Stalinistisch Verfolgte in Deutschland erinnern an Revolution in der DDR 1989
Leipzig/Wien (dpd) - In der deutschen Messestadt Leipzig jährt sich heute zum 24. Mal der Tag, der als Ausgangspunkt der friedlichen Revolution in der DDR gilt: Am 9. Oktober 1989 kamen nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche Zehntausende zu einem Protestzug um den Innenstadtring zusammen, um ihren Unmut gegen die SED-Diktatur zum Ausdruck zu bringen. Anlässlich dieses Jahrestages fordert der Bund der stalinistisch Verfolgten, Landesverband Sachsen e.V., eine bessere Würdigung derjenigen, die sich mutig gegen das kommunistische Regime aufgelehnt hatten und durch ihr Vorbild andere zum offenen Protestieren brachten. An dem Lichterfest in der Messestadt, an dem auch der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck teilnahm, erinnerte der Bund der stalinistisch Verfolgten an die Leipziger, die unerschrocken voran gingen und damit flächendeckende Proteste in der DDR auslösten. Zugleich regte der Opferverband an, dass vor allem ältere Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland im Rahmen ihres Unterrichts die historischen Stätten in Leipzig besichtigen sollten, darunter die ehemalige Außenstelle der DDR-Geheimpolizei Stasi. "Viele unserer Vereinsmitglieder sind heute vor 24 Jahren ganz vorn mitgelaufen, obwohl sie wussten, dass die DDR-Führung möglicherweise schießen und die Proteste wie in China blutig niederschlagen wird. Doch wir haben uns nicht abschrecken lassen und konnten so viele Zögernde mit unseren Schließ-Dich an-Rufen zum Demonstrieren bewegen. Ich erinnere mich, wie junge Stasi-Spitzel vor dem Universitätsgebäude im Herbst 1989 harmlose Fußgänger abführten. So etwas darf in unserer Demokratie nicht vergessen werden. Auch vor dem Hintergrund, dass in Ostdeutschland frühere Spitzel und SED-Gefolgsleute noch immer in hoch dotierten öffentlichen Positionen sitzen, während viele Opfer noch immer auf materielle Entschädigung warten“, sagte Volkhard Fuchs, Vize-Vorsitzender des Bundes der stalinistisch Verfolgten (BSV) auf der Gedenkfeier in Leipzig. Vor diesem Hintergrund erneuerte der Verband seine Forderung nach einer Verdopplung der SED-Opferrente. Sie beträgt seit ihrer Einführung im Jahr 2007 unverändert 250 Euro monatlich und wird an diejenigen gezahlt, die in der DDR mindestens 6 Monate in politischer Haft sitzen mussten. Die neu entstehende deutsche Bundesregierung gleich welch Zusammensetzung müsse aktiv werden, damit die Opferrente zumindest mit einem Inflationsausgleich aufgewertet werde, so der BSV. Dies sei man auch den mutigen Demonstranten vom 9. Oktober 1989 in der „Heldenstadt Leipzig“ schuldig. Bundespräsident Gauck, der nach eigenem Bekunden nicht in herausgehobener Funktion, sondern als stiller Gast am Lichterfest teilnahm, hatte zuvor die Leistung der Wendebewegung gewürdigt. Österreich hatte traditionell gute Beziehungen zur DDR. Wiener Geschäftsleute, darunter Rudolfine Steindling, genannt "Rote Fini", gerieten nach der deutschen Wiedervereinigung ins öffentliche Blickfeld. Ihnen wurde vorgeworfen, über die Firma Novum an der Verschiebung eines Millionenvermögens der DDR-Staatspartei SED, beteiligt gewesen zu sein. Dieser Vorwurf ist inzwischen gerichtlich bestätigt worden.
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