Stattdessen Shoah-Zentrum
IKG-Präsident will Lueger-Denkmal "entsorgen"
Das Lueger-Denkmal auf dem Dr.-Karl-Lueger-Platz in der Wiener Innenstadt ist seit Jahren umstritten und der Grund für anhaltende Debatten. Shoah-Überlebende setzen sich schon seit Langem für die Entfernung des Denkmals ein, Aktivistinnen und Aktivisten überschütten es immer wieder mit Farbe. Nun sprach sich auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IGK), Oskar Deutsch, für eine Entfernung des Denkmals aus.
WIEN/INNERE STADT. "Ein Denkmal eines Antisemiten, das gehört nicht auf eine prominente Stelle, das gehört meiner Meinung nach weg", sagte Deutsch am Freitagabend in der "ZIB2-History" im Gespräch mit Martin Thür. Das Denkmal müsse entsorgt werden, so Deutsch. Stattdessen solle dort ein Shoah-Zentrum entstehen, vor allem auch deswegen, weil es immer weniger Zeitzeuginnen und -zeugen gebe. Der Lueger-Platz sei als Ort "hervorragend geeignet", betonte der IGK-Präsident. Außerdem forderte Deutsch eine Studie, in der alle Denkmäler und Plätze erfasst werden sollen, die nach Antisemiten und Nazis benannt sind.
Für ein Shoah-Zentrum in Wien nach dem Vorbild von Einrichtungen in den USA oder Israel hatte sich Deutsch bereits seit dem Vorjahr starkgemacht. Als Träger schlug Deutsch damals die Stadt Wien und den Bund vor.
Denkmal für antisemitischen Bürgermeister
Seit 96 Jahren steht die Lueger-Statue auf dem gleichnamigen Platz in der Wiener Innenstadt. Der 1844 geborene Rechtsanwalt war von 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister. Er brachte einerseits wichtige kommunale Errungenschaften auf den Weg, andererseits gilt er als Vorreiter des politischen Antisemitismus.
Schon seit Langem setzen sich u. a. Shoah-Überlebende für die Entfernung des Denkmals sowie die Umbenennung des Lueger-Platzes ein. In den vergangenen Jahren kam es auch immer wieder zu Aktionen, bei denen das Denkmal von seinen Gegnerinnen und Gegnern mit Farbe überschüttet wurde.
Kunstinstallation soll zum Diskurs anregen
Die Stadt wollte bisher jedoch an einer Kontextualisierung festhalten. Erst im vergangenen Herbst wurde eine Kunstinstallation vor dem Denkmal aufgebaut. Sie soll zum Diskurs über den umstrittenen Bürgermeister anregen. Die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen demonstrierten bei der Eröffnung. Sie forderten "Antisemitismus thematisieren, nicht bunt dekorieren".
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