Im Bann der dunklen Mächte
Seit Jahren beschäftigt sich Rainer Maria Köppl mit Vampirlegenden. Der Wissenschafter ist Uni-Professor am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Mit Vampiren beschäftigt er sich nicht nur hobbymäßig.
Die erste Berührung mit Vampiren machte Rainer Maria Köppl bereits in frühen Kindheitstagen. "Meine Mutter hat mir immer Knoblauchzehen um den Hals gehängt. Mir erzählte sie, sie wären gegen Krankheiten, dabei waren sie gegen Vampire. Den Aberglauben daran hat sie aus ihrem Geburtsland Slowenien mitgenommen", erzählt Köppl von den Anfängen seiner Leidenschaft für Blutsauger.
Dracula fast Österreicher
Österreich ging nur knapp an einer kleinen literarischen Sensation vorbei. "Ursprünglich plante Bram Stoker seinen Roman 'Dracula' (1897) in der Steiermark anzusiedeln" so Köppl. "Ein Freund von ihm erzählte ihm dann allerdings von Transilvanien und Stoker überlegte es sich anders. Vorbild für Dracula wurde der rumänischen Fürst Vlad Tepes."
Untote am Friedhof
Während Maria Theresia (1717-1780) regierte, war der Aberglaube an Vampire zum Leidwesen der Kaiserin weit verbreitet. "Die Zeit der Hexenverfolgungen war vorbei, die Medizin aber noch nicht stark und selbständig. Und so dienten Vampire als Erklärungsmuster für Epidemien und Krankheiten."
Daher mussten die Untoten endgültig erledigt werden - mittels Pfählen oder Verbrennen. Und so gruben die Menschen immer wieder Leichen aus ihren frischen Gräbern aus. "Damals wussten die Leute noch nichts über Fäulnis und deren Gase, bei der die Gedärme gluckerten.
Als weiteres Indiz, dass der Tote wiederauferstanden war, galt, dass die Fingernägel und die Haare weiter wuchsen. Dabei bildete sich bloß die Haut zurück", so der 54-jährige Forscher. Dass das Pfählen keine Legende ist, beweisen Funde von Skeletten, die Merkmale einer Pfählung aufweisen.
Arzt auf "Vampirjagd"
Maria Theresia wollte diesem Aberlglauben Einhalt gebieten. Sie beauftragte ihren Leibarzt Gerard van Swiete damit. Obwohl er mit der Wissenschaft und Vernunft gegen Vampire ankämpfte und nicht mit Waffen, diente er Stoker quasi als Vorbild für den Vampirjäger in seinem Roman - Van Helsing.
Relativ bald nachdem das Bekämpfen der (Un-) Toten illegal wurde, tauchten Vampire in der Literatur auf.
Van Helsing und die Bevölkerung bekämpften Dracula mit Knoblauch, Kreuzen, Pfählen und Co. "Der 'negative Superheld Dracula' hat etwas mit Jesus gemeinsam: Beide sind von den Toten auferstanden", so Köppl.
Daher darf es also nicht wundern, dass gerade Knoblauch gegen den Vampir und seine Gefährten eingesetzt wurde: "Die Knoblauchzehen symbolisieren die Hoden Christus - des Reinem, des Guten."
Zähne schlagen Bärtchen
Ein eindeutiges Zeichen für Dracula sind seine spitzen Zähne. "So erfolgreich und eindeutig ist kaum ein Symbol, vielleicht das Hitler-Bärtchen. Aber das könnte auch Charlie Chaplin gehören", so Köppl.
In letzter Zeit sind Vampire eher positiv besetzt, so wie in der Erfolgs-Kinoserie "Twilight". "Das ist eine klassische Liebesgeschichte, wie 'Romeo und Julia' Die Vampire in der Serie sind Vegatarier und enthaltsam. Hier geht es vor allem um die Liebe über den Tod hinaus."
Laut Köppl haben Vampire deshalb so viel Erfolg, weil die Geschichten alles in sich vereinen: Sex, Blut, Liebe. Gewalt, Tod - die Ingredienzien für einen Bestseller. "Wenn die Geschichte dann auch noch in einer exotische Landschaft spielt, dann umso besser."
Wer mehr mehr über die Arbeit von Rainer Maria Köppl wissen möchte, findet Interessantes in seinem Buch "Der Vampir sind wir".
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