„Wir wollen Bauern sein“

Karoline und Johannes Gabl mit Michael bewirtschaften den Anders-Hof in Wald im Pitztal (Bildmitte). Milchwirtschaft, Obstbau und Direktvermarktung sind die verschiedenen Betriebszweige. LAbg. Kathrin Kaltenhauser und Andreas Embacher von der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend freuen sich über die innovativen Hofführer. | Foto: Foto: Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend
  • Karoline und Johannes Gabl mit Michael bewirtschaften den Anders-Hof in Wald im Pitztal (Bildmitte). Milchwirtschaft, Obstbau und Direktvermarktung sind die verschiedenen Betriebszweige. LAbg. Kathrin Kaltenhauser und Andreas Embacher von der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend freuen sich über die innovativen Hofführer.
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ARZL. Wie geht es mit meinem Hof weiter? Solchen Fragen stellten sich 212 Jungbauern aus ganz Tirol in einer Online-Umfrage der Jungbauernschaft/Landjugend. Die Antworten – vor allem bei den offenen Fragen – überraschen. Die jungen Landwirtinnen und Landwirte wollen in der Bevölkerung wertgeschätzt werden. Die Zeit zwischen landwirtschaftlicher Ausbildung und tatsächlicher Hofübernahme dauert ihnen zu lange. Betriebswirtschaftlich fordern sie stabile Verhältnisse bei den Ausgleichszahlungen. Im Bezirk Imst wurde speziell auch auf die Situation der Nebenerwerbslandwirte hingewiesen.

Im Frühjahr wurden 996 junge Bauern und Hofübernehmer aufgefordert, mittels Online-Umfrage die Situation auf ihren Höfen zu beschreiben. „212 von ihnen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Das entspricht einer Rücklaufquote von mehr als 21 Prozent. Davon ist knapp ein Viertel weiblich, der Rest männlich“, freut sich die Landesleiterin der Jungbauernschaft/Landjugend LAbg. Kathrin Kaltenhauser. Ein Großteil der Befragten (73 Prozent) war unter 25 Jahre alt. Durch 20 teils offene Fragen sollte der Betrieb, die Führung des Hofes und die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten unter die Lupe genommen werden. Gerade bei den offenen Fragen haben die Jungbauern überrascht. „Fast alle haben Anmerkungen gemacht. Das ist mehr als ungewöhnlich. Sie sind ehrlich auf die Probleme und Herausforderungen eingegangen“, weiß Landesjungbauernobmann Andreas Embacher.

Jungbauern wollen früh Verantwortung übernehmen
Die Zahlen sprechen für sich: 59 Prozent planen, in den nächsten Jahren in ihren Hof zu investieren. Stallneu- und Umbauten stehen im Vordergrund. Immerhin 16 Prozent wollen das Bauernhaus modernisieren. „Von den Befragten wollen 76 Prozent den Hof übernehmen, 24 Personen sind bereits Pächter des Betriebes und 28 Personen haben den Hof bereits übernommen. Von den Hofübernehmern will die große Mehrheit die Landwirtschaft auf alle Fälle weiter führen. 35 Jungbauern, die vor der Entscheidung stehen, denken darüber nach, ihn nicht zu übernehmen. Das ist knapp ein Fünftel der potentiellen Übernehmer“, sagt Embacher. Für LAbg. Kathrin Kaltenhauser, die selbst Übernehmerin ist, geben einige Antworten zu denken: „Vielen jungen Bauern ist die Hofübernahme zu spät. Sie beenden mit 17 Jahren die Facharbeiter-Ausbildung, die Übernahme findet aber oft erst sehr viel später statt. Die Befragten sind zu 65 Prozent der Meinung, dass der ideale Zeitpunkt zwischen 25 und 30 Jahren wäre“. Das unterstützt Johannes Gabl, Jungbauer am Anders-Hof in Wald im Pitztal. „Wir wollen im Unternehmen Bauernhof aktiv sein und schon früh Verantwortung übernehmen. Schließlich sollen wir den Hof ja einmal weiter führen“, sagt Gabl. Insofern ist die Umfrage für ihn zu begrüßen. Gabl: „Hier kommen die Fakten auf den Tisch, über die sonst nicht gesprochen wird“.
So stößt etwa den jungen Bäuerinnen und Bauern die fehlende Wertschätzung in der nichtbäuerlichen Bevölkerung besonders sauer auf. Andreas Embacher dazu: „Das Image der Bauern ist in der Wahrnehmung der Befragten nicht zufriedenstellend. Die Arbeit wird nicht wertgeschätzt. Mehr Information und ein bessere Darstellung der Leistungen der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit wird gefordert“.
Ein Spannungsfeld ist die Bürokratie und die damit verbundenen Leistungsabgeltungen. „Zum einen wissen die Jungen genau, dass ein Bauernhof in Tirol Ausgleichszahlungen zum betriebswirtschaftlichen Überleben braucht. Sie fordern daher mehr Stabilität und eine Entflechtung von der politischen Diskussion. Zum anderen stöhnen die Befragten über die Bürokratie, die damit verbunden ist“, sagt Jungbäuerin Kathrin Kaltenhauser. Gerade für Klein- und Nebenerwerbsbauern werden Erleichterungen gefordert.

Im Bezirk Imst
Heruntergebrochen auf den Bezirk Imst ergeben sich spezielle Herausforderungen. Die Jungbauern wünschen sich mehr Unterstützung in der Aus- und Weiterbildung im Bereich der Betriebswirtschaft, für Nebenerwerbsbauern und bei möglichen Nischenprodukten. Das ist gerade im Bezirk Imst, wo über 80 Prozent der Höfe im Nebenerwerb geführt werden, ein großer Wunsch. „Die Spezialisierung und die Direktvermarktung kann für viele Betriebe eine echte Chance sein. Im Nebenerwerb ist aber nicht alles möglich. Die Doppelbelastung ist groß. Hier fehlt es an gezielten Bildungs- und Beratungsangeboten“, glaubt LAbg. Kathrin Kaltenhauser. Grundsätzlich freut die Jungbauern aber die positive Botschaft der Umfrage. „Den jungen Bauern macht die Arbeit in der Natur und mit den Tieren große Freude. Sie wollen Bauer werden“, sagen Kaltenhauser und Embacher.

Forderungen
Die Jungbauernschaft will die Ergebnisse in die Tat umsetzen und fordert ein Starterpaket für Hofübernehmer. Alle wissenswerten Inhalte sollen sich dort finden. „Die Hofübergabe ist ein entscheidender Moment in der Landwirtschaft“, so die Jungbauernvertreter. Außerdem soll das Beratungs- und Bildungsangebot für jene Jungbauern ausgeweitet werden, die zwar die landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen, den Hof aber noch nicht übernommen haben. „Die Ausgleichszahlungen werden mit für die Zukunft entscheidend sein“, sagen Kathrin Kaltenhauser und Andreas Embacher und fordern hier langfristige Planungssicherheit ein.

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