Skelett eines Wehrmachtssoldaten exhumiert: Fast noch ein Kind

Wer wird ihn wohl vermisst haben? Seine Eltern? Die Geschwister, die Freunde? Seine Verlobte? Jener, dessen Gebeine und Habseligkeiten in Deutsch Minihof, in einer Waldschlucht gefunden wurde, kann keine Auskunft mehr geben. Seit 70 Jahren ruht er, tief versteckt im Löss.

Ein genagelter Schuh

Es begann mit einem genagelten Schuh, den ein ungarischer Waldbesucher in unwegsamen Gelände oberhalb von Deutsch Minihof entdeckte. Er informierte die Polizei, diese, aufgrund des Fundortes - der Schuh wurde im ehemaligen Frontgebiet entdeckt - wiederum das Österreichische Schwarze Kreuz. Laut Obst i.R. Wolfgang F.J. Wildberger tobten Im Raum Wallendorf, Mogersdorf und Deutsch Minihof im Frühjahr 1945 schwere Kämpfe zwischen der deutschen Wehrmacht und der vorrückenden Sowjetarmee. Noch heute sind die ehemaligen Stellungen im Wald gut zu erkennen.

Die Bergung

Gestern war es dann soweit. Ein Archäologe und ein Anthropologe vom Österreichischen Bundesdenkmalamt legten die sterblichen Überreste im unwegsamen Gelände frei. Als erstes trat ein Oberschenkelknochen zu Tage, anhand dessen schon einmal festgestellt werden konnte, dass es sich beim Toten um einen sehr jungen Mann gehandelt haben musste.

Erkennungsmarke fehlt

Systematisch arbeitete sich der Archäologe vor. Ein unversehrter Kamm, ein Bleistift und eine Seifendose, Uniformknöpfe, ein Hemdknopf sowie drei Patronen kamen zum Vorschein. Weiters Schuhbänder und eine Gürtelschnalle. Nur nicht die Erkennungsmarke, anhand derer der Soldat identifiziert werden hätte können. Nach ca. zwei Stunden konnte die Leiche geborgen werden. Der Unterkiefer mit den teilweise noch gut erhaltenen Zähnen gab Aufschluss auf das Alter. 17 und ein halbes Jahr. Ein junger Mensch, fast noch ein Kind, dessen Schicksal es war, in einem bereits verlorenen Krieg sinnlos zu sterben. Für Ehre, Volk und Vaterland. Der unbekannte Soldat wird in aller Stille auf dem Soldatenfriedhof in Mattersburg bestattet.