Kirche kämpft 2021 um ihre Schäfchen
267 Horner kehren Kirche den Rücken
Nach einem moderaten Austrittsjahr 2020, schnellten die Abmeldungen im Vorjahr in die Höhe.
BEZIRK. Kirchenaustritte hat es immer schon gegeben – einmal etwas mehr und einmal etwas weniger. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Besonders hoch waren etwa die Zahlen, als Missbrauchskandale die katholische Kirche erschütterten. Niedrig hingegen waren die Austrittszahlen nach Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2020. Im Vorjahr wurden allerdings österreichweit wieder mehr Austritte aus der Kirche verzeichnet.
Kirche Impf-Befürworterin
Nach einer kurzen Beruhigung während der ersten pandemiebedingten Lockdowns, stiegen die Austritte um 22,7 Prozent. Mit Beginn 2022 gab es in Österreich 4,83 Millionen Katholiken. 2020 waren es laut einer Statistik der Österreichischen Bischofskonferenz noch 4,91 Millionen gewesen, was einem Rückgang von rund 1,6 Prozent entspricht.
Und die Pandemie schlägt der Kirche nun ein weiteres Schnippchen. Denn die Kirche stellt sich in der aktuellen Impf-Debatte klar auf die Seite der Befürworter. Dies lässt Impfgegner nun noch schneller aus dem heiligen Verband ausscheiden. In der Diözese St. Pölten wurden im Vorjahr 6.466 Austritte verzeichnet. Nur 286 Personen traten im gleichen Zeitraum in die Kirche ein, 31 widerriefen ihren Austritt laut Statistik.
Viele Austritte in Horn
Und auch im Bezirk Horn spiegeln sich die bundes- und landesweit steigenden Zahlen wider. Die Zahl der Katholikinnen und Katholiken im Bezirk ist im letzten Jahr wieder leicht gesunken. Denn 267 Kirchenaustritte waren es 2021, im Jahr davor, also 2020 waren es "nur" 198, die die Kirche verlassen haben. 2019 waren es noch weniger, nämlich 249 und 2010 sogar viel mehr, sogar 303.
In der Diözese erklärt man sich die höheren Zahlen auch damit, dass es im Jahr 2020 mit Beschränkungen bei Behördenwegen zu einem Rückstau gekommen sei und nun ein Aufholbedarf bestanden hätte.
Gründe für Austritte
"Bei Kirchenaustritten frage ich mich immer, ob es an mir liegt", sagt P. Albert Groiß, Stadtpfarrer in Horn. "Denn es sind ja auch manchmal Leute, die vorher in der Kirche sehr engagiert waren. Da frage ich mich, was ist passiert? In solchen Fällen wäre es gut, wenn mir das die Leute vorher sagen würden, welche Probleme es gibt."
Was die Gründe für Austritte sind, weiß er nicht. "Ich glaube, dass junge Leute austreten, weil sie mit Kirche nichts zu tun haben - wenn sie dann das erste Mal die Kirchenvorschreibung bekommen, treten sie aus." Er schreibt allen 18-Jährigen in Horn einen Geburtstagsbrief, "damit der erste Kontakt mit der Kirche nicht negativ sondern positiv ist", erzählt er. "Das sind oft junge Leute, die nach Wien ziehen, mit dem Studium anfangen, dann müssen sie jeden Cent zusammenkratzen und dann kommt die Frage 'Wo kann ich einsparen?' ", versteht er z.T. die Überlegungen. "Das kränkt mich dann nicht so. Es kränkt mich mehr, wenn man erwachsene Menschen kennt, die bei uns sogar engagiert waren und dann austreten."
"Manche treten auch wieder ein"
"Aber, manche treten auch wieder ein in die Kirche", ist P. Albert erfreut, ca. fünf pro Jahr. Dafür gibt es verschiedene Gründe, "z.B, weil sie doch kirchlich heiraten wollen oder ein Kind getauft werden soll. Bei Erwachsenen kommen dann oft die Lebensfragen. Sie sagen: 'Das war ein Fehler, wie ich mit 18 ausgetreten bin, jetzt bin ich 40, hab die Vorzüge in Anspruch genommen und dass ich einen Mitgliedsbeitrag zahlen muss, ist selbstverständlich.'"
"Vermutlich treten die meisten aus, weil sie den Kirchenbeitrag nicht zahlen wollen, so wie ich auch", erzählt uns eine Frau.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.