Essen mit guter Perspektive im Inigo
Im Restaurant Inigo schupfen Langzeitarbeitslose seit Jahrzehnten den Betrieb - mit Erfolg. Dort bekommen sie Einblicke in die Gastronomie und sammeln Erfahrungen.
INNERE STADT. "Wollen’s am Fenster sitzen? Die Sonne scheint grad so schön!", begrüßt uns Kellnerin Wioletta beim Eingang des Inigo, dem Restaurant mit sozialem Auftrag am Dr.-Ignaz-Seipel-Platz. Mit Unterstützung des AMS betreibt die Caritas das Lokal, in dem Langzeitarbeitslose seit 1992 Berufserfahrung in der Gastronomie sammeln können – und so nicht nur an Selbstvertrauen gewinnen, sondern auch ihre Chancen auf einen Folgearbeitsplatz steigern. Gegründet wurde das Innenstadtlokal von Pater Georg Sporschill – ursprünglich, um Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen. "Wirtschaftlicher Erfolg und soziales Handeln sind kein Widerspruch", so Geschäftsführer Werner Auzinger, der im orange ausgemalten Restaurantbetrieb stets ein offenes Ohr für die Anliegen seiner Mitarbeiter hat. "Bei uns arbeiten zurzeit 26 Menschen, außerdem gibt es acht Trainingsarbeitsplätze. Die meisten sind über 50, das ist aber stark von der Situation auf dem Arbeitsmarkt abhängig", erklärt er beim Blick in die Küche, wo gerade Hochbetrieb herrscht – wie jeden Tag zur Mittagszeit.
Wertschätzung trotz Stress
"Koch, Kellner, Küchenpersonal – alle bekommen bei uns Fachkenntnisse vermittelt, die sie auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig machen." Dazu bleiben die Mitarbeiter maximal sechs Monate im Inigo, um dann idealerweise in ein normales Anstellungsverhältnis zu wechseln. Wioletta kommt aus Polen, ist aber schon seit 25 Jahren in Österreich. Die Mittfünfzigerin hat nicht nur zwei Söhne, sondern ist auch schon Großmutter – das sieht man ihr aber nicht an. "Das Betriebsklima bei uns ist wirklich gut", lobt sie, auch als der Chef schon wieder ins Büro gegangen ist. "In meinen vorigen Jobs waren die Vorgesetzten und Kollegen oft unfreundlich, hier fühle ich mich wertgeschätzt", berichtet Wioletta, die in ihrem Leben schon in vielen Branchen gearbeitet hat. Als sie wegen Konkurs arbeitslos wurde, fand sie keine neue Anstellung mehr. Erfahrungen, die auch Mirjana teilt. Die Mutter einer Tochter ist seit zwei Jahrzehnten in Österreich, geboren wurde sie in Kroatien. "Die Menschen sind alle gleich: Es gibt unfreundliche und nette Leute, sonst gibt es wenige Unterschiede, egal woher sie kommen", erzählt Mirjana aus dem Restaurantalltag.
Mehrere Standbeine
Außer dem Inigo gibt es auch noch den "Salon Schönbrunn" mit großem Gastgarten sowie einen Spar-Supermarkt in Favoriten, in dem die Mitarbeiter zu Handelsfachkräften ausgebildet werden. "Am schönsten ist es bei uns, wenn im Frühling der Schanigarten aufgebaut wird!", erklärt Wioletta und zeigt hinaus auf den sonnigen Dr.-Ignaz-Seipel-Platz. Welche Kunden ihr am liebsten sind? "Russen!", sagt sie wie aus der Pistole geschossen. "Einmal habe ich einer Gruppe russischer Touristen irrtümlich eine Flasche Wein serviert, die sie gar nicht bestellt hatten. Sie haben sie aber behalten – und gleich noch eine Flasche bestellt!"
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