Ist Telfs wirklich so (un)sicher?

Telfer Bgm. Christian Härting.

TELFS. Man könnte es als das Motto für den Beginn dieses Jahrhunderts bezeichnen, das leidige Thema Sicherheit, das nun von der Weltbühne auch in den Gemeinderat in Telfs eingezogen ist. Blickpunkt sprach mit dem Telfer Gemeindechef Bgm. Christian Härting über die Sicherheit in Telfs, Delikte, Jugendliche und Präventionsarbeit.

Blickpunkt (BP): Herr Bürgermeister, das Thema Sicherheit wird derzeit in Telfs rege diskutiert, auch im Gemeinderat. Gab es dafür einen bestimmten Auslöser?
Bgm. Christian HÄRTING:
„Auslöser waren eigentlich die Berichterstattungen in den Medien, vor allem Berichte über Körperverletzungsdelikte in Telfs, die man auf keinen Fall bagatellisieren darf. In der Diskussion hat man sich dann einerseits darum bemüht, tatsächliche Fakten auf den Tisch zu bringen, und andererseits auch darüber gesprochen, wie man künftig solchen Vorfällen vorbeugen kann.“

BP: Ist Telfs unsicher?
HÄRTING:
„Nein, natürlich nicht. Es ist in Telfs nicht besser oder schlechter als in anderen etwa gleich großen Gemeinden in Tirol oder Österreich. Telfs ist nun einmal kein Dorf mehr. Wir haben über 15.000 Einwohner und sind somit die drittgrößte Gemeinde Tirols. Auch die Jugendlichen sind statistisch gesehen nicht auffälliger als in vergleichbaren Gemeinden. Und die Kriminalität ist auch kein Ausländerthema, ganz im Gegenteil. Fakt ist, dass es in Telfs einen kleinen Personenkreis gibt, der fast ausschließlich für diese besonderen Delikte in Telfs verantwortlich gemacht werden kann. Dieser Personenkreis umfasst ca. 130 Personen, ca. 40 davon sind Jugendliche, also eine überschaubare Zahl. Hervorheben muss man die ausgezeichnete Arbeit der Polizei in Telfs. Die Polizeiinspektion Telfs darf sich über eine Aufklärungsquote von über 56 % freuen. (Anm. d. R.: Der Österreichschnitt der Aufklärungsquote lag im vergangenen Jahr bei 41,4 %).“

BP: Wie ist nun der Status der Diskussion?
HÄRTING:
„Das Thema wurde sowohl im Gemeinderat, wie auch im Wirtschaftsausschuss diskutiert. Derzeit werden gerade Angebote eingeholt, um während der Sommermonate, vor allem an den Freitagen und Samstagen, in der Nacht mit einem privaten Wachdienst zu arbeiten. Das sehe ich als eine präventive Maßnahme. Wer weiß, dass der Ort überwacht wird, überlegt sich vielleicht zweimal, ob er ein Fahrrad stiehlt oder eine Schlägerei anzettelt. Weiters werde ich an das Landespolizeikommando ein Schreiben richten, in dem ich um ein bis zwei Dienstposten mehr für die Polizeiinspektion Telfs bitte. Die Planstellen sind zwar mit der Einwohnerzahl mitgewachsen, aber die Polizeidienststelle in Telfs muss ja insgesamt sechs Gemeinden, nämlich Pfaffenhofen, Oberhofen, Flaurling, Pettnau, Wildermieming und Telfs bedienen. Wichtig ist mir aber vor allem die Arbeit in der Prävention und daher werden wir die mobile Jugendarbeit um einen Dienstposten aufstocken. Derzeit wird gerade an einem neuen Konzept gearbeitet, das bis Ende des Sommers fertig sein soll. Ich denke, dass wir ab Herbst dann mit einigen Neuerungen durchstarten können. Wichtig ist, dass man hier vermehrt an den neuralgischen Punkten präsent ist. So wie wir das jetzt schon mit dem provisorischen Jugendtreff in der Puite machen. Man wird sehen, ob wir hier in der Herz-Jesu-Notkirche bleiben können, oder ob wir eventuell auch eigene Räumlichkeiten anmieten.

BP: Glauben Sie, spielen Alkohol und Drogen auch eine größere Rolle bei Körperverletzungsdelikten, als früher?
HÄRTING:
„Ja, ich denke, dass vor allem die Brutalität zugenommen und die Hemmungen abgenommen haben. Man sieht das auch bei den Anzeigen, die meisten Schwierigkeiten am Wochenende gibt es zwischen 2 und 4 Uhr morgens, das ist genau die Zeit, wo der Alkoholpegel beim Ausgehen am Größten ist. Unverständlich ist in diesem Zusammenhang auch die Gesetzeslage. Es gibt in Österreich 9 verschiedene Jugendschutzgesetze. Mit 16 schon Alkohol trinken und die ganze Nacht ausbleiben zu dürfen ist für meinen Geschmack zu früh. Es muss ja nicht gleich so streng sein wie in Amerika. Das ist das andere Extrem. Dort darf man ja erst ab 21 Jahren Alkohol trinken. Aber 16 finde ich sehr jung, vor allem, weil man sich der Verantwortung nicht bewusst ist, die man hat. Hier sollte man aber in jedem Fall eine einheitliche Lösung für Österreich finden.

BP: Zurück zu Telfs, worin sehen Sie die Verantwortung der Gemeinde beim Thema Sicherheit?
HÄRTING:
„Ganz klar sehe ich sie in der Wohnbaupolitik. Anhand der Statistik kann man beispielsweise schon sagen, dass in einigen Ortsteilen in Telfs mehr Menschen wohnen, die regelmäßig mit dem Gesetz in Konflikt kommen, als in anderen. Künftig möchten wir versuchen, solche Ballungszentren zu vermeiden.“

BP: Das stelle ich mir schwierig vor. So viele Menschen suchen nach wie vor Wohnungen, und das Wohnen ist in Tirol an und für sich schon teuer, wie kann man hier die richtige Balance finden?
HÄRTING:
„Wir werden uns bemühen, künftig bei größeren Projekten, eng mit den Wohnbauträgern zusammenzuarbeiten, um den Wohnraum trotz allem von der Wohnqualität her besser zu gestalten. Das ist es auch, was die Gemeinde bei den bereits bestehenden Projekten noch zu verbessern versucht. Wir haben erst den Fußballplatz in der Puite gebaut, oder auch das neue Projekt „Mundegarten“ - ehemals Kräuterspirale - unterstützt. Es ist uns einfach ein Anliegen, die Wohnqualität zu verbessern und Orte der Begegnung liebenswerter zu gestalten. Hier versuchen wir, unser Möglichstes beizutragen.“

BP: Jugendliche sind ja meist recht kreativ und ideenreich. Wenn nun jemand eine Idee hätte, was man in Telfs machen könnte, wohin wendet man sich dann am besten?
HÄRTING:
„Die Bürger von Telfs sind jederzeit eingeladen zu meinen Sprechstunden zu kommen. Diese sind Montag von 16 bis 18 Uhr und Donnerstag von 10 bis 12 Uhr. Man kann sich aber auch jederzeit an die zuständigen Gemeinderäte Hans Ortner oder Florian Stöfelz wenden.“
BP: Herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch.

Interview: D. Weissbacher

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