Bevorstehende Pensionswelle im Bezirk Jennersdorf
Franz Funovits aus Rudersdorf: "Landarzt ist ein schöner Beruf"

- Unterstützt wird Franz Funovits in der Praxis durch seine Frau Anneliese, eine ausgebildete Krankenschwester.
- Foto: Martin Wurglits
- hochgeladen von Martin Wurglits
Sieben von zehn Allgemeinmedizinern im Bezirk Jennersdorf sind älter als 60 Jahre. Heuer werden zwei von ihnen in Pension gehen, weitere folgen in den nächsten Jahren.
Einer von ihnen ist Franz Funovits, der seit 1991 in Rudersdorf ordiniert. "Ich werde meine Praxis noch bis 2022 führen", definiert er seine Lebensplanung.
Ob und wie leicht für diese und andere Landarztpraxen eine Nachfolge zu finden ist, lässt sich schwer abschätzen. Die Ärztekammer tut sich in vielen Fällen schwer, Interessenten zu finden.
Beruf wird attraktiver
Ein wichtiger Schritt wurde in den Augen von Funovits im Vorjahr gesetzt. "Durch die Einführung der Akutordinationen in Güssing und Jennersdorf fallen die Nachtdienste weg, bei denen man als diensthabender Arzt von Freitagabend bis Montagfrüh durchgehend im Dienst war. Das fällt jetzt weg. Ich denke, für junge Kollegen wird der Beruf dadurch attraktiver."
Ein weiterer einschränkender Faktor seien die Hausapotheken, die - weil gesetzlich limitiert - nicht in jeder Ordination geführt werden dürfen. "Einerseits ist die Hausaptheke ein wirtschaftlicher Faktor, andererseits bedeutet sie für die Patienten eine Erleichterung", so Funovits.
Naheverhältnis erhalten
Die diskutierte Einführung von Primärversorgungszentren beurteilt er skeptisch. "Die Wege für die Patienten werden länger, das Naheverhältnis zum behandelnden Arzt geht verloren", fürchtet Funovits. Finanzielle Starthilfen für Jungärzte, wie sie manche Gemeinden vergeben, wären in seinen Augen hingegen ein taugliches Mittel, um verwaiste Praxen zu besetzen.
In Funovits' Praxis kommen pro Tag durchschnittlich 100 Menschen, die meisten aus Rudersdorf und Dobersdorf. Er selbst ist außerhalb seiner Ordination als Schularzt und als Arbeitsmediziner in Betrieben wie Katzbeck oder Lenzing tätig.
Blickt der gebürtige Großpetersdorfer auf seine 28 Landarztjahre zurück, nennt er als größte Erleichterung die Einführung der E-Card. "Dadurch ist aufwändige Abwicklung mit den Papier-Krankenscheinen weggefallen." Kaum Entlastungen erwartet er hingegen durch die Einführung der elektronischen Gesundheitsakte.
Soziales Umfeld
Der Landarztberuf sei "eine schöne Arbeit", betont Funovits. "Man baut engen Kontakt zu seinen Patienten auf, kennt ihr soziales Umfeld." Wo sonst würde man es erleben, dass ein Mann, dem Funovits vor 20 Jahren das Leben gerettet hat, auch heute noch jedes Jahr mit einer Flasche Uhudler als Dankeschön in der Ordination auftaucht?
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