Wiener Fiaker
Fiakerpferde sollen künftig ab 30 Grad frei haben
Womöglich hat es sich für die Fiaker an heißen Sommertagen schon bald ausgetrabt. Denn die Bezirksvertretung hat einen entsprechenden Beschluss durchgewunken.
WIEN/INNERE STADT. Wenn im Sommer die Temperatur am Thermometer über 30 Grad klettert, dann könnte in der Wiener Innenstadt das Klacken der Fiakerpferdehufen verstummen. Denn in der sechsten Bezirksvertretungssitzung gelang es der ÖVP, den Grünen und den Neos erstmals eine Mehrheit dafür zu bekommen, dass die Pferde ab 30 Grad hitzefrei haben.
"Wir haben uns viele Jahre um das Wohl der Fiakerpferde bemüht, jetzt ist erstmals eine Mehrheit für einen entsprechenden Antrag im Bezirksparlament gelungen" freut sich der Grüne Klubobmann Alexander Hirschenhauser über die Entscheidung der Bezirksvertretung. Auch die Grüne Tierschutzsprecherin für Wien, Jennifer Kickert, zeigt sich über den Beschluss erfreut: "Hitzewellen bedeuten nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere und besonders für Fiakerpferde gesundheitliche Belastungen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die bestehende Regelung – hitzefrei ab 35 Grad – bei weitem nicht ausreicht, um die Tiere zu schützen", so Kickert.
SPÖ und FPÖ dagegen
Doch der neue Beschluss wird nicht überall gebilligt. Lucia Grabetz, Bezirksvorsteher-Stellvertreterin der SPÖ, stimmte gemeinsam mit ihrer Partei gegen den Antrag. "Wir haben einen Verweis in den Umweltausschuss beantragt um das Thema mit Expert*innen zu besprechen. Die uns bisher vorliegenden Studien besagen, dass Pferde ab 35 Grad hitzefrei bekommen sollen. Das ist auch die aktuelle Vorgabe", so Grabetz. Doch der Verweis in den Umweltausschuss wurde mit Stimmen von ÖVP, Grünen und Neos verhindert. "Wir sollten darüber diskutieren, was für die Pferde wirklich wichtig ist - da ist es zu wenig über eine Grenze am Thermometer zu sprechen", erklärt Grabetz.
Auch der Spartensprecherin der Wiener Fiaker, Ursula Chytracek, stößt der neue Beschluss sauer auf. "Welcher Mensch hört bei 30 Grad auf zu arbeiten? Im Sommer hat es fast durchgehend 30 Grad, da kann ich überhaupt kein Geld mehr verdienen", moniert Chytracek. Zudem betont sie, dass es "keinen wissenschaftlichen Nachweis gibt", dass Pferde ab dieser Temperatur stärker belastet sind. "Diese Aussagen sind alle frei erfunden und ein völliger Schwachsinn", so die Fiakersprecherin.
A never ending story
Die Fiaker beschäftigen die City jedoch nicht nur in Hinblick auf die Temperatur, bei der die Pferde laufen dürfen. In zahlreichen Diskussionen rund um alternative Standplätze, Plastikhufen oder einer Beschattung am Stephansplatz gingen in den vergangenen Jahren die Wogen hoch.
Besonders die Standplatz Diskussion sorgt seitens der Fiaker für Unmut. Geplant war es einen Standplatz am äußeren Burgtor zu eröffnen, doch davon hält Fiakersprecherin Chytracek wenig. "Der Standplatz soll den Pferden als Ruhepause dienen. Wenn wir aber dann direkt neben dem Ring stehen, wo Straßenbahnen und Autos fahren, kann man sich nicht erholen. Für Chytracek stellt sich hier vielmehr eine Grundsatzfrage. "Die Politik verordnet uns zu Tode. Sie sollten sich entscheiden: Wollen sie die Fiaker in Wien haben oder nicht?"
Auch die Plastikhufen-Diskussion scheint vorerst nur vertagt zu sein. Rund 750.000 Euro an Straßenschäden verursachen die Fiaker jährlich in der Inneren Stadt. 300.000 Euro davon muss jedes Jahr der Bezirk tragen. Nicht zuletzt deshalb ist man seit mehreren Jahren bemüht eine Lösung zu finden, die die Schäden minimiert. Die Veterinärmedizinische Universität Wien testete deshalb Plastikhufeisen an Fiakerpferden. Das Resümee fiel durchaus positiv aus, doch es ergaben sich während der Tests neue Möglichkeiten, die aktuell ausgetestet werden.
In der Fiaker Diskussion scheint also noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein. Nun liegt einmal der Beschluss der Beziksvertretung vor, dass die Pferde und ihre Kutscherinnen und Kutscher ab 30 Grad hitzefrei bekommen sollen. Doch bis der Antrag auch tatsächlich umgesetzt wird, werden wohl noch einige Touristinnen und Touristen mit den traditionsreichen Kutschen die Wiener Innenstadt entdecken.
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