die Rapperin Yasmo oder die Literatinnen Siljarosa Schletterer und Rebecca Heinrich. "Gut gemeint" wurde ebenfalls als feministisches Zimmertheater konzipiert. Und woher der Titel "Blauweibl" stammt? Wurde Grünmandl gefragt, wie man seinen Namen buchstabiert, antwortete er häufig: ,,Schreiben Sie's wie Blauweibl!"

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