Waidmannsheil in St. Pölten

- <b>Johannes Schiesser</b>, St. Pöltens Bezirksjägermeister, bei der Niederwildjagd.
- Foto: privat
- hochgeladen von Bezirksblätter Archiv (Johannes Gold)
Bezirksjägermeister Johannes Schiesser zeigt auf, warum es bei der Jagd nicht bloß um den Abschuss geht.
ST. PÖLTEN (jg). So mancher Herbstspaziergang wird von einem dumpfen Knall begleitet. Die Jagd hat Hochsaison – nicht unbedingt zu jedermanns Freude. Denn kaum eine Gruppe entzweit die Meinungen so sehr wie die Waidfrauen und -männer. Die Bezirksblätter haben ein stattliches Exemplar der Gattung "Jäger" in der St. Pöltner Bezirksgeschäftsstelle des Landesjagdverbandes besucht, um Antworten auf brennende Fragen zu erhalten.
Gleichgewicht in der Tierwelt
"Ab September darf man die meisten Tiere erlegen", sagt Johannes Schiesser über den Herbst, der für Jäger im aus Schon- und Schusszeiten bestehenden Jahr die Hauptsaison darstellt. Intensiv im Winter werde laut dem Bezirksjägermeister etwa der Fuchs bejagt – aus mehreren Gründen: Zum einen gilt der Fuchs als Überträger von Krankheiten, zum anderen ist er ein "extrem anpassungsfähiges Raubtier". Würde er nicht bejagt, könnte er die Artenvielfalt ins Ungleichgewicht bringen.
Raum für bedrohte Arten
Genau in diesem Punkt ist auch eine der wesentlichsten Aufgaben der Jagd begründet. "Wir leben in einer Kulturlandschaft", sagt Schiesser, "die unberührte Natur gibt es bei uns nicht mehr". Der Mensch pflegt seinen Garten, Landwirte ihre Wälder und Felder, was wiederum Auswirkungen auf die Fauna hat: "Es regelt sich nichts mehr von selbst". Und so kümmern sich Jäger um Überpopulationen oder geben bedrohten Wildtieren den Raum, den sie zum Überleben brauchen. Es gehe also darum, sich um das Revier zu kümmern und zu beobachten, was wiederum ein wesentlicher Faktor für die "Produktion" von Lebensmitteln sei: "Die Lebendbeschau ist eine Grundvoraussetzung, um Wild als Lebensmittel in Verkehr zu bringen", sagt der Waidmann.
Management im Tierreich
Schiesser nennt diese Arbeit „Tiermanagement“. Und dieses kann durchaus mit hohen Kosten verbunden sein: Für Schäden, die das Wild etwa auf Feldern anrichtet, muss der Waidmann aufkommen. Als „Eliten-Hobby“ will Schiesser die Jagd angesichts dieser finanziellen Verbundenheit aber nicht bezeichnen. Investitionen in Gewand und Gewehr gelte es zu tätigen. An Grundeigentümer ist eine Jagdpacht, die je nach Wildbestand, Reviergröße und Verhandlungsgeschick unterschiedlich ausfallen kann, zu entrichten. 2.800 Jäger nehmen im Raum St. Pölten diese Investitionen in Kauf. Sie kommen aus allen Bevölkerungs-, Berufs- und Einkommensschichten – für Schiesser ein Indiz mehr, dass es sich bei Jägern um keine "Elite" handle.
Die Jagd in Zahlen
Rund 2.800 Jäger erlegen im Raum St. Pölten pro Jahr etwa 2.100 Füchse, 700 Marder, 3.400 Feldhasen, 1.500 Fasane und 5.500 Stück Rehwild. Zu letzterem hinzu kommen rund 1.000 Stück, die im Bezirk auf der Straße getötet werden. "Ein Verlust von wertvollen Lebensmitteln", sagt Schiesser.


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