40.000 Demonstranten
Anti-Corona Demo mit Pyrotechnik, Pfefferspray und Festnahmen
In der Wiener Innenstadt sind am Samstag Tausende auf die Straße gegangen, um gegen die Corona-Maßnahmen und Impfpflicht zu demonstrieren. Auch eine Gegendemo und eine Demo gegen Antisemitismus hat stattgefunden. Ein Großaufgebot der Polizei versuchte, die Demonstranten in Zaum zu halten. Dabei wurde Pfefferspray gegen gewaltbereite Demonstranten eingesetzt. Es hagelte Anzeigen und kam zu Festnahmen.
WIEN. 1.200 Polizistinnen und Polizisten waren am Samstag im Einsatz. Die Wiener Polizei erhielt Unterstützung aus anderen Bundesländern. „Lieber ein paar Polizisten zu viel als zu wenig“, hatte Polizeisprecherin Barbara Gass im Vorfeld gesagt. Die Polizei müsse Schutzzonen zu anderen Versammlungen aufrechterhalten. Die größte Demonstration richtete sich gegen die aktuellen Corona-Maßnahmen wie Maskenpflicht, Lockdown und geplante Impfpflicht.
Über 40.000 Demonstranten
Laut Polizei waren mehr als 40.000 Menschen auf den Straßen. Die Zahl der Gegendemonstranten wurde von der Polizei auf 1.500 geschätzt. Die linke Gegendemo war auf dem Stephansplatz gestartet. Das Motto dieser Gruppe von Demonstranten: „Mund-Nasen-Schutz aufsetzen. Gegen Nazis, Staat und Kapital“. Sie zog dann weiter in die Leopoldstadt. Viele Demonstranten ignorierten die Maskenpflicht, die Stimmung war teils aufgeheizt. Auch wurde eine Absperrung durchbrochen, wie es aus Polizeikreisen hieß. Es kam zu mehreren Festnahmen.
#Aktuell:
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) December 4, 2021
Die derzeitige Schätzung der Teilnehmer*innen der Demos, die sich gegen die Corona-Maßnahmen richten, liegt derzeit bei über 40.000. #w0412https://t.co/dc9slnPP4c
Zwar stellt Demonstrieren einen Ausnahmegrund bezüglich der aktuellen Lockdown-Ausgangssperre dar, allerdings mussten Demo-Teilnehmer permanent eine FFP2-Maske tragen - außer, sie konnten einen 2G-Nachweis erbringen. Die Polizei konnte nicht alle Demonstranten, die sich nicht an diese Regelung gehalten hatten, anhalten.
Ein Video zeigt die aufgeheizte Stimmung unter den Demonstranten:
Pfefferspray und Feuerkörper
Demonstranten warfen unter anderem pyrotechnische Gegenstände, die Polizei setzte Pfefferspray ein. Eine größere Gruppe der rechtsextremen Identitären um den umstrittenen Rechtsradikalen Martin Sellner mit Transparenten wie „Uns kriegt ihr nie“ und „Wir sind das Volk“ wurde am Nachmittag in Richtung Landstraße umgeleitet.
Von Demonstrant*innen der Corona-Maßnahmen Gegner kam es zu Bewürfen mit pyrotechnischen Gegenständen auf unsere Kolleg*innen. Es erfolgte bereits der Einsatz von Pfefferspray, einige Manifestanten wurden wg. Verdacht des Widerstandes gegen die Staatsgewalt festgenommen. (2/2)
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) December 4, 2021
Verkehrsbehinderungen und Straßensperren
Rund um den Stephansplatz, besonders aber auch auf der Ringstraße und auch im gesamten Stadtgebiet kam es zu Verkehrsbehinderungen. Die Impfgegner marschierten von 13 bis 18 Uhr auf Ringstraße und Franz-Josefs-Kai, wobei der größte Demozug vom Heldenplatz über die Ringstraße zum Franz-Josefs-Kai und über Parkring und Opernring wieder zurück zum Heldenplatz unterwegs waren. Bereits am früheren Nachmittag sperrte die Polizei Schwedenbrücke und Marienbrücke, weil sich dort rechte und linke Gruppierungen gegenüberstanden – kurzfristig wurde auch eine Absperrung durchbrochen.
Zur Demo gegen Antisemitismus haben Plattform Radikale Linke, Jüdische österreichische Hochschüler:innen, ÖH Uni Wien, SOS Balkanroute, KZ-Verband/VdA Wien, Antifa Wien West, System Change not Climate Change, Jugendrat, Black Voices Volksbegehren, Demokratische Kräfteplattform, trans*tifa wien, Sozialistische Jugend Wien, Riders Collectiv und Stephanie Sargnagel aufgerufen. Die Organisatoren der Impfgegner-Demonstrationen wurden von der Polizei nicht veröffentlicht.
FPÖ kündigt nächste Demo an
Die Freiheitlichen bedankten sich via Aussendung am Abend bei den Demonstranten. Bei der Kundgebung am Heldenplatz traten die beiden freiheitlichen Klubobmann-Stellvertreterin Susanne Fürst und Dagmar Belakowitsch als Rednerinnen auf.
Beide Politikerinnen betonten, dass die Impfung freiwillig bleiben müsse, und sprachen sich sowohl gegen den geplanten gesetzlichen Impfzwang als auch gegen den "bereits jetzt bestehenden immensen Druck auf Ungeimpfte" aus. Sie erinnerten an das von Ex-Kanzler Kurz gegebene Versprechen, dass es keinen Impfzwang in Österreich geben werde.
Dass der designierte Kanzler Nehammer dieses Versprechen nun brechen wolle, komme nicht überraschend, so Belakowitsch: „Nehammer war einer der Ersten, die mit der Spaltung der Bevölkerung in ‚Lebensretter‘ und ‚Lebensgefährder‘ beonnen haben. Er hat schon zu Beginn der Corona-Krise Menschen in Gut und in Böse eingeteilt und die Polizei für diesen miesen Zweck missbraucht.“
Die FPÖ kündigte für 11. Dezember die nächste Demo in Wien, diesmal mit FPÖ-Bundesparteiobmann und Klubobmann Herbert Kickl, an.
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