Fragerunde
Premiere für neue Journalisten-Plattform im Kampf gegen Message Control
Es gibt eine neue, unabhängige Frage-Plattform als Fixpunkt für politische Berichterstattung. Entsprechende Pläne habe es schon länger gegeben, erinnerte die Präsidentin der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, die langgediente ORF-Journalistin Claudia Dannhauser, gleich zur Einleitung. Umso größer war die Freude, dass es nun am Montag geklappt hat: Das neue Format "Offen gefragt" erlebte in den Räumen des Presseclubs Concordia in der Wiener Innenstadt seine Premiere. Beim Debüt war Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler der Gast, der offen gefragt wurde von einer etwaigen Cannabis-Legalisierung nach deutschem Vorbild bis zum Durchsetzung von mehr Bodenschutz in Österreich.
Auf Betreiben der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure, die regelmäßig aus dem Hohen Haus berichten, des Presseclubs Concordia und der Initiative für Qualität im Journalismus soll mit der neuen Fragerunde und Dialogplattform ein Gegengewicht zur Message control, bei der Bundesregierung und Parteien nur ihre Anliegen propagieren wollen, geschaffen werden. Heikle und kritische inhaltliche Fragen stehen im Zentrum. Vorbild dafür ist die deutsche Bundespressekonferenz. Concordia-Präsident Andreas Koller ("Salzburger Nachrichten"), betonte bereits im Vorfeld, die Themensetzung durch Journalisten zur Information einer breiten Öffentlichkeit sei gerade im heurigen Nationalratswahljahr von "essentieller Bedeutung für die Gesellschaft".
Die Vorgabe der Themen bei Politikerpresseauftritten durch Parteistrategen schade vor allem dem demokratischen System in Österreich, zeigt sich Dannhauser überzeugt. Das neue Format "Offen gefragt" solle mithelfen, "wieder besser ins professionelle Gespräch zu kommen", lautet das Credo von Julia Ortner, die Vorsitzende der Initiative für Qualität im Journalismus ist.
Gegenkraft zu "unsozialen Netzwerken"
Vizekanzler Kogler strich selbst zu Beginn die Wichtigkeit hervor, freie Meinungsäußerung zu stärken. Das neue Frage-Format sei nicht nur "ein Ort von Diskurs", sondern auch ein Beitrag, dem entgegenzutreten, was sich in "unsozialen Netzwerk", wie er formulierte, abspiele. Für ihn haben die Grünen in der zu Ende gehenden Legislaturperiode bereits einen Beitrag zu mehr Qualitätsjournalismus geleistet.
Thematisch war die Positionierung Koglers zu einer etwaigen Liberalisierung von Cannabis in Österreich wie in Deutschland interessant. Der Grünen-Chef sprach sich dafür aus, die Blicke über die Grenzen zu richten und zunächst die Auswirkungen im Nachbarland zu beobachten. Zur Cannabis-Freigabe räumte er allerdings ein, es sei "eine Tendenz in diese Richtung" vorhanden. Damit könne man raus aus dem Schwarzmarkt kommen. Es müsse aber alles berücksichtigt werden, etwa auch eine zusätzliche Gefahr, dass mit der Liberalisierung der Einstieg zu härteren Drogen erfolgen könnte.
Lanze für Bodenschutz und strengere Sanktionen
Der jüngste Widerstand der Bundesländer gegen genaue Ziele für den Bodenschutz geht dem Vizekanzler gegen den Strich. Die Bundesregierung sieht er bei diesem Vorhaben einig. Bei den Einwänden der Länder gegen fixe Beschränkungen des Bodenverbrauchs sei "ziemlich viel Unsinn dabei". In Sachen Sanktionen gegen Russland wegen des Krieges in de Ukraine sprach sich Kogler für weitere Verschärfungen durch ein Schließen derzeit bestehender "Lücken" aus, damit die Sanktionen wirksamer werden.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.