Inklusion und Diversität
Monika Haider ist die Heldin der Inneren Stadt
Die Wienerin Monika Haider ist unsere Heldin der Inneren Stadt. Sie setzt sich hingebungsvoll für Diversität und Gehörlose ein.
WIEN/INNERE STADT. Der Einsatz von Mimik und Gestik ist für uns etwas Alltägliches. Damit unterstreichen wir unsere Emotionen, etwa wenn wir lächeln oder Schmerz empfinden. Ein Großteil von uns ist damit aufgewachsen, Worte zu verwenden und Laute zu äußern. Das ist für gehörlos geborene Menschen nicht der Fall. Sie kommunizieren rein visuell. Dennoch ist die Gebärdensprache keine oberflächliche Sprache: Diskussionen über Politik, Philosophie oder Literatur sind darin genauso möglich wie in der Lautsprache.
Davon war auch Monika Haider überzeugt, als sie ihren ersten Job bei einem Gehörloseninstitut antrat. Sie bemerkte jedoch bald einen diffusen Umstand: "Gebärdensprache war damals als Unterrichtssprache nicht erlaubt. Die gehörlosen Kinder gingen in der Pause zur gehörlosen Putzkraft Lotte, um mit ihr zu gebärden", erzählt Haider. "Ich habe mich dann an Lotte gewandt und sie hat mir die Gebärdensprache beigebracht."
2004 gründete die engagierte Frau, die Pädagogik studiert hat, das Schulungszentrum "equalizent" für Gehörlose mit Sitz im 2. Bezirk. In dem Zentrum können gehörlose Jugendliche und Erwachsene Kurse und Schulungen absolvieren, die sie auf den Berufsalltag vorbereiten sollen. Der Unterricht wird in der Österreichischen Gebärdensprache abgehalten. "Wichtig zu erwähnen ist auch, dass jedes Land über seine eigene Gebärdensprache verfügt. Es gibt verschiedenste Dialekte", erklärt Haider.
Gehörlosigkeit und Diversität
Parallel zum Aufbau des Schulungszentrums hat sie sich mit Diversitätsmanagement auseinandergesetzt. "Ich habe versucht, beim Aufbau des Schulungszentrums Minderheiten so gut wie möglich zu integrieren, also auch Menschen aus verschiedenen Ländern sowie mit anderen Behinderungen", erzählt die Wienerin.
2008 veranstaltete Haider den ersten Diversity Ball im Rathaus, der seither jedes Jahr stattfindet. Dabei sollen Verschiedenheit und Vielfalt gefeiert werden. "Heuer haben rund 3.300 Menschen, für die die Gebärdensprache eine selbstverständliche Sprache ist, den Ball besucht. Das war vor zehn Jahren noch nicht vorstellbar", schildert sie stolz.
2018 eröffnete sie zudem erstmals eine Dauerausstellung über Gehörlosigkeit. Sie trägt den Titel "Hands up" und ist in den Räumlichkeiten von "Dialog im Dunkeln" im Schottenstift beheimatet. "Die Besucher können hier spielerisch erfahren, wie es ist, gehörlos zu sein", erzählt Haider. Demnächst wird die Ausstellung umziehen müssen. Eine neue Unterkunft wurde noch nicht gefunden. Eines ist jedoch klar: Haider wird sich weiterhin hingebungsvoll dafür einsetzen, Gehörlose und auch andere Minderheiten in die Gesellschaft zu integrieren.
Die Sendung mit Monika Haider und Mel Merio wird am Sonntag, 16. Juli, um 19 Uhr auf W24 ausgestrahlt.
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