Schnitzersymposium in Imst begeisterte

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Fasnachtslarven im Sommer mögen als unangebracht erscheinen, nicht so in Imst. Die Fasnachtstradition hat hier sehr tiefe Wurzeln und das „Larvle“, die Holzmaske, ist eines der bedeutendsten und eindrucksvollsten Elemente auch für den künstlerischen Wert, den sie darstellt. Welcher Ort würde sich für eine Veranstaltung, die als Kern die Holzlarven und ihre Schöpfer hat, besser als Imst eignen?
Im Jahr 2002 hat sich in Tarcento im italienischen Friaul um Luigi Revelant eine Gruppe von begeisterten Maskenschnitzern, die „Mascherai Alpini“, gebildet, welche die Tradition der alpenländischen Fasnacht und besonders die Volkskunst der Masken zu fördern beabsichtigte.
Bald schlossen sich Schnitzer aus den Regionen Veneto, Trient und Lombardei dieser Gruppe an, ebenso traten Larvenschnitzer aus Slowenien und Ungarn dem „Consorzio Mascherai Alpini“ – so der Name dieser Vereinigung – bei. Nach einiger Zeit streckte die Schnitzervereinigung ihre Fühler auch nach Tirol aus, und seit dem Jahr 2005 sind auch Imster Schnitzer Mitglieder dieser Assoziation, die Beziehungen zu Kultureinrichtungen in Italien und Österreich sowie zu Forschern der Volkstraditionen unterhält.
Seit ihrer Gründung trifft sich die Gruppe jährlich auf einem Symposium, das den Holzmasken gewidmet ist. Ein ganzes Wochenende lang zeigen die teilnehmenden Künstler hierbei in einer für jedermann zugänglichen Open-Air-Veranstaltung, wie sie ihre Larven schnitzen, tauschen sich untereinander aus und beantworten Fragen der interessierten Zuschauer. In den ersten Jahren fand die Tagung in Tarcento statt, aber im Laufe der Zeit wurde ein richtiggehendes „wanderndes Rendezvous“ daraus, das alle wichtigen Orte, wo sich diese alte Tradition noch ausdrückt, zu erreichen trachtet. So fand schon im Jahr 2008 dieses Symposium unter großem Publikumsandrang in Imst am Platz hinter der Johanneskirche statt.
Nachdem die Schnitzer im vergangenen Jahr im Rahmen der vielbesuchten Bergfestveranstaltung „Festa ta Mont“ im ladinischen Val San Nicolo inmitten der Dolomiten zusammengekommen waren, stand heuer wieder die Schemenlaufenstadt Imst auf dem Veranstaltungskalender des Symposiums, und zwar am Wochenende vom 14. bis zum 16. Juli 2017.
Als Ort der Veranstaltung wurde diesmal das Areal des Pflegezentrums Imst-Gurgltal mitten in der Stadt auserkoren, eine gute Wahl: Aufgrund der Bauweise des Pflegezentrums konnte man eine Open-Air-Veranstaltung unter Dach präsentieren, und zwar sowohl zum offenen Vorplatz hin als auch im schönen Innenhof des Gebäudes. Im Verbindungstrakt zwischen diesen beiden Bereichen nahmen namhafte Tiroler Fasnachtsorte die Gelegenheit wahr, sich mit Larven, Figuren, Foldern, Postern und multimedial zu präsentieren. So konnten die 20 Schnitzer ungestört von den Unbilden des Wetters und unter viel Zulauf von Interessierten aus Nah und Fern an ihren neuesten Larven arbeiten und – allen Sprachbarrieren zum Trotz - mit den zahlreichen Besuchern ins Gespräch gekommen.
So stolz wir Imster auf unsere Fasnacht sind, die ja als einzige im deutschsprachigen Raum zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit gekürt wurde, ist es gewiss kein Nachteil, ja man kann es geradezu als einen Auftrag ansehen, auch manchmal über den Tellerrand zu schauen und festzustellen, dass es auch anderswo traditionsreiche und faszinierende Bräuche gibt – eine solche Gelegenheit hat sich mit diesem Symposium geboten.
Ein Schnitzer aus Mamoiada in Sardinien arbeitete an den urtümlichen, ja archaischen Mamuthones-Masken, in Schignano am Comosee werden Fasnachtslarven aus Walnussholz geschnitzt, im slowenischen Cerkno entstehen die bekannten wilden Laufari-Masken, bei den Dolomitenladinern spielen der Bufon, die „Bel“ und die „Brutti“ (Schianen und Schiachen) eine Rolle. In den Bergregionen des Belluno und in Friaul bestehen ebenso alte Fasnachtstraditionen.
Auch die Tiroler „Lokalmatadoren“ präsentierten ihre eindrucksvollen Erzeugnisse: Der Imster Walter Zangerle, die Nassereither Irene und Hubert Krismer, der Imsterberger Markus Thurner und die Thaurerin Mathilde Speckbacher-Thurnbichler, schufen an ihren Werkbänken neue Larven und standen nebenbei den vielen Anwesenden Rede und Antwort.
Insgesamt kann man von einem durch und durch gelungenen Symposium sprechen, trotz der Tatsache, dass die Wetterbedingungen nicht unbedingt optimal waren – Petrus ließ immer wieder seine Schleusen öffnen, was bei fasnachtsbezogenen Veranstaltungen in Imst ja mittlerweile schon fast eine Normalität darstellt – immerhin blinzelte hin und wieder aber auch die Sonne etwas durch, bevor sie sich am letzten Tag des Symposiums vollends durchsetzen sollte.
Auch das Rahmenprogramm, die Unterhaltung und der kulinarische Genuss – mit Tiroler Knödeln, Grillabend und hausgemachten Salaten – kamen natürlich nicht zu kurz. Die Schnitzer waren vom Platzkonzert der Stadtmusikkapelle Imst ebenso begeistert wie von unserem Haus der Fasnacht; einige wagten sich sogar tief in die Rosengartenschlucht.
Die Mitglieder des Imster Fasnachtskomitees als Organisatoren und auch die teilnehmenden Schnitzer, denen Imst einmal mehr in guter Erinnerung bleiben wird, möchten sich bei allen, die für das Zustandekommen dieser Veranstaltung einen Beitrag geleistet haben, herzlich bedanken – ein spezielles Dankeschön für die unkomplizierte Zusammenarbeit gilt der Leitung des Pflegezentrums und dem guten Geist des Hauses, dem Peter Walch vulgo Måtz.
Nächstes Jahr wird das Symposium im Val Zoldana in der Region Belluno stattfinden, für die Folgezeit haben sich aufgrund des großen Erfolges in Imst sowohl die Männer des Fasnachtskomitees in Fiss als auch jene in Thaur schon Gedanken gemacht, die Veranstaltung in ihren Ort zu bringen …

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