"Herschenken tun wir aber nichts"

HERZOGENBURG (jg). VP-Wirtschaftsstadtrat Erich Hauptmann bemüht sich unter anderem mit einer Wirtschaftsservicestelle, Unternehmen nach Herzogenburg zu holen und ansässige Firmen zu fördern.

Vor knapp über zwei Jahren, im Oktober 2011, wurde die Installation einer Wirtschaftsservicestelle im Gemeinderat der Stadtgemeinde Herzogenburg beschlossen. Wie kam es dazu?

Die Idee der Wirtschaftsservicestelle geht auf Initiative Hubert Hiesleitners zurück. Er setzte sich für ein Verbindungsglied zwischen Wirtschaft und Gemeinde ein. Die Idee war, dass jemand in der Gemeinde zuständig sein soll, der sich für die Wirtschaft mehr präsent zeigt und nach außen wirkt. Das wurde stetig gefordert. Letztlich wurde die Errichtung im Oktober 2011 beschlossen und anschließend der Auftrag vergeben, den Ist-Zustand zu erheben – welche Betriebe und wie viele Angestellte gibt es in Herzogenburg.

Welches dezidierte Ziel wird mit der Wirtschaftsservicestelle als Bindeglied zwischen Wirtschaft und Gemeinde verfolgt?

Ziel ist es, in der Wirtschaftsservicestelle jemand sitzen zu haben, der als Anlaufstelle für Anfragen fungiert, der Interessenten Auskunft darüber gibt, wo ein Standort zur Verfügung steht und wie hoch die Gebühren sind.

Was soll in weiterführender Folge damit erreicht werden?

Mehr Betriebe nach Herzogenburg zu holen und die Betriebe, die schon in Herzogenburg ansässig sind, zu fördern. Also etwa Tipps geben, welche Förderungen es gibt. Vor allem soll die Servicestelle auch ein Sprachrohr sein, indem über sie erfragt wird, ob es von der Wirtschaft her Verbesserungsvorschläge gibt. Wichtig ist, dass das Potenzial, das wir haben, gesichert bleibt und darüber hinaus Herzogenburger Betriebe gekräftigt werden. Der zweite Step ist, die freien Flächen anderen Betrieben schmackhaft zu machen. Wenn es etwa ein leerstehendes Geschäft gibt, soll die Wirtschaftsservicestelle erfragen, ob der Besitzer einen neuen Mieter will und was er sich vorstellt. Wenn Anfragen von Interessenten kommen, kann der Leiter der Wirtschaftsservicestelle darüber informieren, ohne dass der Interessent groß Informationen zusammensuchen muss.

Welche Maßnahmen wurden in dieser Hinsicht bisher gesetzt?

Wir haben eine Förderung ins Leben gerufen. Betriebe können Beratungsstunden mit einem Rechtsanwalt oder etwa mit einem Steuerberater in Anspruch nehmen, wenn sie glauben, in einem Bereich Schwächen zu haben oder wenn sie in einem Bereich Hilfe brauchen. Das ist eine Maßnahme, die unterstützend wirkt.

Wie sind diese geförderten Informationseinheiten angenommen worden?

Es ist leider so, dass diese Maßnahme über den Sommer gelaufen ist. Wir ermitteln jetzt, wer sich interessiert hat. Vielleicht sollte man noch einmal alle Wirtschaftstreibenden anschreiben, um zu sagen: ‘Nützt das. Es kostet euch nichts, außer der Zeit.‘ Ich hoffe, das wird angenommen. Ich weiß schon, wenn der Betrieb eh gut läuft, denkt man nicht an Veränderungen. Aber man hat immer das Potenzial, etwas zu verbessern. Und das wollen wir fördern.

Warum?

Weil wir sehen, dass wir nicht mit dem Finger schnippen können, und neue Firmen sind da. Diese Schiene müssen wir erst bearbeiten. Wichtig ist, dass der einheimische Betrieb sich stärken kann und dann vielleicht ein, zwei Mitarbeiter mehr einstellt. Davon haben wir sicher mehr, als von Firmen, die sich groß präsentieren, aber nach zwei Jahren eine Ruine zurücklassen. Dennoch ist mein Wille für die Zukunft, im Norden der Stadt ein neues Betriebsgebiet zu erschließen. In dieser Hinsicht gab es bereits Gespräche mit der Wirtschaftskammer und mit EcoPlus (Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, Anmerkung). Die treibende Kraft ist aber immer die Gemeinde. Man darf nicht glauben, dass in dieser Hinsicht andere kommen und helfen. Man muss sich selbst helfen. Denn wenn wir nicht schauen, dass es vorangeht, wird auch nichts passieren.

Herzogenburg liegt zwischen den Zentren St. Pölten, der Landeshauptstadt, und der Stadt Krems, die über den Donauhafen verfügt. Wie macht sich diese Standortkonkurrenz bemerkbar? Welchen Mehrwert bietet Herzogenburg gegenüber Krems und St. Pölten? Oder muss man sich Schwächen eingestehen?

Ich denke, das muss man nicht. Wir haben zwei große Vorteile. Erstens: der Preis der Gründe. Zweitens: Unsere Gebühren für Kanal, Wasser und Müllabgaben sind die niedrigsten vom ganzen Bezirk. Das ist für Betriebe natürlich auch ein Faktor, weil die laufenden Kosten von der Gemeinde her viel geringer sind. Zudem haben wir die schnellere Anbindung. Man fährt von der S33 ab und ist im Betriebsgebiet, ohne Ampeln, ohne Stau. Ich denke, das sind Faktoren, die zählen. Es geht um Geschwindigkeit und Anfahrtsmöglichkeiten. Dahingehend sind wir konkurrenzfähig, wenn wir uns bemühen. Herschenken tun wir aber nichts.

Die Idee zur Errichtung der Wirtschaftsservicestelle fällt in eine Zeit, die bekanntlich als größte Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren gilt. Welche Rolle spielte die Krise bei der Gründungsidee?

Von unserer Seite aus wäre die Wirtschaftsservicestelle schon 2008 umgesetzt worden. Es war sicher auch der SPÖ ein Anstoß, als bei der Firma Grundmann (jetzt Georg Fischer/KABA, Anmerkung) etwa 250 Leute auf einmal gekündigt worden sind. Ohne Wirtschaft geht es eben nicht, von irgendeiner Seite müssen eben Anreize geschaffen werden. Sonst kann es a la long passieren, dass sich ein großer Betrieb absiedelt, und dann schaut es für Herzogenburg nicht mehr so gut aus.

Wie hat sich die Wirtschaft in Herzogenburg seit Entstehung der Idee einer Servicestelle beziehungsweise seit Erhebung des damaligen Ist-Zustands entwickelt?

Grundsätzlich haben wir einen Dämpfer bekommen: Die Firma Biomin beziehungsweise die Erber Group wird sich Richtung Inzersdorf-Getzersdorf absiedeln. Die Firma hat sich dort, weil sie sich zentralisieren will, einen riesen Grund gekauft, den wir in Herzogenburg in dieser Form gar nicht hätten. Das tut uns weh punkto Kommunalsteuer. Das Gebäude wird aber anscheinend weiterhin verwendet werden. Dann gab es einen Dämpfer, als sich der Paketdienst DPD verabschiedet hat. Eine Baufirma hat auf der anderen Seite einen Grund gekauft. In der ehemaligen Hettlage wird sich auch eine Firma einmieten und drei weitere Firmen haben Interesse am Standort Herzogenburg gezeigt. Im Grunde wird es immer eine Veränderung geben, weil wir es als Gemeinde letztlich nicht in der Hand haben, wie es einer Firma geht.

Trotz Dämpfer blicken Sie demnach optimistisch in die Zukunft?

Mein Motto ist: Grundsätzlich haben wir das große Glück, dass Herzogenburg gut aufgestellt ist. Wir haben gute Betriebe und auch viele kleine Unternehmen, die oft gerade in Krisen das Polster sind. Sich heutzutage einen Konzern zu wünschen, der auf einmal mit 500 Mitarbeitern dasteht – diese Zeiten sind vorbei. Wir müssen eines machen – und wir dürfen es nicht verschlafen – wir müssen die gute Ausgangsposition verbessern und fördern.

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