Mein Bezirk 2020: Traisentaler Winzer in Australien: "Das Weinmachen hat mich dort hingebracht"

TRAISENTAL/WAGRAM O. D. TRAISEN (je). Winzer Viktor Fischer vom Bio Wein-und Obstbau Fischer aus Wagram hat nach 2011 schon seine zweite Weinernte in Australien miterlebt. Im Interview erzählt er über seine Erfahrungen in Victoria abseits des Familienbetriebs zu Hause.

Herr Fischer, warum haben Sie ein Auslandspraktikum in Australien gemacht? "Da gab es mehrere Gründe. Ich wollte unabhängig sein, auf eigenen Füßen stehen und einmal weg vom Familienbetrieb, um komplett abzunabeln. Auch mein Englisch wollte ich verbessern und es ging mir darum, ein anderes Land, eine andere Kultur, auch abseits vom Weinbau, kennenzulernen."
Inwieweit war das auf den Weinbau bezogen eine wichtige Erfahrung für Sie? "Die Australier haben mit anderen Problemen zu kämpfen als wir, aber wenn es so weiter geht mit der Klimaerwärmung haben wir auch irgendwann diese Probleme. Sie haben auch andere Umgehensweisen mit auftretenden Problemen, und ihre Erziehungssysteme bei der Reberziehung, d.h. wie das Wachstum der Rebstöcke gestaltet wird, unterscheiden sich von unseren. Sie müssen auch anders mit der Sonne umgehen. Da konnte ich viel kennenlernen, was es bei uns so nicht gibt."
Was waren die wichtigsten Dinge, die Sie arbeitstechnisch in Australien dazugelernt haben? "Ich habe sehr viel über die verschiedenen Rotweinverarbeitungen gelernt, die Australier arbeiten da sehr viel mit Fässern. Ich habe auch viel verkostet, viel über das Verkosten an sich gelernt und mein Wissen über Weine der "neuen Welt" (Anmerk. d. Red.: New World wines, dazu gehören Weine aus Argentinien, Australien, Chile, Neuseeland, Südafrika und den Vereinigten Staaten von Amerika) erweitert."
Wie fällt ein Vergleich Österreich - Australien aus? "Australien und Österreich sind durchaus vergleichbar: Australien hat durch seine Größe viele verschiedene Klimaarten, das ist in Österreich, obwohl es so klein ist, ähnlich. In Österreich haben wir wirklich viele verschiedene Bereiche, auch klimatechnisch. Österreich ist zwar bekannt für Weißwein, es wächst in Österreich aber alles, wie im Burgenland beispielsweise der Rotwein. In Australien ist es, mit Ausnahme von Eis- und Süßweinen, die dort nicht gemacht werden, genauso."
Was können sich Ihrer Meinung nach die heimischen Winzer von Australien abschauen? "Die Rationalität beim Arbeiten, d. h. wie die Australier maschinell arbeiten. Die Australier sind Weinmacher und so sind auch ihre Arbeitsweisen. Wir zu Hause arbeiten traditionell, aber es ist gut zu wissen, was es sonst noch so alles gibt."
Was können Sie für sich persönlich aus den beiden Erfahrungen in "Down Under" mitnehmen? "Was ich von den zwei Betrieben, bei denen ich gearbeitet habe mitnehmen kann, sind wie gesagt die wirklich interessanten Erfahrungen in der Rotweinverarbeitung und -vergärung. Außerdem war die Erfahrung im Ausland wichtig für mich, weil ich mir jetzt viel mehr zutraue und es eine Selbstbestätigung ist, ich habe viel geschafft. Prinzipiell wollte ich eine andere Perspektive, einen anderen Blickwinkel, auch bezogen auf unseren Betrieb, bekommen. Es ging nicht nur um die Erfahrung im Weinbau, es hat mir persönlich viel geholfen. Der Wein hat mich dort hingebracht."