BB- Interview mit dem scheidenden Tarrenzer Bürgermeister Rudolf Köll
"Wünsche mir mehr Respekt und Augenmaß"

Der Tarrenzer Langzeit-Bürgermeister Rudolf Köll.
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  • Der Tarrenzer Langzeit-Bürgermeister Rudolf Köll.
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Der Tarrenzer Bürgermeister und Bauern-Funktionär Rudolf Köll legt mit Ende November sein Amt als Dorfchef nieder. Im BB-Interview erzählt er von seinen Beweggründen.

BB: Rudolf Köll verlässt nach mehr als zwei Jahrzehnten sein Amt vor dem Ende der Legislatur - warum?
RUDOLF KÖLL: Nach 23 Jahren als Bürgermeister und mehr als 30 Jahren als Gemeindemandatar war ich lange an der Front. Das hinterlässt Spuren. Deshalb wird es Zeit für neue Akteure. Außerdem bin ich im pensionsfähigen Alter.
BB: Die Aufgaben der Bürgermeister sind in den vergangenen Jahren nicht einfacher geworden - ein zweischneidiger Trend?
Köll: "Gesetzeslagen ändern sich sehr schnell, als Bürgermeister wird man immer mehr zur Behörde. Veranstaltungen wie das Gassenfest werden immer schwieriger zu organisieren."
BB: Was waren die Meilensteine, die Bürgermeister Köll in seiner Amtszeit gesetzt hat?
Köll: "Der Wählerauftrag war immer meine politische Motivation. Sämtliche Projekte, vom Gemeindezentrum bis zum Kindergarten, wurden vom Gemeinderat mehrheitlich, oft auch einstimmig mitgetragen. Alle umgesetzten Projekte sind aber nicht meiner Person, sondern dem gesamten Plenum zuzuordnen."
BB: Als Landwirt sind sie noch aktiv- als Bauern-Funktionär ist noch keine Pension in Sicht?
Köll: "Ich bin Landwirt mit Leib und Seele und da s wird auch so bleiben. Die Erfahrungen als Funktionär auf Bezirks- und Landesebene haben mich sehr geprägt. Viele persönliche und behördliche Kontakte habe ich dadurch geknüpft - nicht zum Nachteil der Gemeinde Tarrenz."
BB: Wie geht man in Tarrenz mit der aktuellen Corona-Lage um?
Köll: "Es ist eine enorme Herausforderung, die mit unseren Krisenstab von der Gemeinde nach den behördlichen Vorgaben abgearbeitet werden muss. Initiativen, wie etwa die Nachbarschaftshilfe funktionieren in Tarrenz aber immer gut."
BB: Man hört vielfach, dass der Umgangston in den Ämtern generell rauer geworden ist, auch in Tarrenz?
Köll: "Gesellschaftlich ändert sich der Ton gegenüber den Behörden, der Respekt innerhalb der Bevölkerung lässt immer mehr zu wünschen übrig. Ich selbst habe immer versucht, so nahe wie möglich bei den Menschen zu sein. Das hat sich besonders in schwierigen Situationen immer bewährt."
BB: Was geben sie ihrem designierten Nachfolger auf den Weg? Endet mit der Amtszeit jedes politische Leben von Langzeitbürgermeister Köll?
Köll: "Die Politik wird immer Teil meines Lebens bleiben. Aus dem operativen Teil ziehe ich mich allerdings zurück. Mein Nachfolger soll gemeinsam mit dem Gemeinderat neue Ideen entwickeln und umsetzen, aber auch das Geschaffene so gut wie möglich erhalten."
BB: Was wünscht man sich zur Pensionierung nach mehr als zwei Jahrzehnten in der Politik von der Politik?
Köll: "Eine langfristig sinnvolle Entwicklung mit Augenmaß wünsche ich mir. Politik sollte immer einen guten Draht zur Bevölkerung und deren Anliegen haben. Ein konstruktiver Umgang mit Behörden und Systempartnern ist nicht nur das Gebot der Stunde, sondern sollte auch ein künftiger Dauerauftrag sein. Von der Landes- und Bundesregierung wünsche ich mir gesetzliche Vorgaben, die auch in der Praxis umsetzbar sind."

Das Gespräch führte
Clemens Perktold

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