Kommentar: Südtirol – Der steinige Weg

Gleich vorweg: Eine Wiedervereinigung von Süd- und Nordtirol mag noch in einigen Köpfen als Wunschtraum herumgeistern, diese wird sich nach heutigem Stand nicht verwirklichen lassen. In den Tagen des Erinnerns an die vor 50 Jahren in Südtirol gesprengten Strommasten durch die Aktivisten des „Befreiungssausschuss Südtirol“ (BAS) und der Forderung der Tiroler Landesregierung nach Begnadigung der verurteilten Aktivisten, sei die Frage erlaubt, was diese Anschlag­serie gebracht hat. Der verstorbene Südtiroler Alt-Landesvater Silvius Magnago sagte: „Ohne die Aktivisten hätte Südtirol die Autonomie nicht bekommen.“ Das mag stimmen, auch deshalb, weil die inhaftierten Aktivisten in Italiens Gefängnissen gefoltert wurden und dadurch Rom starkem weltpolitischen Druck ausgesetzt war. Die Autonomie wurde schlussendlich aber durch Verhandlungen und nicht durch gesprengte Masten erreicht. Und seit dem Autonomiestatus im Jahr 1972 geht es in Südtirol steil bergauf. Gerade deswegen ist eine Wiedervereinigung mit Nordtirol südlich des Brenners das Gedankengut einer Minderheit und der Schützen. Die Mehrheit hat sich längst mit den Gegebenheiten – mit den wirtschaftlich idealen Begebenheiten in Südtirol – abgefunden und denkt nicht daran, sich Nordtirol weiter anzunähern. Offene Grenzen, die Mitgliedschaft in der EU und die verstärkte Zusammenarbeit der Europaregion Tirol – wo auch das Trentino mit eingebunden ist – werden den Befürwortern der Wiedervereinigung reichen müssen. Mehr ist in der Causa Südtirol politisch nicht zu erreichen. Bis hierher aber war es schon ein weiter, steiniger Weg, der auch mit Blut getränkt war. Das sollte, trotz mancher fundamentalistischer Wiedervereinigungswünsche, nie vergessen werden.

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