Recycling Dürrenmatt?

Das Ensemble der Theatergruppe "Die Requisiten" führt eine zeitgemäße Version des Dürrematt-Stückes auf | Foto: Theater am Gym
  • Das Ensemble der Theatergruppe "Die Requisiten" führt eine zeitgemäße Version des Dürrematt-Stückes auf
  • Foto: Theater am Gym
  • hochgeladen von Stefan Fügenschuh

HALL. Im „Beipackzettel“ der Gym-Oberstufen-Theatergruppe „Die Requisiten“ wird von einer modernen Version des Dürrenmatt’schen Dramas gesprochen. Kann man diesen postmodernen Klassiker noch einmal modernisieren, wie weit darf man gehen, wo bleibt das ursprüngliche Stück erkennbar, sind Tabubrüche erlaubt oder sogar notwendig ?

Das herauszufinden, war und ist bei jeder Aufführung Absicht, Spielleiterin Prof. Susanne Jäger begleitet diesen Prozess respektvoll und behutsam und lässt doch genug Freiräume für die 15 jungen Damen und Herren, so dass jeder Gelegenheit findet, seiner „eigenen alten Dame“ ein Gesicht zu geben.

Die Geschichte ist ja hinlänglich bekannt: Claire Zachanassian kehrt als schwerreiche Greisin zurück in ihre Heimatstadt, um sich an ihrem einstigen Lover Alfred zu rächen. Sie bietet den Bürgern der abgewirtschafteten Stadt eine riesige Summe Geld an, allerdings verknüpft mit der Bedingung, ihren Alfred umzubringen. Der gesellschaftliche Konflikt ist damit vorprogrammiert. Todeshauch liegt in der Luft.

Die Frage nach dem Glück, dem Leben auf Pump, dem ewigen Leben, dem Sinn des Opfers bleiben zeitlos, die Verweise auf die Vorgänge in der heutigen Finanzwelt sind von beklemmender Aktualität.

Auch wenn aus pädagogischen Erwägungen die Ensembleleistung in den Vordergrund gerückt wird, bleibt die zentrale Figur der alten Dame doch ein herausragender Solitär, welcher entscheidend den Eindruck des Dramas prägt.

Judith Wallner gibt konsequent sprachlich, mimisch und gestisch dieser Person Farbe und Ausdruck, Florian Wildauer ist der gezähmte Angetraute, Florian Tusch setzt glaubwürdig den nach und nach in Bedrängnis geratenden Alfred um.

Das Experiment ist jedenfalls gelungen, die Bilder der vorgenommenen „Transkription“ in die Sprache der Schüler sind verständlich geblieben.

Die verdienstvolle Theaterarbeit am Haller Gym bringt immer wieder neue Früchte hervor und sichert damit ein beachtenswertes Segment humanistischer Bildung.
Peter Teyml

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