Zwei Kassenarzt-Stellen in Jennersdorf unbesetzbar
Kammer: "Erster Vorbote des Ärztemangels"
Was derzeit in Jennersdorf der Fall ist, könnte in Zukunft im Burgenland noch öfter passieren. Die Stelle eines praktischen Arztes, die von der Ärztekammer ausgeschrieben wurde, blieb trotz Bemühungen bis dato unbesetzt. Gleiches gilt für die Kassenstelle eines Gynökologen.
Miz Jahresende hat die Allgemeinmedizinerin Sigrid Kraus in Jennersdorf ihre Praxis geschlossen. Die burgenländische Ärztekammer hat - wie in solchen Fällen üblich - die Kassenstelle ausgeschrieben.
Alle Bewerber zogen zurück
"Daraufhin haben sich zwei Mediziner beworben. Aber beide haben ihre Bewerbungen binnen der Vier-Wochen-Frist wieder zurückgezogen", berichtet Thomas Bauer von der Ärztekammer.
Auf die Gynäkologen-Ausschreibung haben sich sogar drei Aspiranten beworben. Aber auch sie haben ihre Bewerbung wieder storniert.
Interesse sinkt
"Das sind die ersten Vorboten des Ärztemangels" fürchtet Bauer. "Wir registrieren, dass die Bewerbungen für offene Kassenstellen immer mehr zurückgehen."
Ärzte-Pensionierungswelle steht bevor
Die Situation dürfte sich in Zukunft weiter verschärfen. "Im Burgenland haben wir acht praktische Ärzte, die heuer 65 werden und das Pensionsalter erreichen. Die Spitze wird im Jahr 2023 erreicht sein, wenn 18 Allgemeinmediziner dieses Alter erreichen", prognostiziert Bauer. Die Altersgruppe der jetzt 55- bis 60-Jährigen sei die stärkste unter allen Ärztegruppen.
Zweiter Versuch
Im Feber schreibt die Kammer die beiden Jennersdorfer Stellen daher erneut aus. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. "Wir können ja keinen Arzt zwangsverpflichten", so Bauer.
Weiter drei Kassenpraxen
In jedem Fall soll die Zahl der Allgemein-Ordinationen gleich bleiben. "Für Jennersdorf sind drei praktische Ärzte vorgesehen, und daran ändert sich auch nichts", versichert Bauer.
In der Bevölkerung gibt es nämlich vielerorts die Befürchtung, dass es bei zwei Ärztepraxen bleibt. Derzeit ordinieren mit Wolfgang Gangl und Peter Thomas zwei Allgemeinmediziner in der Stadt.
Sperre?
Für die Gemeindepolitik ist die Situation jedenfalls unbefriedigend. "Ärzte, die trotz einer Bewerbung eine Kassenstelle nicht annehmen, könnte man über die Landesgrenze hinweg für mehrere Jahre sperren“, regt Bgm. Willi Thomas an. Die Gesundheitsversorgung müsse weiterhin gesichert bleiben.
Link-Tipp: Warteliste mit beschränkter Aussagekraft
83 Namen umfasst die aktuelle <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.aekbgld.at/documents/10710/522521/am_sued.pdf">Warteliste</a> von Medizinern, die im Südburgenland gerne eine Kassenstelle als praktischer Arzt oder Ärztin übernehmen wollen. 81 von ihnen haben sich für Jennersdorf allerdings nicht beworben.
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