Exklusiv: Nachfahre von Räuberhauptmann Grasel im Interview
Verblüffende Ähnlichkeit und gekrümmter Finger als Familien-Erbe.
Johann Georg Grasel, Räuber- und Bandenboss trieb auch im Waldviertel sein Unwesen.
Der grauhaarige Herr ist ein Charmeur. Mit 88 Jahren ist Johann Grasl (Ämter nahmen Schreibweise früher nicht so genau) äußerst fit und lebensfroh. "Schon meine Großmutter hat mir vom Grasel erzählt. Sie hatte ein Buch mit einem Steckbrief und hat mich schon als Kind auf ein gemeinsames Merkmal aufmerksam gemacht: Ein kürzerer gekrümmter Finger der rechten Hand. Auch die brünetten Haare, die gespitzte Nase, fast keine Augenbrauen - eine exakte Beschreibung des Grasel, die auch seiner Optik in der Jugend entsprach. Zur Zeit der Großmutter war der Räuber ein heldenhafter Robin Hood. Später hat er über dieses Thema sein Leben lang nicht mehr nachgedacht, bis er 2003 von der Graselwirtin zu einem Graseltreffen eingeladen wurde. Von 120 Graseln hatte er als einziger den gekrümmten Finger. Seitdem wird Ahnenforschung betrieben, mit Unterstützung des ehemaligen Uni-Professors Winfried Platzgummer, der vor Jahren die Originalprotokolle der Verhöre entdeckte. "Ich glaube, dass ich ein Nachfahre vom Grasel oder seinem Bruder bin, außer was die kriminelle Seite anbelangt, weil straffällig war ich noch nie", lacht der einstige Fernmeldetechniker.
Grasel war beliebt bei den Frauen, er dürfte einige Liebschaften und uneheliche Kinder gehabt haben, kann man beim Soziologen Roland Girtler nachlesen. In Mörtersdorf hat man den Grasel durch eine fiese List geschnappt und 1818 in Wien mit zwei seiner Spießgesellen gehängt. Während die zusammenbrachen, blieb der 28-Jährige heldenhaft standhaft, wunderte sich über die vielen Zuschauer (die Hälfte sollen Frauen gewesen sein). Wenn dieser Strolch eine anständige Erziehung genossen hätte, wäre aus ihm bestimmt ein Held geworden, steht bei Girtler zu lesen, Treue gegenüber seinen Freunden war eine seiner Stärken. Ein Charakterzug, den sein Namensvetter schätzt.
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