Windkraft: Fragwürdige Entscheidungsgrundlagen
Bei einer Pressekonferenz deckten Experten zahlreiche Missstände bei der Entscheidungsfindung auf Gemeindeebene auf
Die IG- Waldviertel, ein lockerer Zusammenschluss mehrerer Bürgerinitiativen veranstaltete am Dienstag, den 21. Oktober eine Pressekonferenz mit dem Ziel, den einseitigen Informationskampagnen der Windkraftbetreiber entgegen zu treten.
Gleich zu Beginn widerlegte Manfred Maier, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der Universität Wien, die gängige Behauptung Windkraft sei gesundheitlich völlig unbedenklich: „Alle Autoren neuerer Studien betonen, dass Infraschall von Windkraftanlagen mit hoher Sicherheit gesundheitliche Störwirkungen entfalten kann. Sie reichen von Schlafstörungen und daraus resultierenden Beeinträchtigungen, wie Kopfschmerz, Tinnitus oder mangelndem Konzentrationsvermögen, bis zu Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zur Distanz zur WKA, daher wird eine deutliche Abstandserhöhung über 2000m hinaus empfohlen.“, fasste der Wissenschaftler und Arzt zusammen.
Der Biologe Wolfgang Lechtaler beschäftigte sich eingehend mit den Gutachten zur strategischen Umweltprüfung zum Windpark WA 15 „Wild“. „ Es ist Fachleuten rätselhaft, wieso ein ökologisch so bedeutender Naturraum nicht schon längst zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Nur die im Dienst der Windkraftfirmen agierenden Gutachter negieren Wildtierkorridore, Brutgebiete geschützter Vögel, recherchieren vor Ort viel zu oberflächlich und spielen die Gefahren für Kornweihe, Raufußkauz, Fledermäuse und Co., von den Rotoren zerschreddert zu werden, systematisch herunter.“ Die in Fachkreisen bekannte Horner Ornithologin und Naturschützerin Doris Walter ergänzte: „Auf den sensiblen Wasserhaushalt, der durch die notwendigen, zahlreichen Drainagen ins Ungleichgewicht gerät und die für die Wild so typischen Feuchtgebiete damit gefährdet, wird überhaupt nicht eingegangen.“
Vom Tierschutz zum Menschenschutz leitete Ewald Schrenk über, der darlegte, wie die vermeintliche Rückständigkeit des Waldviertels von vielen Zuzüglern und Besuchern, als Grund für die Wahl ihres Lebensmittelpunktes oder Urlaubsortes gesehen wird. Er sprach vom Ausverkauf einer Marke, wenn man die noch intakte Landschaft nun mit Windrädern vollpflastert.
Kurt Kienast, der schon seinerzeit an vorderster Front für die Wild kämpfte als dort eine Sondermülldeponie errichtet werden sollte, befasste sich mit DEM großen Nachteil des Windstroms, der nicht vorhandenen Speichermöglichkeit.
Zum Schluss zeigte Jimmy Moser anhand einer Chronologie aus dem „Brunner Kurier“ auf, wie die Gemeindeverantwortlichen das Windkraftthema jahrelang an der Bevölkerung vorbei schwindelten, indem wichtige Informationen in einigen wenigen Zeilen abgehandelt wurden. (Andrea Neuwirth)
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