Persönliche Gedanken zur überraschenden Abreise von unserem Günter.
Lebemann verkostet den Genuss und die Leidenschaft in allen Facetten.

Günter - damals in Irland. | Foto: Wawasch - Herbert Waltl
11Bilder
  • Günter - damals in Irland.
  • Foto: Wawasch - Herbert Waltl
  • hochgeladen von Herr.Bert Waltl

Ein Paradebeispiel dafür: Was das Leben aus einem macht. Und was ein starker Mann aus seinem Leben macht.

Waaaas? Das ist schon vierzig Jahre her.

Damals war der Günter am Hypo Schalter der Zentrale eine zentrale Schaltstelle. Als Stellvertreter von Direktor Rudolf. „Moni“ F., der Mann, der für alle Probleme die richtigen Lösungen und Schlüssel hatte. Giro. Man konnte von ihm lernen, mit ihm lachen, das starke Geschlecht freute sich ob der schäkernden Flirterei zusehends. Ein Hansdampf in vielen Gassen, vor Selbstbewusstsein strotzend, aus allen etwas zusammenbastelnd, gesegnet mit einem wunderbar-autenthischen Verkäufergen. Der ideale Verkäufer, Vormacher und Selbermacher. Eine prägende Figur in der Landes-Hypothekenbank Tirol der damaligen Zeit. Und wie man sehen kann. Auch ein hübscher Kerl. Lieblingsschwiegersohn.

„Rent A Tent“ der Wawasch Zeltverleih.

Es war bei einem Schiausflug. Von der Hypo Tirol. Damals kam den Herren die Idee. „Zelteaufstellen“ wäre eine tolle Freizeitbeschäftigung. Was wohl für viele eine „besoffene“ Geschichte schien, wurde Realität. In vier Zweierteams und mit unsagbar schlechten Transportfahrzeugen wurden Zeltfest bestückt. Konzerte, wie das Paul Simon - Konzert vom Art Club Imst im Juni 91, Fußballturniere, Bälle - kreuz und quer in Tirol. Mastermind war der Günter. Geschäftsführer und Anführer der Truppe. Auftraggeber in fast allen Fällen die Hypo Tirol. Als Sponsoring und als Hypo Botschafter waren wir in ganz Tirol unterwegs. Wie groß die Zelte waren? Eines 12 Meter und das zweite 8 Meter im Durchmesser. Unsere Erlöse wurden gespart und wir sind damit, witzigerweise ohne Gepäck, nur mit dem was Mann am Körper tragen konnte in die Dominikanische Republik gefahren. War lustig. Dort glaubte man zuerst, dass man uns das Gepäck gestohlen hätte, danach sahen wir ziemlich lustig aus - alle den gleichen Hosen und T-Shirt-Schnitt - nur in unterschiedlichen Farben.

Wein, Zigarren, Flirten.

Ein Genussmensch verkostet von „Was kostet die Welt“.Günter wusste um die Schönheiten des Lebens. Genuss war ihm wichtig. Leicht vor uns anderen liebte er die besonderen Dinge. Gute Getränke - Weinkenner - Whiskey, Rum - eine dick-gut-riechende Zigarre, ein wenig Dolce Vita und das richtige „Wir-lassen-es-uns-gut-gehen“ - Feeling der späteren Jugend war spür- und sichtbar. Scherze, kleine Schabernacke und auch intelligent-witziges Flirten Lieblingsbeschäftigungen unseres Günters. Aber immer stil- und niveauvoll.

Gemeiner Blitz schlägt ein. Zweimal.

Wir waren gerade zurück von der Valencia-Reise, wo wir seinen 50igsten Geburtstag nachgefeiert hatten. „Halte die Kreditkarte bereit - wir feiern“, war die Devise in der valencianischen Hafenstadt. Und wie wir gefeiert haben. Als Ernüchterung danach - beim Günther schlug der Blitz ein. Wir sind alle von den Socken. Wie er sich da erholt und herausgearbeitet hat, Respekt. Evi hat sich unermüdlich um ihn gekümmert. Die Söhne ebenso. Günther wurde zum richtigen Konditionswunder und hat uns vermeintlich Gesunden konditionell links überholt. Sein Mut, seine Willenskraft und Stärke haben wir immer bewundert. Und, wenn wir ihn trafen, mitnahmen - immer hatte der Günther ein Lächeln auf der Seele und in seiner Stimme.

Guter Vater und Ehemann.

Wir wissen es. Günter hat die Evi geliebt und geschätzt. Und er wusste, welche Opfer und Hilfsbereitschaft er dabei von Ihr und den seinen erfahren durfte. Auf seine Söhne war er stolz. Die Familie immer ein Thema bei unseren Ausflügen und Männergesprächen. Fußball aber auch. Vor dem Blitzschlag - in Valencia das Spiel Levante gegen Atletico Madrid. Und danach - letztes Jahr - eben Southampton gegen Bournemouth. Beides hat er genossen.

Wawasch ?

1981 Im Gasthof Sailer, nach den immer legendären „Weltspartagsgesamtsummenfeiern“ entstanden. Eine lose Zusammensetzung, 7 aktive, damals blutjunge Hypo-Banker in der Startformation - noch heute aufrecht. Nur ein „Junger“ wurde später noch dazu genommen. 8! Alle wurden und werden von der Landesbank lebensgeformt. Ob gewollt oder nicht. Die Namensgebung war eigentlich nur ein Projektname. Aus den Anfangsbuchstaben von den Nachnamen der Initiatoren zusammengesetzt. 40 Jahre später gibt es die Formation immer noch. Ergraut und mit den ersten Reisenden in eine andere Welt. Vor dem Günter ist vor drei Jahren Christian vorausgegangen. Alle sind durch ein unsichtbares aber spürbares Band über die Jahre zusammengewachsen und verbunden. Ohne Tamtam und immer, wenn’s notwendig ist - zur Stelle. Bei Lachen und beim Weinen. Beim Traurigsein und beim Feiern.

Hypo Tirol Bank - der einzige „SchuGü“.

Sein Wissen hat er in der Hypo weitergegeben, verbal, via Vorträge und Prüfungsabnahmen. Als Experte im Bereich Giro eine Koryphäe. Für uns immer der „SchuGü“ - der perfekte Schulungs-Günther. Von 1974 bis 1994 - zwanzig Jahr werkelte der begnadete „Er-kann-alles-verkaufen“-Günter in der Landesbank. Eine damaliger Kollege, heute noch im Geldtempel, noch dazu am gleichen Tag wie Günter eingetreten (1.8.1974) meint dazu: "Ich habe ihn nicht so gut gekannt wie Du - er war ja ein wichtiges Mitglied der Wawasch-Freunde - aber doch haben sich unsere beruflichen Wege immer wieder gekreuzt. Er war ja Leiter der Giroabteilung - ich habe ihn als energiegeladenen, humorvollen und optimistischen Menschen in Erinnerung! Beruflich schwierig wird für ihn sicherlich die Zeit der „Abschiebung“ nach Schwaz und Fulpmes gewesen sein. Und. Für uns ganz schwer nachzuvollziehen wie „belastend“ für ihn der Umgang mit seinen Krankheiten wirklich war! Ich werde ihm an Donnerstag die letzte Ehre erweisen.“

Übers Ver- und Herum-Reisen.

Eine Leidenschaft - die Reisen von der Toskana bis nach Southampton. Von Jamaika über die Dom.-Rep nach Hamburg, Berlin. Türkei, London, Barcelona, Lissabon … Günter war ein belesener Mensch. Altklug. Witzig. Auch hie und da vorlaut. Wusste um die Winde die nicht nur das Leben belüften, sondern auch das Segel richtig in Schwung bringen. Kapitän beim Türkei-Ausflug mit einem Fast-Segelboot; unsere Kapitän auf dem „Tschinaggl“ am Canal du Midi, Teamleader beim Pferdegespann in Irland (sein Team hatte einen Ackergaul namens „Marius“) Orientierungskapitän wenn wir von den Getränken benebelt, die Himmelsrichtungen verwechselten und in der Ebene unser Boot nicht finden konnten, Nachschubskapitän, wenn uns irgend ein Genuss- und Lustbarkeitsgetränk auszugehen schien, erfinderisch, geschickt und talentiert mit jeder Art von Werkzeug und Instrument. Und wenn 8 Männer (ohne Frauen) auf Reisen gehen, kann schon einiges schiefgehen. Aber wir hatten unsere „Geheimwaffe“ mit - der Günter hat mit seiner Gelassenheit, mit Raffinesse, seinem - auch großen Selbstbewusstsein und dem Talent des Forschenden und Suchenden immer eine Lösung gefunden. Zu den besonderen Erlebnissen gehört - 3 Tage New York - Schlafengehen nur im Notfall. New York - die Stadt die niemals schläft - Übernachtung im Wellington einer zum Hotel gewachsenen Schuhschachtel. Im Zimmer konnte sich nur einer umdrehen! Was haben wir Provinzler alle gestaunt über den Big Apple. Und in einer Kirche ist die geilste Disco. Draußen kalt. Schneeregen. Pudelnackter Mann kommt daher und setzt sich nieder !!! Anderes Lokal. Tief in der Nacht - früh am Morgen - Gast greift in das Aquarium und verschlingt einen Fisch. Einfach so. In einer Garage – irgendwo in der Pampa eine Kugelkabine der alten Glungezerbahn, Eislandschaft. Der Barkeeper lässt die Getränke über die Eisrinnen herunterrinnen. Unten schlecken die Gäste den Alkohol genüsslich auf. Wir sind da. Und schauen uns an. Ich weiß noch, wie der Günter zu mir gesagt hat. „Wir sind Provinz! Aber wenn ich das seh´- bin ich gerne Provinz!“

Lachen und Weinen.

In den letzten 12 Jahren waren die Begegnungen mit Günther getragen von gegenseitiger Sympathie. Wir waren uns der Aufgabe, ihn mitzunehmen und anzupassen . Rom, Toskana, Berlin, Hamburg, London. Wir hatten viel Spaß mit ihm, und auch ihm schien es immer zu gefallen. Blindes Verständnis über 40 Jahre erprobt, bewährte sich immer wieder. Wir waren in Southampton am Bahnhof. Alle 7 - Christian ist bekanntlich schon vor ein paar Jahren vorausgegangen - zusammen. Southampton? Ja - wir waren zwar in London und wollten ein Premiere League-Spiel ansehen. Aber eben - nicht in London sondern - einfach so - in Southampton. Wunderbar. Mit dem Zug dorthin. Zuggespräche. Danach. Im Stadion. Tolle Atmosphäre. Ein 3:3 und Austro-Trainer Hasenhüttl hat sich und die „Saints“ gerettet. Die Rückfahrt Am Bahnhof: Waaaaaaas! Gerade als der Zug einfährt, ist der Günther verschwunden. Wir. Fragend. „Wo ist er?“ „Gerade war er noch da!“ Der Zug fährt ein. Panik. Volle Panik. Gedankenblitz. „Drei in den Zug. Drei bleiben da!“ Es geht rasend schnell. Knapp bevor der Zug steht ist Günther zurück. „Wooooo warst Du?“ „Nur auf der Toilette“. Entspannung. Wir lachen und später am Abend werden wir dieses wunderbar ausgegangen Erlebnis mit einem entsprechenden Getränk feiern. Die Bilder von diesen Tagen haben sich unvergesslich in mein Kopfkino gebrannt. Und ich kann es mit Bestimmtheit sagen: Günther war glücklich.

Das Finale.

Evi hat es erzählt. Günter wusste was passiert ohne es - gleich uns allen es zu wissen. Er war ruhig. Ohne Angst. Mit sich im Reinen. Er hat gegessen, noch was getrunken. Geredet. Und ist dann in den Armen seiner Frau sanft eingeschlafen. Das Schicksal dankbar und herzlich. Eine herzensgute Gemeinschaft wird auseinander gerissen. Wir sind dankbar, dass wir viele Stunden und noch viel mehr besondere Augenblicke mit ihm teilend durften. Unsere Erinnerungen und seine dagelassenen Spuren sind vielfältig und sind besondere. Abschiednehmen? Etwas was uns allen noch bevorsteht, auch wenn wir’s tunlichst vermeiden darüber nachzudenken hat den Günter für sein Lebendiges belohnt und beim Verreisen beschenkt. Und wir denken mit einem Lächeln an den Günter, an unseren „Schu-Gü“. Ahoi Kapitän. Machs gut. Gute Reise. Wart ´auf uns.

Danke.
Wir fühlen mit. Und können, auch als Außenstehende seiner Familie, besonders der Evi und seinen Buben nur danken, für die Fürsorge, die Pflege und große Liebe, die sie dem Günter geschenkt. Wir? Wir schenken Mut, Stärke und bieten unsere Hilfe in der Zeit des Abschieds an. Und unsere Geschichten und Erinnerungen an einen für uns unvergesslich mutigen, starken und besonderen Menschen.Unvergessen. Dankbar. Wunderschön.
Klar: Du fehlst uns – jetzt – hier.
Dort:
Dort wo Du jetzt bist, triffst Du sicher unseren Christian.
Und gemeinsam wartet ihr dann auf uns.
Inzwischen:
Innige Umarmung – lebe wohl – WIR ALLE!
- Und Deine Wawaschl´n.

Ruth, Roland & Julia, Peter & Nina,
Werner & Andrea, Walter & Kristine,
Martin & Lily, HerrBert & Marlis.

Schlussbild: Es hat sich eingeprägt. Ganz tief. Letzten Donnerstag: Am Mühlbauer Friedhof. Nach dem Gottesdienst. Vor dem Familiengrab mit der Urne. Viele Menschen, Verwandte, Freunde, Wegbegleiter, ehemalige und aktive Bankerinnen und Banker, Versicherer - stehen und warten auf das "Kondolieren". Da tritt ein alter, pensionierter, aber uns allen bestens bekannter Mann nach vorne, - grauer Anzug, - markanter Glatze, – kräftige Stimme - wohlgewählte Worte.  Er steht in der Mitte und spricht mit kräftiger Stimme. Er würdigt in passenden Worten den Günter. Dankt für 20 Jahre Arbeit, für die Zusammenarbeit und ob des Günters-Lebens-Schiksal – für seine Vorbildfunktion für uns alle. Der über 80ige Jährige ist uns damit auch allen ein wahres Vorbild.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.