Bezirk Jennersdorf

Statt Pärchen-Romantik kam Eskalation, Morddrohung und die Polizei

Romantik pur. Bei feierlich gedecktem Tisch. Einem vom Mann gekochten 5-Gänge-Silvester-Menü. Gekrönt mit einem kleinen Geschenk für die schwangere Lebensgefährtin. Sogar Raketen für die bunte Mitternachtseinlage warteten auf ihren Einsatz. Alles war bereit. Für den festlichen Jahreswechsel in trauter Zweisamkeit. Und den ganz besonderen, unvergesslichen Abend. Der es auch wurde. Aber anders, als gedacht. Statt euphorisch erwarteter Idylle und Harmonie kam die Polizei zu dem Pärchen. Wegen Körperverletzung und Morddrohung. Resultat: amtliche Wegweisung. Gefolgt von einer Anzeige. Einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft. Sowie einem Prozess vor dem Landesgericht Eisenstadt.

BEZIRK JENNERSDORF. So hatte sich der 35-jährige Angestellte den Silvester-Abend definitiv nicht vorgestellt. Sitzt er jetzt doch als Angeklagter im Saal 7. Gibt seine persönlichen Daten bekannt. Schildert unverhohlen den fatalen Tagesablauf des 31.12.2021. Und wer glaubt, dass die häusliche Eskalation einem Alkoholexzess oder einem „wertebefreiten Milieu“ geschuldet sei, der irrt. Denn der Beschuldigte tritt seriös auf. Macht einen gebildeten Eindruck. Bedient sich gediegener Ausdrucksweise.

Überraschung mit 5-Gänge-Menü

„Ich wollte meine Freundin am 31.12. überraschen. Bin Einkaufen gewesen, habe ein kleines Geschenk besorgt und sogar Raketen. Zu Hause angekommen, bin ich sofort in die Küche. Während ich am 5-Gänge-Menü feilte, lag sie im Bett. Gut so. Denn sie sollte auch relaxen, immerhin war sie im fünften Monat schwanger. Mit Zwillingen.“ Nachdem er den Tisch fein gedeckt hatte, ging der „Hobby-Koch“ zu seiner Lebensgefährtin und sagte: „Schatz, das Essen ist fertig!“

Statt Begeisterung getrübte Stimmung

„Es sollte ein besonderer Abend werden. Ich war im totalen Hochgefühl. Alles hatte geklappt. Leider wurde meine Freude nicht geteilt. Meine Freundin strahlte schlechte Laune aus. War sichtlich deprimiert. Statt Begeisterung getrübte Stimmung.“ Merkbar daran, dass die schwangere Frau normalerweise jedes Essen fotographierte. Diesmal, trotz all der kulinarischen Mühen des Mannes, gab es kein Bild. „Klar geisterte mir dann die Frage durch den Kopf, wofür ich mir das angetan habe!“

Massage als Stimmungsaufheller

„Seitens meiner Lebensgefährtin gab es keine Reaktion. Kein Wort des Lobes. Eher Wortkargheit und Distanz. Die Atmosphäre war angespannt. Ich habe das runtergeschluckt. Alles weggeräumt. Dachte mir, das wird schon wieder. Da bat mich meine Freundin um eine Massage, ehe sie sich wieder ins Schlafzimmer zurückzog. Ihr Wunsch war mir Befehl. Warum auch nicht. Ist ja schwanger. Hat es nicht leicht. Vielleicht steigt dann ja die Stimmung!“

Freundin chattete mit anderem Mann

Während der 35-Jährige den Rücken seiner Geliebten durchknetete, tippte sie Nachrichten in ihr Handy. Chattete mit einem anderen Mann. „Ihrem sogenannten besten Freund, der Gefühle für sie hegte. Das ging eine ganze Weile so. Klar ging mir das auf die Nerven. Also habe ich die Massage beendet und bin wortlos ins Wohnzimmer gegangen“. Hinter ihm her tappte die Freundin und stellte ihn zur Rede. Der Nährboden für eine Auseinandersetzung war somit gelegt. Ein Wort ergab das andere. Lauter und lauter. Bis Mitternacht. Statt dem Fernseh-Geläut der Pummerin und sprühendem Feuerwerk gab es Geschreie und Eskalation.

Von "vergesse ich mich" bis "bring dich um!"

Bei der Schilderung der heftigen Streiterei geistern dann zwei Varianten herum. Der Angeklagte sagt, die Freundin habe ihn ins Gesicht geschlagen und mit den Füßen getreten. Weil sie schwanger war, machte er sich Sorgen um die Gesundheit der Zwillinge. Er hätte dann ihre Hände gehalten, um sie zu beruhigen. Und sei dann während der Fuchtlerei, unabsichtlich, mit seinem Kopf gegen den ihren gestoßen. Mit der Drohung: „Hör endlich auf, sonst vergesse ich mich!“ Die schwangere Freundin meint hingegen, er habe sich plötzlich das Leiberl vom Körper gerissen, sie zur Seite geschubst, ihre Hände gehalten und ihr dann seinen Kopf, ganz bewusst, gegen den ihren gestoßen. Mit dem Beisatz: „Ich bring dich um!“

Küchenbeil für Flatscreen-TV

Dass er im Zorn ein Küchenbeil in den 65 Zoll großen Flatscreen-TV werfen wollte, sei nur am Rande bemerkt. Vor der Richterin gestand der Mann dann doch, vielleicht Sachen gesagt zu haben, an die er sich nicht mehr erinnert. Ernstgemeint war das aber alles nicht. Ergänzt durch: „Mein Verhalten ist durch nichts zu entschuldigen. Natürlich tut mir das alles furchtbar leid. Ist inzwischen aber mit meiner Lebensgefährtin geklärt. Auch sind unsere Zwillinge bereits auf der Welt. Und unser Streit von damals längst vergessen.“

"Ich bin viel ruhiger geworden"

Vor der Urteilsverkündung schilderte der 35-Jährige noch, dass ihm, nach der polizeilichen Wegweisung, sein Fehlverhalten erst richtig bewusst geworden ist. Deshalb hat er auch freiwillig an Schulungen in einer Männerberatungsstelle teilgenommen. „Das hat mir gutgetan. Ich bin viel ruhiger geworden. Zudem sprechen meine Freundin und ich jetzt sofort über Probleme, vorher haben wir sie beide weggeschwiegen!“ Aufgrund seiner Verantwortungsübernahme ließ die Richterin Milde walten und entschied sich für eine Probezeit von 2 Jahren im Rahmen einer Diversion. Nicht rechtskräftig.