Der letze Ausweg oder Gefahrenpotential?

Podiumsdiskussion in Roppen zum Thema Einsatz von Antibiotika bei Feuerbrand | Foto: Foto: Wegscheider
  • Podiumsdiskussion in Roppen zum Thema Einsatz von Antibiotika bei Feuerbrand
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Experten stellten sich im Rahmen des Forum Land zahlreichen Fragen zum Einsatz des Mittels Strepomycin gegen FeuerbrandIn Österreich war bisher der Einsatz von Antibiotika gegen Feuerbrand verboten, weshalb nur der Griff zur Säge diese Seuche eindämmen sollte. In diesem Jahr scheint sich eine Wende abzuzeichnen, denn das Antibiotikum Streptomycin erhielt seine einstweilige Zulassung vom Ministerium und soll die Erwerbsobstplantagen retten.ROPPEN (WKH). Das Forum Land Bezirk Imst lud zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema Feuerbrandbekämpfung mit Streptomycin, bei der auch die damit verbundene Frage Ist unser Honig in Gefahr? erörtert werden sollte. Am Podium diskutierten LR Anton Steixner, LA Claudia Hirn, Dr. Klaus Wallner, Dr. Hansjörg Goller sowie Vertreter der Obstbauern und natürlich der Imker. Honig in Gefahr?Der Grund dieser Informationsveranstaltung mit anschließender Podiumsdiskussion war, dass ab heuer auch in Tirol mit dem Antibiotikum Streptomycin dem Feuerbrand zu Leibe gerückt werden darf. Im Tiroler Oberland wurde der Einsatz dieses Mittels für einige Obstplantagen in Haiming, Stams, Silz, Roppen und Imst von der Behörde genehmigt. Die Verwendung dieses effektiven Mittels gegen Feuerbrand unterliegt strengen Vorschriften und soll laut Dr. Goller nur eine Ergänzung im Kampf gegen den Feuerbrand sein. Nur nach einer eingehenden Schulung sowie einem Ansuchen bei der Behörde ist dieses Mittel für gewerbliche Obstbauern erhältlich, Privatpersonen mit nur wenigen Obstbäumen müssen auch weiterhin zur Säge greifen und roden. Weil nur in der Blütezeit vom 10. März bis 15. Juni gespritzt werden darf, haben natürlich viele Imker Angst wegen Rückständen dieser Substanzen in ihrem Bienenhonig. Aus diesem Grund müssen die Imker im Umkreis von fünf Kilometern von Obstplantagen, wo mit Streptomycin gespritzt wird, gewarnt werden, dies soll durch den Landesverband für Bienenzucht geschehen. Unter den hunderten Besuchern dieser Veranstaltung befanden sich deshalb auch sehr viele Imker, die den Vorträgen der Experten lauschten. Dr Klaus Wallner von der Uni Hohenheim, Europas Honigexperte Nr. 1, versuchte in seinem Vortrag, die Ängste und Befürchtungen der Anwesenden zu entkräften. Er erklärte, dass Streptomycin bereits seit vielen Jahren in Deutschland mit großem Erfolg angewendet wird. Gespritzt müsse aber in der Blütezeit werden, weil nur so die Wirkung erreicht werde, erklärte der Deutsche. Laut Dr. Wallner haben Bienen einen Mechanismus, um den gesammelten Nektar zu entgiften, doch leider versagt dieser beim Streptomycin, weshalb sich im Honig minimale Rückstände feststellen lassen. Die geringen Mengen liegen aber laut Dr. Wallner unter den gesetzlichen Grenzwerten. In Deutschland wurden im Jahr 2007 nur bei 9 von 118 untersuchten Proben Überschreitungen der erlaubten 0,02 mg/kg Streptomycin festgestellt, diese mussten allerdings als Sondermüll entsorgt werden. Trotzdem ist Dr. Wallner ein Verfechter des Einsatzes von Antibiotika im Obstbau. Während der anschließenden Podiumsdiskussion wurden LR Steixner sowie die Experten und Gäste mit Fragen regelrecht bombardiert. LR Anton Steixner ließ anklingen, dass auch er sich noch vor ein paar Jahren den Einsatz von Antibiotika gegen Feuerbrand nicht vorstellen konnte. Weiters werde niemand zum Spritzen gezwungen. In Fällen von Grenzwertüberschreitungen beim Honig durch Streptomycin werde man die betroffenen Imker entschädigen, sagte Steitxner weiter. FeuerbrandFeuerbrand ist eine hochinfektiöse Erkrankung von Obst- und Ziergehölzen und wurde in Tirol im Jahr 1998 zum ersten Mal nachgewiesen. Durch das rasante Fortschreiten waren im vergangenen Jahr 2007 bereits 163 Tiroler Gemeinden von dieser Seuche betroffen. Tirolweit mussten zur Eindämmung der Seuche 20.000 Obstbäume gefällt werden, doch konnte der Feuerbrand bis heute nicht ausgerottet werden.Pro-Argumente im VordergrundBei den Vorträgen war auffallend, dass die Referenten die Pro-Streptomycin-Argumente deutlich in den Vordergrund stellten, während die Kontras sowie die Gefahren des Einsatzes von Streptomycin im Hintergrund blieben oder nur am Rande erwähnt wurden. Die Zeit wird zeigen, ob Befürworter oder Skeptiker Recht behalten.

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