Buntes Treiben inmitten altem Gemäuer
Lustvolle Produktion der Haller Gassenspiele mit „Die Schildbürger“

Bei Regen finden die Vorstellungen im Salzlager Hall statt. | Foto: © Haller Gassenspiele
  • Bei Regen finden die Vorstellungen im Salzlager Hall statt.
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Der Südplatz der Haller Pfarrkirche ist endlich wieder Theaterkulisse der Haller Gassenspiele.

Für einige Sommerwochen hat das Mittelalter wieder die Regie in der alten Salzstadt übernommen. Nein, nicht in unserem Rathaus, sondern still und unerkannt als Skelettversammlung im Untergrund, laut, lachend und bekannt über der Erde auf dem ehemaligen Friedhofsareal eine recht burleske Truppe, die den ansonsten so lauschigen Platz zwischen der St. Magdalenen – Kapelle, der Pfarrkirche St. Nikolaus & dem wieder entdeckten Schneiderkirchl herzhaft belebt. Die Schwanksammlung aus dem 16. Jahrhundert über die Bürger der fiktiven Stadt Schilda hat ja Erich Kästner schon zu einem Geschichtenbuch inspiriert, Torsten Schilling bearbeitete dieses für die Bühne, und nun hat sich Alexander Sackl und seine Theatertruppe der Sache angenommen und mit viel musikalischem Gespür ein Revuestück geschaffen, das pantomimisch, erzählend & gesungen das aberwitzig dumme Agieren der Schildbürger illustriert. Da wird Licht in Eimern ins Rathaus transportiert, in dem durch fehlende Fenster Finsternis herrscht, da wird Salz gesät in der Hoffnung, es wüchse, da wird die Kirchenglocke vor den Soldaten im Inn versenkt, eine Kuh wird zum Grasen auf die Mauer gehievt, die jedoch das Experiment nicht übersteht (Achtung: inklusive Reminiszenzen an „Gefährliches Weidevieh“), schlussendlich wird noch aus Angst vor einer Katze die ganze Stadt abgebrannt, Fazit: Die Schildbürger wandern aus, und ihre Nachkommen agieren nun in anderen Gemeinden, eventuell auch in Hall. Das Walten des trommelnden, tanzenden, johlenden, springenden Ensembles, bestehend aus 3 Damen bzw. 3 Herren wird musikalisch begleitet oder kommentiert von den einfühlsamen Fagottklängen Hubert Prokops, dem dezenten Saxophon Christine Nessmanns und den strukturierenden Keybordklängen Alexander Sackls. Dass hier große Spielfreude und spürbare Darstell – Lust waltet, vereint die Truppe zu einem Guss, wobei Christina Matuella als Schulmeisterin naturgemäß manchmal das Heft an sich reißen muss. Tanja Rainalter verkörpert lustvoll komödiantisch und temperamentvoll die pfiffige Bäckermeisterin, Michaela Posch die schöne, stolze Schneidermeisterin, Wolfgang Klingler in burlesker Manier den Ochsenwirt, Maximilian Stroka den zum Bürgermeister avancierten Schweinehirten und Keanu Pöttinger den einfallsreichen Schmied. Veronika Stembergers Bühnenbild mit baulichen Zitaten mittelalterlicher Häuser und Berta Poschs klare Ausstattungsregie schaffen ein leicht verständliche Bildsprache ohne überbordenden Aufwand. Bühnenbau & Licht verantwortet Martin Posch, Priska Zimmermann die choreographische Assistenz.

Wer einer flotten, lustvollen Performance ohne großen Tiefgang beiwohnen will, soll sich dem Geschehen zwischen den alten mauern genießerisch hingeben. Und wenn dann der Mond über dem Glungezer steht und das Abendblau allmählich dunkelt, dann ist es die Krönung eines gelungenen Theaterfestes.

Eine Theaterrezension von

Peter Teyml


Weitere Infos über die Haller Gassenspiele und Tickets finden Sie hier.

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