100 Jahre Skiclub Sölden-Hochsölden
Für Spitze braucht's Breite
Sölden feiert den 25. Auftakt des Ski-Weltcups – und das 100. Jubiläum des Skiclubs Sölden-Hochsölden: Über Vergangenheit und Zukunft spricht Club-Obmann Sigi Grüner.
SÖLDEN. Dass die Kinder in Tirol schon mit den Skiern auf die Welt kommen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Weil ein wenig Zeit bleibt da schon. Zumindest ein Jahr: So alt nämlich ist das jüngste Mitglied des Skiclubs Sölden-Hochsölden. Seinen 100. Geburtstag wird hingegen bald das älteste Mitglied feiern – und mit ihm der gesamte Club, der auf ebensoviele Jahre des Bestehens blickt.
„A bissl a andere Zeit“
Rund 50 Jahre ist auch Sigi Grüner schon dabei. „Seit ich gehen kann, eigentlich“, sagt der Hotelier schmunzelnd, der mit drei Jahren zum Club gekommen ist. Seit 2009 ist er der 13. Obmann in der Clubgeschichte, die 1922 begonnen hat. „A bissl a andere Zeit“ sei das damals gewesen, auch im hinteren Ötztal, sagt der 53-Jährige. „Touristisch hat's da noch nicht viel gegeben.“ Aber eben einen Isidor Riml: „Ein begeisterter Wettkämpfer“, als Ski-Bewerbe noch eine Kombination waren aus Langlauf, Sprung und Abfahrt. Um teilzunehmen, brauchte es aber die Mitgliedschaft in einem Verein – und so gründete Riml einfach seinen eigenen Skiclub, erzählt der heutige Obmann.
Gemeinsam gewachsen
Gerade „die örtlichen Bauernbuabn“ hätten den Club, der heute rund 800 Mitglieder zählt, bald als Gelegenheit entdeckt, ihre karge Freizeit vergnüglich-sportlich zu gestalten. Beigebracht hat ihnen das Skifahren Riml höchstpersönlich „und so ist das Ganze gewachsen“, sagt Grüner. Aus dem Ehrenamt heraus entwickelten sich alsbald die ersten Skischulen, die so manche Frühstückspension entstehen haben lassen. Spätestens mit den ersten, eigenen Bewerben wurde der Tourismus zum Partner des Skisports in Sölden. So waren die Hotels beispielsweise schon früh und gerne Schauplatz für Preisverteilungen, sagt Grüner: Sie freuten sich über die Gäste an der Bar – und der Skiclub über finanzielle Unterstützung.
Sölden, Nabel der Ski-Welt
Während die ersten Skilifte bald nach Kriegsende hinauf zum Gaislachkogel und zum Giggijoch führen, verlängert sich die Ski-Saison in den 70er Jahren maßgeblich mit dem Gletscherskigebiet am Rettenbachferner. Dort wird dieses Wochenende zum 25. Mal wieder der Ski-Weltcup seinen Anfang nehmen. Die Rolle als Ort des Auftakts hat Sölden dabei nicht zuletzt dem damaligen Pirelli-Cup zu verdanken, der viele Weltcup-Athleten auf den Gletscher gebracht hat – und dann auch den internationalen Skiverband (FIS), nach einem Anruf von Bergbahnen-Chef Jakob Falkner, den Grüner als eigentlichen „Erfinder des Weltcups“ würdigt. „Anfangs war's noch etwas schwierig“, sagt der Obmann: Der FIS-Skepsis wegen, dass weicher Gletscherschnee keine Rennen zulassen würde. Falkner konterte gemeinsam mit anderen Gletschern, dass es sich ja dann logischerweise dort auch nicht trainieren lässt. Der Verband lenkte ein – war das Gletscher-Training doch gang und gäbe.
Viel Arbeit für viele Menschen
Nach einem Vierteljahrhundert fast schon Legende, ließe sich da noch einiges erzählen. Sölden holte sich jedenfalls seine Weltcup-Garantie, mit den Bergbahnen als Bereitstellerin der Infrastruktur und dem Skiclub als durchführenden Verein. Das wiederum bedeutet viel Arbeit über viele Monate – für viele Menschen, die alle wichtig sind, betont Grüner: Beginnend im Mai mit dem Abdecken der Strecke, über die Präparation im September bis hin zur „heißen Phase“ ein, zwei Wochen vor den Rennen, wo an Spitzenzeiten bis zu 400 Personen für das Spektakel auf der Piste arbeiten. Sein eigenes Jubiläum feiert der Skiclub derweil unter anderem mit reger Beteiligung an der Fanparade. Die offizielle 100-Jahr-Feier ist dann am 17. Dezember samt Ski-Show bei der Gaislachkogelbahn-Mittelstation geplant, verrät der Club-Obmann. Schmökern lässt sich bis dahin schon im neuen Buch zur 100-jährigen Clubgeschichte. „Nina Arnold hat sich da ziemlich ins Zeug gelegt“, freut sich Grüner. Bestellen lässt sich's über den Skiclub und erwerben in allerlei Verkaufsstellen, etwa beim Ötztal Tourismus.
Wer Geschichte schreiben wird
Ein Andre Arnold, eine Kathrin Wilhelm und viele weitere Club-Mitglieder, die im professionellen Skisport ihre erfolgreichen Spuren hinterlassen haben, wären Anlass genug, um noch ein paar Jahrhunderte stolz zu sein. Darauf ausruhen will sich der Skiclub aber nicht, sondern weiter für den Nachwuchs da sein. Denn damals wie heute gilt: „Die Jugend von Sölden muss Skifahren lernen“, sagt Grüner. Eine Franziska Gritsch, die sich daheim mit der Welt-Elite misst, ist da natürlich „ein wahnsinniger Motivationsfaktor“, sagt der SK-Obmann, der 103 Kinder im Training weiß und allseits für die Unterstützung dankt: „Wir müssen in die Breite investieren. Darauf fußt der Leistungssport“ – und das auch beim Snowboarden. Mitglied werden lässt sich's im Internet unter: www.sc-soelden.com
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