1918: Hall unter italienischer Besatzung
Hall: Briefe an den "Borgomastro"
- Italienische Militärmusik spielt in Hall ein Platzkonzert.
- Foto: Stadtarchiv Hall
- hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)
HALL. Bürgermeister Schlöger hatte 1918 einen Dolmetscher mehr als nötig. Er war nämlich für die italienische Besatzung wie auch für die Bevölkerung vor Ort die erste Ansprechperson, wenn es Probleme miteinander gab. Und diese gab es zuhauf, wie die Akten im Haller Stadtarchiv beweisen. "Al ill' signor Borgomastro di Hall" heißt es da oft in den Briefen, die die italienischen Offiziere an den Haller Bürgermeister richteten. Beschwerden über unerzogene Knaben, die die Soldaten beschimpften, finden sich ebenfalls unter den Papieren, wie auch ein Ansuchen, den Stadtsaal für Theateraufführungen dem Militär zu überlassen. Die Bevölkerung hingegen hatte die Soldaten oft in den eigenen vier Wänden. Hier schreibt ein Hausbesitzer, dass die einquartierten Italiener das frische Gras niedergetrampelt hätten und er nun Einbußen in der Heuernte hat. Eine Hausbesitzerin schreibt dem Bürgermeister, weil in ihrem Garten die Soldaten bei offenem Feuer kochen und sie einen Brand befürchtet. Ein Dritter will wiederum Schadensersatz vom Besatzungskommando, weil seine Obstbäume von den Militärpferden angeknabbert wurden und nun keine Ernte mehr möglich ist. Besonders die Verständigung zwischen Bevölkerung und Besatzung schien schwierig zu sein. Wie viele italienische Soldaten bis Ende 1919 in Hall waren, ist aus den Papieren nicht ersichtlich.
Gleichzeitig ließen die Italiener zu Zeiten des Hungers Reisportionen oder Kartoffeln verteilen und hielten in der Haller Altstadt Platzkonzerte ab. Für die kriegs- und hungergebeutelte Bevölkerung war dies mehr als eine willkommene Abwechslung.
Die Recherchearbeit geschah mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchives Hall.
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