Das Intercontinental bekommt einen großen Bruder
Der Architekturwettbewerb rund um das Areal Heumarkt und Lothringerstraße ist entschieden. Kritik am Entwurf lässt nicht lange auf sich warten.
Nach zwei Jahren Anlaufzeit wurde mit dem 62-jährigen Brasilianer Isay Weinfeld, ein Architekt auserkoren, der zahlreiche Preise erhalten hat und als Meister der Sensibilität und zurückhaltenden Eleganz gilt. Sein Entwurf für die Neugestaltung des Hotel Intercontinental und der Anlagen des Wiener Eislauf-Vereins wurde von einer Jury aus über 100 verschiedenen Architekturmodellen weltweit auf den ersten Platz gewählt, ist aber dennoch nicht frei von Kritik.
Gefahr fürs Weltkulturerbe?
Kritiker sehen den 74 Meter hohen Bau als Gefahr für den Status der Inneren Stadt als Weltkulturerbe. Der Vorstand des zuständigen österreichischen Beteiligungs- und Immobilienunternehmens Wertinvest Michael Tojner spricht von einem offenen und transparenten Prozess bei der Auswahl des Siegerprojekts. "Wir haben viele Interessen geprüft und mit der Stadt eine Partnerschaft geschlossen. Wir wollten keine Zuwendung haben, sondern haben die Interessen von Anrainern, vom Eislauf-Verein, vom Bezirk und vom Konzerthaus miteinbezogen. Ich glaube, wir haben ein Ergebnis, dass sich sehen lassen kann.", sagt Tojner und fügt an: "Wir haben dem alten Intercontinental, einem Zeitzeugen aus den 60er Jahren, einen Bruder gegeben, der die öffentlichen Einrichtungen hier finanziert, ohne dass der Stadt Wien Kosten entstehen. Geplant sind ein Zentrum für Sport, wie Eislaufen im Winter und eine neue Schwimmhalle. Auch das Konzerthaus kann sich mit dem neuen Vorplatz neu orientieren.
No centimeter more ist von gestern
Auf die Kritik an dem geplanten Hochbau und der Inkompabilität mit dem Weltkulturerbe verweist Tonjer auf die Vorteile: "Diese Höhenentwicklung ist natürlich sichtbar. Aber sie hilft den Instituionen wie dem Konzerthaus und dem Wiener Eislauf-Verein eine neue Kraft auszustrahlen. Das Konzerthaus kämpft um sein Budget und hat kein Geld für einen neuen Vorbau. Das ist auch Kultur und man kann nicht immer von gestern sein und sagen "No centimeter more". Das passt nicht in eine moderne Stadt wie Wien." Wertinvest verweist zusätzlich noch darauf, dass es natürlich eine Abstimmung mit der Unesco und der Icomos (Österreichischen Nationalkomitee des Internationalen Rats für Denkmalpflege) geben werde, man aber mit der eigenen Argumentation den Gesprächen positiv entgegenblicke.
Mehr Durchlässigkeit
SP-Bezirksvorsteher-Stellvertreter Rudolf Zabrana sieht in dem Entwurf ebenfalls eine Verbesserung der Durchlässigkeit für das Areal: "Sowohl von der Marokkanergasse als auch von der Zaunergasse kann man das Areal viel durchlässiger gestalten. Mann kan auf den Beethovenplatz und zum Konzerthaus durchgehen. Zusätzlich gibt es dann auch einen Vorbereich vor dem Eislauf-Verein und dem Hotel, der ganzjährig bespielt werden kann, um zum Beispiel eine "Open-Air-Nutzung", auch fürs Konzerthaus, zu schaffen."
Auch der Wiener Eislauf-Verein hat in einer Stellungnahme keine offensichtliche Abweichung von den zwischen dem Investor und dem Wiener Eislauf-Verein abgeschlossenen Vereinbarungen feststellen können. Weist aber zugleich darauf hin, dass erst jetzt die Projektentwicklungsphase beginnt.
Start der Bauarbeiten: 2016.
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