Unsere Helden: Die Fe uerwache in Mariahilf
Als Feuerwehrmann hat man einen Beruf, der sehr viel fordert: Ein 24-Stunden-Wechsel-Dienst und riskante Einsätze. Ein Lokalaugenschein bei der Feuerwache am Gumpendorfer Gürtel.
(bar). Um Feuerwehrmann zu sein, bedarf es weit mehr, als nur den Schlauch richtig zu halten. Intensive Schulungen, ständige Fortbildungen und immer wieder stattfindende Trainingseinheiten sollen die Männer auf den Ernstfall vorbereiten, sei es, ein entflammtes Haus zu löschen oder ein Unfallopfer aus einem Autowrack zu schneiden. Auch die Mannschaft der Feuerwache am Gumpendorfer Gürtel 2 in Mariahilf rückt täglich zu solchen Einsätzen aus. Die Wache ist seit 1914 fixer Bestandteil des Bezirks.
Beruf als Kindheitstraum
Trotz – oder gerade wegen – der Gefahr bleibt das Berufsbild des Feuerwehrmanns weiterhin der sehnsuchstvolle Wunsch vieler Kindheitsträume. Das trifft auch auf die meisten Männer der beiden Mannschaften in Mariahilf zu. „Schon als kleiner Junge wollte ich zur Feuerwehr“, erzählt der Oberfeuerwehrmann Wilfried Graner. Er ist seit 12 Jahren bei der Wiener Berufsfeuerwehr und ist immer noch mit Begeisterung bei der Sache. „Das Bedürfnis, Menschen zu helfen, war bei mir immer schon sehr ausgeprägt“, erklärt der 37-Jährige. „Aber natürlich haben auch die beeindruckenden Feuerwehrautos und die Uniformen eine ungemein große Anziehungskraft ausgeübt“, fügt er schmunzelnd hinzu.
Auch für den Offizier der Mannschaft, Andreas Feiler, stand der Berufswunsch schon sehr früh fest: „Wie bei vielen war es bei mir ein Kindheitstraum.“ Dabei besteht natürlich die Gefahr, einer romantisierten Vorstellung zu erliegen, die sich dann als nicht zutreffend entpuppt. Feiler wendet jedoch ein: „Ich hatte durch meinen älteren Bruder, der ebenfalls bei der Berufsfeuerwehr ist, einen Einblick in den wirklichen Berufsalltag. Daher konnte ich meine Entscheidung ganz bewusst treffen.“ Nun ist er seit 14 Jahren bei der Feuerwehr, 12 davon auf der Wache Mariahilf.
Teamgeist der Mannschaft
Was die Faszination des Berufs ausmacht: „Wir haben einen Job gewählt, der vor allem auf Teamgeist beruht. In einem Büro kann man alleine vor seinem Monitor sitzen, wir sind aber im Einsatz auf die Kollegen angewiesen. Denn die Zusammenarbeit der Mannschaft muss funktionieren und jeder einzelne muss sich auf den anderen verlassen können“, erläutert Darko Jovanovic. Der 32-Jährige hat sich vor acht Jahren für den Beruf entschieden.
Die Arbeit schweißt zusammen: „In der Mannschaft herrscht natürlich eine spezielle Verbindung. Wir bewältigen gemeinsam schwierige und gefahrenvolle Situationen. Das fördert das Gemeinschaftsgefühl“, meint Feiler.
Auch das Zusammenleben in der Feuerwache trägt zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls bei. „Wir sind 24 Stunden am Stück zusammen. Da lernt man sich schon kennen“, meint Feiler. Früher mussten die Feuwerwehrleute sogar einen 72-Stunden-Dienst verrichten. „In der Wache waren daher auch die Dienstwohnungen untergebracht, in denen die Familien der Mannschaft untergebracht waren.“ Erst allmählich wurden diese Wohnungen auf dem 1.776 Quadratmeter großen Gelände aufgelassen. Die allerletzte Mieterin verließ die Wache am Gumpendorfer Gürtel erst vor einem Monat.
Trotz seines außergewöhnlichen Berufs unterscheidet sich Feilers Büro, das in dem 1914 errichteten Gebäude untergebracht ist, auf den ersten Blick wenig von herkömmlichen Arbeitsplätzen: Ein Schreibtisch mit Computer, geordnete Papier-Stapel und liebevoll arrangierte persönliche Erinnerungsstücke. Allein der Lautsprecher und eine Lichtanlage an der Wand erinnern daran, dass im Ernstfall sofort ausgerückt werden muss.
„Der Dienst beinhaltet natürlich viele Routineaufgaben“, erklärt Feiler. Die tägliche Übergabe der Fahrzeuge, die wöchentliche Überprüfung der Gerätschaft und die ständige Fortbildung der Kollegen gehören ebenfalls zum Berufsbild. Zum Fuhrpark der Wache Mariahilf gehören neben zwei Mannschaftsfahrzeugen, einem Fahrzeug mit Drehleiter, einem Kommandofahrzeug und drei Gruppenfahrzeugen auch zwei Inspektionsrauchfangkehrfahrzeuge.
Hohe Trennungsrate
Aber natürlich gibt es auch Schattenseiten im Beruf. „Der Wechseldienst in 24 Stunden ist sicherlich nicht besonders familienfreundlich“, so Feiler. Und die Zahlen geben ihm recht: Mit 80 Prozent ist die Trennungsrate bei Feuerwehrleuten weit über dem Durchschnitt. „Dennoch kann man sich damit arrangieren“, argumentiert Garner. „Trotz meines Berufs kann ich sehr viel Zeit mit meiner vierjährigen Tochter Lara verbringen. Aufgrund meiner Dienstzeiten habe ich die Möglichkeit, jeden zweiten Tag mit ihr sehr viel Zeit zu verbringen.“
Auch der Offizier Feiler pflichtet bei: „Es kommt darauf an, wie man damit umgehen kann. Ich habe das Glück, mit einer Notärztin verheiratet zu sein, die ebenfalls einen 24-Stunden-WechselDienst versieht.“ Kennengelernt haben sich die beiden beim Einsatz bei der EURO 2008.
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