Im Tann herrscht reges Treiben
In heimischen Wäldern führen verschiedene Interessen zu Konflikten. Zuletzt gingen Mountainbiker auf die Barrikaden. Die Politik ist um eine Lösung bemüht.
ST. PÖLTEN (red). "Wir leben heute in einer Ich-Gesellschaft. Ich, der Mountainbiker. Ich, der Schwammerlsucher. Wir müssen aber versuchen, dass wir alle miteinander auskommen und dem Wald nicht schaden", sagt Johannes Schiesser, St. Pöltens Bezirksjägermeister. In unseren Wäldern herrscht in keiner Jahreszeit derart reges Treiben wie im Herbst. 40 Prozent der Fläche Niederösterreichs sind bewaldet. Rund 40.000 Hektar Wald gibt es im Bezirk St. Pölten-Land, knapp 1.700 Hektar sind es in der Stadt. Neben Wildtieren bevölkern vor allem Forstwirte, Jäger, Schwammerlsucher, Wanderer, Hunde mit und ohne Besitzer, Liebespaare und auch immer mehr Mountainbiker den dunklen Tann.
Unterschiedliche Interessen
"Die Naturnutzung hat immer auch etwas mit Rücksichtnahme zu tun. Das heißt, eine Horde von Schwammerlsuchern, die sich schon von Weitem durch lautes Zurufen bemerkbar macht, ist nicht optimal", sagt Schiesser angesichts der dahingehend unterschiedlichen Interessen, die in den Wäldern aufeinandertreffen und zu Konflikten führen, wie der Fall jener 52 Radler zeigt, die kürzlich am Muckenkogel eine Anpassung veralteter Gesetze forderten.
Grundsätzlich dürfen Wälder zu Erholungszwecken betreten werden. Unter anderem Mountainbiken erfordert aber eine ausdrückliche Zustimmung des Eigentümers beziehungsweise des Erhalters von Forststraßen.
Anzeigen und Haftungsfrage
Halten sich Radler nicht daran, riskieren sie Anzeigen. Auf der anderen Seite klagen Grundeigentümer über das Problem der Haftungsfrage: Es könne sein, dass der Wegerhalter bei Unfällen zur Verantwortung gezogen wird, so Anton Hieger. "Vorher sagt jeder, dass er auf eigene Gefahr fährt. Aber wenn es um Schmerzensgeld geht, kommen dann doch einige mit dem Anwalt", so der Obmann der Bezirksbauernkammer.
Dahingehend erscheint es nicht verwunderlich, dass Radler in den Wäldern "ermahnt" werden, wie Leopold Göschelbauer, Präsident der Jagdgilde Neulengbach erzählt. "Meistens bekommen wir aber Antworten wie 'is mir wurscht'", sagt er.
Hieger aber habe dennoch Verständnis für Mountainbiker: "Man muss das Problem von beiden Seiten sehen", sagt er. Dahingehend sorgten zuletzt die Roten für Aufhorchen. Sie fordern einerseits Wegfreiheit für Biker – nicht zuletzt, weil Forstwege oft von der öffentlichen Hand mitfinanziert werden. Andererseits dürfe es einem Grundbesitzer nicht zugemutet werden, für Schäden zu haften, wenn ein Radfahrer auf seinem Forstweg stürzt.
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