Ukraine Hilfe: mehr als 100 Kinder im SOS-Dorf
Imster Kinderdorf stellt sich der Verantwortung

Dolmetscherin Irina Kamper, Christian Rudisch (SOS-Kinderdorf-Leiter), Betreuerin Svitlana Valchekhovska, Koordinatorin Gamze Ylmaz-Sihan mit Bgm. Stefan Weirather.  | Foto: SOS Kinderdorf
  • Dolmetscherin Irina Kamper, Christian Rudisch (SOS-Kinderdorf-Leiter), Betreuerin Svitlana Valchekhovska, Koordinatorin Gamze Ylmaz-Sihan mit Bgm. Stefan Weirather.
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Am 3. April sind 50 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine mit 12 Betreuerinnen im SOS-Kinderdorf Imst aufgenommen worden. Damit hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Dorf mit einem Schlag verdoppelt.

IMST. Keine einfache Situation für alle Beteiligten. Trotz aller Herausforderungen zieht der neue Kinderdorf-Leiter Christian Rudisch eine durchaus positive erste Bilanz. Seit 1. Mai 2022 ist Christian Rudisch Leiter des SOS-Kinderdorfes Imst.
Zusätzlich zur Verantwortung für alle betreuten Kinder und Jugendlichen sowie MitarbeiterInnen aller bestehenden sozialpädagogischen Angebote waren Rudisch und sein Team mit der Organisation der Ukraine-Hilfe konfrontiert: von Fragen der Unterkunft und Grundversorgung sowie der medizinischen und psychologischen Betreuung über wichtige Themen wie Kindergarten, Schule und Freizeitaktivtäten bis hin zur aktuellen Planung für den bevorstehenden Schulschluss und die Sommerferien.

Intensive Zeit

Christian Rudisch blickt nach seinen ersten beiden Monaten als SOS-Kinderdorf-Leiter auf eine sehr intensive Zeit und Startphase zurück, mit vielen Herausforderungen, „die so nicht vorher- und absehbar waren. Das alles zu bewältigen gelingt nur mit einem starken Team und viel Zusammenhalt“, betont Rudisch und spricht damit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Unterstützer*innen von außen seinen besonderen Dank aus. „Ich habe die Ukraine-Hilfe im Dorf quasi übernommen und bin mitten in der Umsetzung eingestiegen. Da haben viele vor meinem Start großartige Arbeit geleistet!“

Ukraine-Hilfe: Gut angekommen

Am 23. März kamen 50 Kinder und 12 Betreuerinnen in Imst an. Sie wurden vorübergehend in einem Hotel untergebracht.
Parallel wurde mit Hochdruck daran gearbeitet, das in die Jahre gekommene, leerstehende Haus, in dem früher pensionierte SOS-Kinderdorf-Mütter nach ihrer aktiven Zeit lebten, so zu adaptieren (Heizung, Zimmer, Inventar, Spiel- Gemeinschaftsräume, Küche etc.), dass alle gut untergebracht sind und in Sicherheit leben können. Schon zehn Tage später konnten alle vom Hotel ins SOS-Kinderdorf übersiedeln.
„Möglich war das nur, weil das ganze Dorf und viele Menschen von außen so engagiert mitgeholfen und mitangepackt haben“, betont Gamze Yilmaz-Sahan, die an der Planung und Umsetzung der Ukraine-Hilfe maßgeblich beteiligt ist.
„Die Kinderanzahl im Dorf hat sich schlagartig verdoppelt! Die Herausforderungen waren komplex, infrastrukturell und pädagogisch“, so Gamze Yilmaz-Sahan und Christian Rudisch einhellig.
„Trotzdem ist es gelungen, dass Kinder und Betreuer*innen bei uns ein sicheres Zuhause auf Zeit haben, gut versorgt sind, sich immer besser ins Dorfleben integrieren und hier wohl fühlen. Dafür möchten wir allen Unterstützerinnen und helfenden Händen ein großes Danke sagen", erklären die beiden.

Organisation von Schule, Alltag und Freizeit

Alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen gehen in Imst in die Schule. Für die Jüngeren wurde ein Kinderatelier eingerichtet, das über den Sommer geöffnet bleibt. Die Infrastruktur im Dorf mit eigenem Sportplatz, viel Grün- und Spielflächen ist sehr wertvoll: Fußballspielen, Radfahren, Laufen, Springen, Klettern u.v.m. ist inzwischen alltäglich, auch untereinander mit den Kindern aus dem SOS-Kinderdorf. Für die Ferien gibt es schon vielfältige Pläne. Neben Ausflügen und Wanderungen in der Region ist ein Höhepunkt sicher die Fahrt ins internationale SOS-Feriencamp an den Caldonazzosee in Trient: eine unbeschwerte Ferienwoche mit viel Spiel, Spaß und Action. Die letzten zwei Wochen vor Schulbeginn werden alle Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine an der Sommerschule teilnehmen.

Herausforderungen gibt es viele

„Die ersten Hürden sind geschafft“, freut sich Christian Rudisch mit seinem Team über die positive Entwicklung seit der Aufnahme der Kinder, Jugendlichen und Betreuerinnen im SOS-Kinderdorf Imst.
„Das soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass immer wieder neue, oft auch unerwartete Themen und Herausforderungen auftauchen,“ sagt Rudisch.
„Wir müssen genau hinschauen und hinhören: Wie reagieren die Kinder, wie die Erwachsenen, nachdem sie als Folge des Krieges ihr gewohntes Umfeld verlassen und sich auf die Reise in ein fremdes Land machen mussten? Auf fremde Menschen treffen, deren Sprache nicht verstehen, in eine ungewisse Zukunft blicken? Hier achtsam zu bleiben, ist sehr wichtig“, sagt Rudisch.

Vielfältige pädagogische Angebote

Mit Blick auf die eigentliche Kernaufgabe des SOS-Kinderdorfes Imst (Betreuung und Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe in Tirol) stehen heute die zahlreichen verschiedenen pädagogischen Angebote und „passgenauen“ Hilfen im Vordergrund. Aktuell sind das:
die zwei neuen größeren Wohngruppen für je neun Kinder und Jugendliche, zwei Wohngruppen für je vier und eine Wohngruppe für sechs Kinder/Jugendliche sowie vier Angebote für Betreutes Wohnen für ältere Jugendliche auf dem Weg in die Selbständigkeit. Dazu kommt das Krisenhaus mit fünf Plätzen für rasche und kurzfristige Aufnahmen sowie das Eltern-Kind-Wohnen, wo jeweils Kinder mit ihren Eltern aufgenommen und unterstützt werden. Noch in der Startphase befindet sich das Familienrathaus für die Arbeit mit den Eltern/Angehörigen der Kinder und Jugendlichen. Zum SOS-Kinderdorf Imst gehört auch eine Wohngruppe für neun Jugendliche in Telfs.
Allein die Auflistung dieser sehr differenzierten pädagogischen Angebote zeigt die Vielfalt und Dynamik der Entwicklung im sozialpädagogischen Bereich.
„Es geht heute nicht mehr darum, ob es eine passende Einrichtung für ein Kind oder einen Jugendlichen gibt, sondern dass jedes Kind und jeder Jugendliche die passgenaue Hilfe und Unterstützung bekommt, die sie/er jeweils individuell braucht. Das kann sehr unterschiedlich sein und sich während der Betreuung auch verändern“, erklärt Christian Rudisch.
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