Art Apologies ©
Karl Lueger: Kulturinitiative Memory Gaps hinterfragt Denkmalsturz

- Karl Lueger-Denkmal, ein Lösungsvorschlag für Wien; ©: Memory Gaps 2021
- Foto: https://www.memorygaps.eu/gap-juni-2021/
- hochgeladen von Gerd Traxler
In der Erinnerungskultur ist man gut beraten, wenn man die historische Verantwortung stets an die historisch Verantwortlichen bindet.
Es wäre falsch, die Verantwortung für später Eintretendes und Unvorhersehbares zu weit zurück zu projizieren. Es wäre denmach ähnlich falsch, Karl Luegers politisch-opportunistischen Antisemitismus für den rassischen Antisemitismus und die unfassbaren Verbrechen Adolf Hitlers verantwortlich zu machen, wie es falsch wäre, die Kapitalismuskritik von Karl Marx für die Ermordung der russischen Zarenfamilie oder gar die Verbrechen Stalins verantwortlich zu machen. Dass jedoch eine negative Vorbild- bzw. Vorbereiterfunktion von Karl Lueger – und vielen anderen "öffentlichen Antisemiten" – ausgegangen war, bleibt unbestritten.
Karl Lueger: Populist der ersten Stunde
In aller gebotenen Kürze: Karl Lueger war in erster Linie opportunistisch antisemitisch. Er hat sich aus politisch-utilitaristischer Räson an den Antisemitismus seiner Epoche im Übermaß angeglichen. Weitaus mehr, als heutige Politiker nahezu aller Couleur, die immer wieder fremdenfeindliche Stereotype bemühen, weil das bei Wahlen nützt. Lueger benutzte den Antisemitismus, ohne Rücksicht auf Verluste. Er war ein Populist des Fin de Siècle, eine höchst bedenkliche, kontroversielle christlichsoziale Kultfigur.
Seine Rhetorik war und ist abzulehnen, ebenso wie etwa die austromarxistische Kampfrhetorik von Otto Bauer oder Karl Marx‘ Schrift "Zur Judenfrage", in der es vor antisemitischen Stereotypen nur so wimmelt. Vielleicht hat Arthur Schnitzler in seiner autobiografischen Betrachtung "Jugend in Wien" Karl Lueger am treffendsten beschrieben, ohne diesen damit im Entferntesten zu entlasten: "So unbedenklich er die niedrigsten Instinkte der Menge und die allgemeine politische Atmosphäre für seine Zwecke zu nützen wusste, im Herzen war er, auch auf der Höhe seiner Popularität, sowenig Antisemit als zu der Zeit, da er im Hause des Dr. Ferdinand Mandl mit dessen Bruder Ignaz und anderen Juden Tarock spielte."
Cancel Culture vs. "Ein Denkmal entschuldigt sich"
Ohne das Lueger-Denkmal zu entfernen, könnte das heutige Wien Karl Lueger eine Entschuldigung verordnen. Diese könnte, in zahlreichen Sprachen abgefasst und mit QR-Codes zwecks vertiefender Information versehen, den kommenden internationalen Besuchern zugänglich gemacht werden. Eine fiktive historische Entschuldigung, die Luegers Sprache nachempfunden ist.
Zur Intervention "Art Apologies: Karl Lueger" bei Memory Gaps
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