Konzept der 90er wird abgelöst
In Babyklappe landen vor allem Flaschen, Trend geht zu anonymer Geburt
ST. PÖLTEN (jg). Vor dem "Babynest St. Pölten" steht ironischerweise ein Schild mit der Aufschrift "Sammelplatz". Neben dem "Nest", das eine Babyklappe beherbergt, stehen Baukräne, gleich daneben liegt die Kinderabteilung des Universitätsklinikums.
Seit 2003 wird in St. Pölten jungen Müttern in Not die Möglichkeit geboten, ihr Kind anonym in der Klappe abzugeben. Während draußen der Wind kalt bläst, sorgt in der Klappe eine beheizte Unterlagsmatte mit Sensoren dafür, dass das Kind nicht friert. Zum anderen löst die Matte einen Alarm aus, der Ärzten signalisiert, dass ein Kind abgegeben wurde. Bisher war dies in St. Pölten noch nie der Fall. Lediglich Katzenbabys und leere Wein- und Bierflaschen seien laut Bernhard Kadlec, Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums, in der Klappe gelandet. "Das ist nicht angenehm, weil die Klappe dann grundgereinigt werden muss", sagt er. Kadlec bezeichnet die Babyklappe als "Erfindung der 90er".
Das Konzept sei trotz des bisher ausgebliebenen Zuspruchs gut, an ein Abschaffen der Babyklappe habe man nicht zuletzt aufgrund des Babys, das im Mai tot in einem Zug gefunden worden war, noch nicht gedacht. Ein besseres Konzept als die Klappe sei allerdings die kostenlose anonyme Geburt. Diese sei in Zusammenarbeit von Uniklinikum und dem Verein Babyhilfe darauf fokussiert, Mütter nachhaltig und längerfristig zu unterstützen – und werde im Gegensatz zur Babyklappe laut Kadlec auch in St. Pölten zunehmend angenommen. "Der Trend geht hin zur anonymen Geburt", sagt er, ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen.
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