Original trotzt der Moderne
Der herumstreifende Fuzzy ist den Besuchern des Naschmarkts bestens bekannt
Seit fast 30 Jahren hält Fuzzy dem Naschmarkt die Treue. Eine wechselvolle Liebesgeschichte verbindet den Kärntner mit der Wiener Einrichtung.
(bar). Der Traditionsmarkt scheint sich dem Besucher schnell zu erschließen: cremiges Hummus, saftige Granatäpfel und duftende Gewürze werden einem beim ersten Durchschreiten geradezu aufgedrängt. Doch der Naschmarkt hat auch verschlossene Seiten, die man erst beim zweiten Blick zu entdecken vermag.
Abseits der überfüllten Hauptgasse findet der Besucher die wahren Originale des Marktes – wie etwa den umherstreifenden Fuzzy. Er gehört zu den unumstößlichen Institutionen, wie er jedem Vorbeikommenden – auch ungefragt – versichert: „Seit dreißig Jahren bin ich hier am Naschmarkt. Ich gehöre hier einfach her.“
Fahrbarer Marktstand
Seinen eigentlichen Namen will der bärtige Kärntner nicht verraten. „Nennt mich einfach nur Fuzzy. Das machen alle hier.“ Nicht nur sein Spitzname, auch Hut und Lederweste sollen an den legendären Westernhelden Fuzzy Q. Jones erinnern, der von Alfred St. John in einigen B-Movies der Vierziger- und Fünfzigerjahre gemimt wurde.
Fuzzys Welt ist aber der Naschmarkt. Jeden Freitag und Samstag schiebt er seinen umgebauten Einkaufswagen auf einer genau festgelegten Route durch die dichten Menschenmassen. Auf dem zusammengebastelten Wagen hat er seinen eigenen kleinen Flohmarkt aufgebaut: alte Videokassetten, Puppen und Geldbörsen bietet er hier feil.
Keine Zukunft
Trotz des lebhaften Andrangs überrascht der 61-Jährige mit einer gewagten These: „Der Naschmarkt ist tot.“ Gleichzeitig drängt er sich mit seinem beladenen Einkaufswagen durch die Besuchermassen.
Doch Fuzzy spricht von der anderen Seite des Marktes, von den Nebengassen, die sich immer noch dem Strom der Bobos und Touristen entziehen. „Die Jugendlichen wollen die Marktstände der Eltern nicht übernehmen. Damit stirbt die Tradition des Marktes. In den letzten 30 Jahren hat sich hier sehr viel verändert“, erklärt er. Die geplante Modernisierung des Marktes wird daran seiner Ansicht nach nicht viel ändern.
Beziehungspause
In der innigen Beziehung, die Fuzzy mit dem Naschmarkt verbindet, gibt es aber auch dunkle Kapitel: Einige Jahre musste der Markt ohne Fuzzy auskommen. Damals kehrte er in seine Heimat Klagenfurt zurück und widmete sich dort einigen Projekten, wie etwa der Gründung einer Laientheatergruppe. Nun ist er wieder zurückgekehrt und der Naschmarkt hat eines seiner Originale wiedergewonnen. 2010 wird sich vieles am Erscheinungsbild des Marktes ändern. Die verborgenen Seiten werden aber hoffentlich bestehen bleiben, um Menschen wie Fuzzy immer noch Platz zu bieten.
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