Forum Land: „Noch fehlen die Highlights“

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Vier Gemeinden, die an einem Strang ziehen und trotzdem ganz unterschiedliche Voraussetzungen haben – das ist das Pitztal. Während die vorderen Gemeinden typische Pendlerorte sind, finden in St. Leonhard die Hälfte der Bewohner einen Arbeitsplatz im Dorf. Bürgermeister Karl Raich, Jerzens, beschreibt seine Region: „Wir arbeiten gut zusammen, aber wir dürfen nicht stehen bleiben. Tourismus, Landwirtschaft, Gewerbe – alles muss sich weiterentwickeln und wir müssen alles daran setzen, das Tal lebendig zu halten“. Die Landwirtschaft ist für ihn ein wichtiger Eckpfeiler. „Die flächendeckende Bewirtschaftung kann nur von uns allen gemeinsam abgesichert werden. Sonst hat auch der Fremdenverkehr ein Problem, der mit der Idylle wirbt“, glaubt der Gemeindevertreter.

Von „Tourismus“ bis zu „Bildung“

Raich plädiert für den Erhalt des Winter- und Sommertourismus im Tal. „Ideal wäre ein Steigerung der Nächtigungen bei einer gleichzeitigen Aufteilung von jeweils 50 Prozent“, so der Jerzner Bürgermeister. Dazu müsse man die natürlichen Besonderheiten mehr schätzen lernen. Raich: „Wir sehen oft unsere eigenen Schönheiten des Dorfes nicht mehr“. Für ihn unerlässlich sind neue Investitionen im Tourismus und die gemeinsame Ausrichtung. Dazu braucht es auch den Gletscher. Einhelliger Tenor der Veranstaltung: „Der Gletscher muss sich besser ins Tal einbringen. Das bedeutet auch, gemeinsam mit uns zu investieren. Denn noch fehlen die Highlights“. Die Neuausrichtung des Tourismus soll auch mit neuen Initiativen gelingen. Das Tal soll zum Erlebnis werden. Neu gebaut wird auch eine Sennerei auf der Taschachalm. „Dazu braucht es aber auch die Menschen im Tal, die bereit sind ein Risiko einzugehen. Wir haben tolle Naturschauspiele und können uns als unverfälschter Naherholungsraum positionieren“, so ein Teilnehmer. Die Motivation dazu fehlt derzeit aus verschiedenen Gründen. Zum einen sind es hohe Auflagen, mangelnde Risikofinanzierungen – auch weil dazu die Banken weniger bereit sind – oder auch der hohe bürokratische Aufwand. Das bestätigen auch alle vier anwesenden Bürgermeister der Talgemeinden Arzl, Wenns, Jerzens und St. Leonhard. „Manchmal braucht es ein paar Mutige, die Projekte vorantreiben“, meint Bürgermeister Siegfried Neururer und meint damit den erfolgreichen Bau und Betrieb des Arzler Erdäpfelkellers.

Ein großes Problem im Tal ist die ärztliche Versorgung. „Am Freitagnachmittag haben wir keinen Bereitschaftsdienst im gesamten Pitztal. Das ist in einer Tourismusregion mit einer Million Nächtigungen untragbar“, erklärt Bgm. Rupert Hosp, St. Leonhard. Ihn ärgert auch die mangelnde Verhandlungsbereitschaft der Ärzteschaft. „Wir wurden einfach sitzen gelassen“, sagt Hosp. Ähnlich argumentiert er in Bezug auf die laufenden Kosten, die auf eine Gemeinde hereinbrechen. „Vieles kommt einfach auf uns zu, wir müssen uns dann um die Finanzierung sorgen. Vor allem im Sozialbereich werden wir uns vieles früher oder später nicht mehr leisten können“, meint der Talbürgermeister der 1500-Einwohner-Gemeinde. Schrauben, an denen man drehen müsse, um den kleinen Landgemeinden zu helfen, ist die Aufteilung der Kommunalsteuer und die Abschaffung des abgestuften Bevölkerungsschlüssels. Hosp zu letzterem: „Es ist nicht erklärbar, dass ein Wiener mehr wert ist als ein Tiroler. Wir müssen in der Infrastruktur viel höhere Kosten tragen. Wir brauchen einen Ausgleich“. Bei der Kommunalsteuer soll auch die Wohnortgemeinde einen Anteil erhalten und nicht alles der Arbeitsplatzgemeinde zugute kommen. Dem Bürgermeister von Wenns, Walter Schöpf, ist die Bildung ein großes Anliegen: „Alleine der Schülertransport stellt die ländlichen Ort vor Probleme. Unsere Kinder müssen die Ausbildungsstätten gut und sicher erreichen. Bildung ist ein Schlüssel für die Zukunft“. Lange diskutiert wurden auch die bürokratischen Systeme und der politische Handlungsspielraum. „Die Politik braucht Courage“, meinte ein Teilnehmer. „Unser Ziel ist es, direkt von den Menschen vor Ort zu hören, wo der Schuh drückt. Wir nehmen die Inhalte in ein Programm auf und fordern die politische Umsetzung ein. Umso wichtiger ist es, Fehler, Probleme, Chancen und Stärken aufzuzeigen“, dankt Forum Land-Bezirksobfrau Claudia Hirn-Gratl für die rege Teilnahme.

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