Ist das liebevoll?
Es bedeutet ganz einfach, dass es möglicherweise - für euer Selbst oder den anderen - nicht die liebevollste aller Taten ist, wenn ihr zulasst, dass der andere euch ständig Schaden zufügt.
In jeder menschlichen Beziehung stellt sich an der entscheidenden Kreuzung nur eine Frage:
Was würde die Liebe jetzt tun
Keine andere Frage ist relevant, keine andere Frage hat Bedeutung, keine andere Frage ist wichtig für eure Seele.
Damit sind wir an einem sehr heiklen Punkt der Interpretation angelangt, denn dieses Prinzip der von der Liebe eingegebenen Handlungen wird weitgehend missverstanden.
Und ebendieses Missverständnis hat schon reichlich Ärger und Wut im Leben verursacht, wodurch wiederum viele von ihrem Weg abgebracht werden.
Viele Jahrhunderte lang wurdet ihr gelehrt, dass die von der Liebe eingegebene Handlung aus der Entscheidung entsteht, das zu sein, zu tun und zu haben, was immer das höchste Wohl des anderen bewirkt.
Doch ich sage euch dies: Die im höchsten Sinn getroffene Wahl ist jene, die das höchste Wohl für euch bewirkt.
Wie jede tiefe spirituelle Wahrheit lädt auch diese Aussage sofort zur Fehlinterpretation ein.
Das Geheimnis klärt sich in dem Moment ein wenig auf, in dem ihr darüber befindet, was das höchste „Wohl“ ist, das ihr für euch selbst bewirken könntet.
Und wenn hier eine Wahl im absolut höchsten Sinn getroffen wird, löst sich das Rätsel, vollendet sich der Kreis, und das höchste Wohl für euch selbst wird das höchste Wohl eines anderen.
Was ihr für euer Selbst tut, das tut ihr für einen anderen.
Und was ihr für einen anderen tut, das tut ihr für euer Selbst.
...So oft haben Menschen – wohlmeinende, in bester Absicht handelnde und sehr religiöse Menschen – im Kontext des alten Verständnisses das getan, was sie in ihrer Beziehung für den anderen Menschen als das Beste ansahen. Leider hat das in vielen Fällen zum permanenten Missbrauch das anderen geführt, zur fortgesetzten Funktionsstörung in der Beziehung.
Letztlich wird die Person, die im Hinblick auf den anderen „das Richtige zu tun“ versucht – rasch zu vergeben, Mitgefühl zu zeigen, ständig über gewisse Probleme und Verhaltensweisen hinwegzusehen -, ärgerlich, wütend und misstrauisch, sogar auch gegenüber Gott.
Denn wie kann ein gerechter Gott dieses unablässige Leiden, diese endlose Freudlosigkeit und Aufopferung verlangen, selbst im Namen der Liebe?
Die Antwort lautet: Das tut Gott nicht.
Er bittet nur darum, dass ihr euch selbst unter jene einreiht, die ihr liebt.
Gott geht noch weiter. Er schlägt vor – empfiehlt-, euch selbst an erste Stelle zu setzen.
...Ich sage euch dies: Wenn ihr euch im höchsten Sinn an die erste Stelle setzt, führt das nie zu einer Gott-losen Handlung.
... Wenn ihr euch anschaut, was in einer Situation wie der, dass ihr missbraucht werdet, das Beste für euch ist, dann werdet ihr zum allermindesten etwas unternehmen, um diesem Missbrauch ein Ende zu setzen. Und das wird gut sein für euch und denjenigen, der missbraucht. Denn selbst der, der missbraucht, wird ebenfalls missbraucht, wenn ihm gestattet wird, diesen Missbrauch fortzusetzen.
Das heilt ihn nicht, sondern wirkt sich zerstörerisch aus.
Denn was hat einer gelernt, der feststellt, dass sein Missbrauch akzeptiert wird?
Und was wird ihm zu entdecken erlaubt, wenn er begriffen hat, dass sein Missbrauch nicht länger geduldet wird?
Anderen mit Liebe zu begegnen heißt also nicht notwendigerweise, dass ihr diesen Menschen gestattet zu tun, was sie wollen.
(Gespräche mit Gott)
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