Tschapfler bei den Schleichern?

Skizze von Josef Pöschl um 1900: Englische Reiter und rechts die "Tschapfler" mit Hudern bei der damaligen Telfer Fasnacht. | Foto: Archiv Gapp
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  • Skizze von Josef Pöschl um 1900: Englische Reiter und rechts die "Tschapfler" mit Hudern bei der damaligen Telfer Fasnacht.
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TELFS. Die Idee, die in früheren Zeiten in der Fasnacht verbotene Figur der "Tschapfler" beim Schleicherlaufen in Telfs wieder auferstehen zu lassen, stieß bei der Mehrheit der Gruppe heuer noch auf Ablehnung. "Aber es ist noch nicht vom Tisch, irgendwann werden sie kommen", wünscht sich Schleicher-Obmann Mag. Johann Sterzinger, der den Vorschlag gemacht hat, vor allem um jüngere Telfer in die Gruppe zu integrieren, derzeit sind das nur die Glasl- und Brezenbuabn. Ausweg wäre die Einführung der Tschapfler, eine Art Kübelemajen, so Sterzinger: "Das muss wohl noch etwas besser vorbereitet werden, die Diskussion hat erst begonnen. Die Tschapfler waren früher ein fester Bestandteil der Telfer Fasnacht." Auch der Telfer Fasnachtsexeperte und Buchautor (Fasnachten in Tirol) Dr. Johann Gapp und Heinrich Tilly (Fasnachtsmythologe, Anm.) gefällt der Vorschlag.

Historischer Beleg

In seinem Fasnachtsbuch veröffentlichte Gapp schriftliche Aufzeichnungen und Skizzen von Josef Pöschl um 1900 (siehe Skizze). Junge Burschen trugen Mädchenkleidung mit Pelzkappe, geschnürtem Mieder, ein breites Schultertuch, Schürze und Rock. Sie hatten einen Huder (Stofffetzen) und einen kleinen Holztschapfen mit Wasser dabei. Sie bespritzten die Zuschauer, das sollte befruchtende Wirkung haben. Ein Dekret des Landesarchives aus 1830 beschreibt bereits ein Verbot, verweist Gapp auf das Schriftstück, Zuschauer beschwerten sich demnach wegen des Spritzwassers: "(...) spritzen mit Wasser etc.etc. pünktlichst zu vermeyden und hindanzuhalten sind." Beim Nassereither Schellerlaufen wurde die Figur der Kübelemaijen in der jetzigen Form 1930 wieder eingeführt. In Imst wurde 1920 der Kübelinhalt verändert. Seitdem streuen sie duftenden Puder aus dem Kübele in die Gesichter der Zuschauer.

Fruchtbarkeit und Glück

Johann Sterzinger möchte seine Schleicher auf den historischen Hintergrund aufmerksam machen. Die Tschapfler sollen Fruchtbarkeit, Glück und Segen bringen, so Sterzinger: "Sie gehörten früher zur Außengruppe der Schleicher und würden die drei Paare der Außenwirte und Sennerinnen begleiten und die Leute nicht mit Wasser, sondern mit Puder bestreuen, so Sterzinger.
Die Hoffnung lebt in der Vorstellung von Sterzinger: "Ich bin zuversichtlich, die Fasnacht ist ein lebendiges Brauchtum, es darf diskutiert werden."

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