Dolmetscher und Lehrer in Hall gesucht
Integrationsherausforderungen in den Schulen

Berichteten über die schulischen Herausforderungen mit ukrainischen Geflüchteten: Direktor Günter Nimmerfall, StR Theresa Schatz, Bgm. Christian Margreiter, Daniel Landau (Bildungskoordinator) und NR Johannes Margreiter. | Foto: Kendlbacher
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46 ukrainische Kinder nehmen derzeit am Schul- und Kindergartenunterricht in Hall teil. Der Schulleiter der Mittelschule Günter Nimmerfall, berichtet von Problemen und unerwarteten Herausforderungen.

HALL. Über 100 geflüchtete UkrainerInnen leben derzeit in der Stadt Hall und werden von den Tiroler Sozialen Diensten (TSD) im leerstehenden Südtrakt des Haller Krankenhauses betreut. Davon besuchen aktuell 46 ukrainische Kinder die Schulen und Kindergärten der Stadt. Der Direktor der Mittelschule Schulzentrum Hall in Tirol, Günter Nimmerfall, berichtet nach einem intensiven Schuljahr über schwierige Situationen und unerwartete Herausforderungen bei der Schulintegration. Bei einer Pressekonferenz mit Bildungskoordinator Daniel Landau, Stadträtin Theresa Schatz, Bgm. Christian Margreiter und NR Johannes Margreiter wurden Verbesserungsvorschläge diskutiert.

Schulische Integration

Trotz der jahrelangen Erfahrung im Umgang mit jungen Geflüchteten gibt es viele Herausforderungen betreffend der schulischen Integration. „Das Interesse Deutsch zu lernen, ist sehr, sehr unterschiedlich. Was wir bei der ukrainischen Community aber spüren, ist die Bildungsferne und Bildungsnähe. Wie es auch bei österreichischen SchülerInnen ist, gibt es dabei einen Zusammenhang zwischen bildungsfernen und bildungsnahen Eltern", berichtet Nimmerfall. Speziell in der Deutschförderklasse, in der 15 ukrainische SchülerInnen im Alter von zehn bis 15 Jahren altersübergreifend unterrichtet werden, sieht man sich verstärkt auch mit disziplinären Herausforderungen konfrontiert. „Es macht nicht viel Spaß, wenn man unterrichtet und dann von einem Schüler auf ukrainisch beschimpft wird. Man hat ein bisschen das Gefühl beim falschen Adressaten zu sein und das macht das ganze nicht ganz einfach. Ich erlebe in gewisser Weise eine Respektlosigkeit, die ich in dieser Form noch nicht erlebt habe, die aber dahingehend entschuldigt, weil die Kinder viel durchgemacht haben", betont Direktor Nimmerfall.

Großunterkunft: Der ungenutzte Südtrakt des Haller Krankenhauses beherbergt derzeit 106 Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind. | Foto: Kendlbacher
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Appell an die Bildungsdirektion

„Wir werden mit diesen Problemen relativ alleine gelassen. Elternkommunikation zu betreiben ist irsinnig schwierig. Unsere angebotenen Kommunikationskanäle werden kaum genutzt. Bei den Elternnachmittagen habe ich nach eineinhalb Jahren jetzt den Eindruck, dass auch elternseitig im Spracherwerb nicht viel passiert ist. Das wäre aber sehr wichtig, weil diese es den Kindern vorleben. Es bräuchte hier unbedingt mehr Angebot für Eltern und Kinder, auch außerschulisch. Ganz dringend benötigen wir auch psychologische Unterstützung", richtet Nimmerfall seinen Appell an die Stadt- und Landespolitik sowie die Bildungsdirektion für Tirol. Dringend benötigt wird verfügbares Personal für Sprach- und Schriftübersetzung sowie Team-Teaching-Stunden in Doppelbesetzung mit ukrainischsprachigen PädagogInnen. Ein weiterer Wunsch an die Stadt ist mehr Freizeitangebote und Sprachkurse im Sommer für die Geflüchteten zu schaffen. Bildungs- und Integrationsstadträtin Theresa Schatz sieht das große Engagement bei den PädagogInnen in Hall. „Mit den unkrainschen Schülerinnen und Schülern ist eine neue Situation entstanden,weil andere Voraussetzungen gegeben sind. Ich glaube man muss ganz viel ausprobieren, das es zu einem Gelingen führt, welche Kanäle man anzapfen kann, damit die Kinder gut lernen können und die Lehrer weiter motiviert bleiben", sagt Schatz. NEOS-NR Johannes Margreiter findet es wichtig, dass Tirol und speziell Hall hier die emotionale Kompetenz zeigt. Gemeinsam mit dem Bildungskoordinator möchte er Verbesserungsvorschläge in Richtung Wien kommunizieren. Darüber hinaus findet er es auch wichtig, sich österreichweit mit anderen Gemeinden auszutauschen, um voneinander zu lernen.

„Integration braucht Sprache!"

Der Bildungskoordinator der Bundesregierung, Daniel Landau, möchte sich bei allen Beteiligten, die zur Integration beitragen bedanken. „Integration ist eine beiderseitige Aufgabe – und Integration braucht Sprache." Landau betont, dass der Aufenthalt der Geflüchteten auf jeden Fall längerfristig sein wird. Selbst wenn der Krieg bald enden sollte, wird es noch etwa zwei Jahre zusätzlich für die Aufräumarbeiten brauchen. Für Landau ist es wichtig, die jungen ukrainischen SchülerInnen von getrennten Deutschförderklassen schnell in die Regelklassen zu überführen. Die Vorschrift, wonach finanzielle Mittel erst bei einer Gruppengröße von mindestens acht SchülerInnen gewährt werden, sei kontraproduktiv. Gleichzeitig appeliert er an die TSD, die Türen nach außen unter anderem auch für Sprachkurse weiter zu öffnen. Wichtig ist dem Bildungskoordinator, dass es in den jeweiligen Unterkünften auch einen Ansprechpartner in Sachen Bildung gibt. Den Eltern empfiehlt er, die Kinder auch für einen Lehrberuf zu motivieren, um für später gewisse Fähigkeiten mitzunhemen. „Ich appelliere an die Eltern zuerst, aber auch an die Bundesländer, die Gemeinden und an den Bund, dass die Kinder die Zeit, während sie hier sind sinnvoll nutzen." Für Landau ist es außerdem von Bedeutung, dass die Beziehungen zwischen der Ukraine und Österreich auch nach dem Krieg aufrechterhalten werden.


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