"Jesus und die verschwundenen Frauen"

Foto: religion.orf.at

Es ist gar nicht lange her, da wurde mir ein Vers aus der Bibel in Erinnerung gerufen:

1 Kor 14,33b-36:33b Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen in den Gemeindeversammlungen schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.
Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie zu Hause ihre Männer befragen. Schändlich ist es nämlich für [die] Frau, in [der] Gemeindeversammlung zu reden. Oder ist von euch das Wort (des) Gottes gekommen?
Oder ist es zu euch allein gelangt?

Das ist mir wieder eingefallen, als ich gestern den Film sah:

"Jesus und die verschwundenen Frauen" - Ein Film von Maria Blumencron

Vor 2.000 Jahren kündigte Jesus von Nazareth das Reich Gottes an, in dem alle Menschen gleich wären. In einer streng patriarchal geprägten Zeit war das revolutionär. Und so folgten dem charismatischen Wanderprediger nicht nur Männer, sondern vielfach auch Frauen nach. Doch auf Grund einer männerzentrierten Sprache blieben sie in den Evangelien nahezu unerwähnt. Erst unter dem Kreuz kommen Frauen der Jesus-Bewegung in den Blick. In seinen letzten Stunden werden sie sogar mit Namen genannt. Warum? Weil die Männer aus Angst um ihr eigenes Schicksal davongelaufen waren.

Frauen waren Zeuginnen des Todes Jesu, der Grablegung und schließlich seiner Auferstehung, die zum Grundstein des Christentums wird. Es ist Maria aus Magdala, die von Jesus den Auftrag erhält, die Frohe Botschaft zu verkünden. Sie wird damit zur ersten Apostelin. Doch gleich nach Erfüllung des Auftrags verschwindet die Schlüsselfigur des Ostergeschehens aus den kanonischen Evangelien. Der leere Raum, den sie hinterlässt, wird zum Nährboden abenteuerlicher Legenden. Aus der "Apostelin Apostolorum" wird in der von Männern besetzten institutionalisierten Kirche die reuige Sünderin. Aus der Sünderin die asketische Büßerin. Aus der Büßerin ein laszives Pin-up-Girl der Kunst. Heute wird über Maria Magdalena vielfach gemutmaßt, die Ehefrau Jesu gewesen zu sein. Aber auch das ist nicht mehr als eine weitere Übermalung der wirklichen Maria von Magdala.

Eine folgenschwere Fehlinterpretation erfuhr auch Junia, die als wichtiges Bindeglied zwischen der Jesus-Bewegung und dem frühen Christentum gilt. Von den ersten Kirchenvätern noch als "berühmte Apostelin" gepriesen, erfährt sie im Mittelalter eine folgenschwere Geschlechtsumwandlung. Unter der Feder des Bibelkommentators Ägidius von Rom wird aus Junia ein Apostel namens Junias. Das Versehen eines unausgeschlafenen Augustiners? Oder das Ergebnis eines männerorientierten Weltbildes? Und warum fristet Apostelin Junia in allen gängigen Bibelausgaben bis heute ein Dasein als Mann?

Fragen, die die Filmemacherin Maria Blumencron direkt zur Frage nach der Stellung der Frau in der heutigen Kirche führen. Eine ihrer Vertreterinnen ist die junge Theologiestudentin Jacqueline Straub. Ihr Wunsch es ist, Priesterin der römisch-katholischen Kirche zu werden. Ein hoffnungsloses Unterfangen? Oder gibt es in der Bibel weitere Vorbilder, auf die sich die junge Frau berufen kann? Jacquelines Recherche führt nach Kenchreä bei Korinth, wo sie auf die Spuren einer Mitarbeiterin des Apostels Paulus stößt: Phöbe. Und nach Philippi, wo die erste Taufe auf europäischem Boden stattfand. Es war eine Frau, die diesen mutigen Schritt tat. Ihr Name war Lydia.

Welche Frauen hat Jesus von Nazareth um sich gesammelt? Welche Frauen waren in seiner Nachfolge bedeutsam? Wer hat sie warum zum Verschwinden gebracht und wie werden sie von der heutigen Theologie wiederentdeckt? Auf diese Fragen versucht der Film Antworten zu finden.

Jimmy Carter: “Während der Jahre der frühchristlichen Kirche dienten Frauen als Diakone, Priesterinnen, Bischöfinnen, Apostel, Lehrerinnen und Prophetinnen. Bis zum vierten Jahrhundert war es nicht der Fall, dass die führenden christlichen Führer, allesamt Männer, die Heiligen Schriften verdrehten und verkehrten, um ihre im Aufstieg begriffenen Positionen innerhalb der religiösen Hierarchie fortzusetzen.
Die Wahrheit lautet, männliche religiöse Führer hatten - und haben nach wie vor - eine Wahlmöglichkeit, heilige Lehren zu interpretieren - dass sie die Frauen rühmen, oder sie unterdrücken.
Sie haben, für ihre eigenen egoistischen Zwecke, mit überwältigender Mehrheit das Letztere gewählt.”

Ich gebe der Gleichberechtigung halber meine Religion auf - Sankt Martin an der Raab - meinbezirk.at
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